
Wer im Cockpit einer Lufthansa-Maschine sitzt, der hat seine ersten Flugerfahrungen in Bremen gesammelt. Das werden künftige Ausbildungsjahrgänge nicht mehr erleben. An der 1956 gegründeten Verkehrsfliegerschule wird laut der Ausbildungssparte des Konzerns, der Lufthansa Aviation Training (LAT), den angehenden Piloten nur noch die Theorie vermittelt. Der in Deutschland vorgesehene praktische Ausbildungsteil werde in Rostock-Laage zusammengeführt, teilte LAT am Mittwoch mit. Was aus den 130 Mitarbeitern, davon 33 Fluglehrer, am Bremer Standort werden soll, ist derzeit ungewiss. Laut LAT-Sprecher Dirk Sturny wird an einem Interessenausgleich und Sozialplan gearbeitet.
„Diese Entwicklung ist bedauerlich“, sagt Peter Hahn, Fluglehrer und Personalvertreter, auf Nachfrage des WESER-KURIER. „Wir stehen vor einer ungewissen Zukunft.“ Das betreffe nicht nur die Fluglehrer, sondern auch die Akademiker, die die Theorie beispielsweise in Meteorologie oder Navigation jahrzehntelang über internationale Anforderungen hinaus vermittelt hätten.
Die Verkehrsfliegerschule ist in den vergangenen Monaten mehrfach in die Schlagzeilen geraten: Zum einen, weil die Ausbildung seit dem Frühjahr coronabedingt unterbrochen ist, und zum anderen, weil die Lufthansa Group angesichts der zurzeit nicht vorhandenen Perspektiven auf einen Cockpitarbeitsplatz allen Flugschülern vor zwei Monaten angeboten hatte, ihre Ausbildung kostenneutral zu beenden oder alternativ bei einer anderen Flugschule fortzuführen. Daraufhin hatten von 700 Flugschülern 100 im Januar eine Klage auf Fortsetzung ihrer Ausbildung beim Arbeitsgericht Frankfurt eingereicht.
Auch der Standort Rostock-Laage hatte in der Vergangenheit für Aufregung gesorgt. Lufthansa hatte im Sommer angekündigt, auch die drei Ausbildungsstandorte Bremen, Rostock-Laage und Zürich in der Schweiz im Rahmen ihres Umstrukturierungsprozesses einzubeziehen. Dabei ging das Gerücht um, dass die Ausbildung nach Rostock verlagert werden soll. Das würde einer Tarifflucht gleichkommen, kritisierte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi damals. Denn in Rostock-Laage seien die Löhne deutlich niedriger. Im Gegensatz zu Bremen, sei die Flugschule in Rostock-Laage nicht tarifiert. „Die Befürchtung von damals hat sich jetzt bestätigt“, so Verdi-Gewerkschaftssekretär Franz Hartmann.
Die Ausbildung soll laut Lufthansa modernisiert werden: Bislang werden die Flugschüler so ausgebildet, dass sie gleich nach Erhalt der Lizenz im Cockpit in einem Verkehrsflieger der Lufthansa Group tätig sein können. In der geplanten Campus-Ausbildung soll ein Abschluss erworben werden können, der international üblich ist. Die Berechtigung eine Verkehrsmaschine zu fliegen, können die ausgebildeten Flugschüler dann im Anschluss bei der jeweiligen Airline erwerben. Damit erhalte die aktuelle Generation von Flugschülern zugleich wieder eine Perspektive auf einen möglichen späteren Einstieg nicht nur in Cockpits der Lufthansa-Group-Airlines, so Sturny. Wann das Modell an den Start gehen soll, sei noch offen.
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