
„Die Software ist der Türöffner zur Unternehmens-IT“, sagt Heiko Gloge. Vor mehr als 15 Jahren gründete der ehemalige Pädagoge die Igel Technology GmbH. Heute gehört das Unternehmen mit Sitz in der Airport-Stadt zu den Marktführern in Sachen Softwareentwicklung. Inspiration bekommt IT-Experte Gloge vor allem in den USA. Sein Ziel ist es, dort künftig die Hälfte des Gesamtumsatzes zu generieren.
Wie kann man heute auf Endgeräte am Arbeitsplatz zugreifen und diese möglichst effizient verwalten? Diese Frage stellen sich Gloge und seine Mitarbeiter immer, wenn sie neue Softwarelösungen erarbeiten. Als einer der weltweit führenden Thin-Client-Hersteller unterstützt Igel Technology Unternehmen und Behörden dabei, die Effizienz, Flexibilität und Sicherheit ihrer IT-Infrastruktur zu erhöhen. Als Thin Client werden minimalistisch eingerichtete Arbeitsplatzrechner bezeichnet, die über einen zentralen Server mit allen notwendigen Daten versorgt werden. „Der Arbeitsplatz ist das Entscheidende – nicht das, was drauf steht“, sagt Gloge. Zu den Kunden gehören vor allem Krankenhäuser wie das Klinikum Bremen-Mitte, aber auch die Universität in Graz sowie Unternehmen aus der freien Wirtschaft nutzen die Dienstleistungen aus Bremen.
Spricht man den Igel-Geschäftsführer auf den Begriff „Hidden Champion“ an, ist er kurz ein bisschen verärgert. Der englische Ausdruck bezeichnet eher unbekannte kleine und mittelständische Unternehmen, die in ihrem Markt jedoch führend sind. Dass sein Unternehmen in der Hansestadt nicht vielen Menschen bekannt ist, stört ihn dabei weniger. Gloge ärgert sich in diesem Zusammenhang vor allem darüber, dass Bremen aus seiner Sicht keine IT-Strategie für die nächsten Jahre habe, obwohl das Know-how vor Ort sei. In Zeiten von Cloud-Computing, dem Internet der Dinge und der wachsenden Zahl mobiler Endgeräte stünden viele Unternehmen vor der Herausforderung, ihre IT-Infrastruktur und damit Tausende Computer-Arbeitsplätze fit für die Zukunft zu machen.
Dass er einmal ein IT-Unternehmen leiten würde, hätte der heutige Geschäftsführer von Igel Technology am Anfang seines Berufslebens wohl nicht vermutet. Denn Gloge hat nach der Schule zunächst eine Ausbildung in der Heimpädagogik gemacht. „Was ich da gelernt habe, will ich nicht missen“, sagt er. „Aber das Amt war keine Perspektive für mich.“ Ein Bekannter aus der Erwachsenenbildung brachte ihn schließlich Anfang der 1980er-Jahre auf einen ganz anderen Bereich: die IT. Davon hatte der Unternehmer damals seine ganz eigene Vorstellung: „Das sind doch diese elektrischen Schreibmaschinen, dachte ich.“ Doch Gloge wurde schnell davon überzeugt, dass sich hinter IT weitaus mehr verbirgt und entschied sich für eine Umschulung zum Datenverarbeitungskaufmann.
"Was wir in San Francisco lernen, inhalieren wir in Bremen"
Dank seines technischen Wissens landete er beim Handelshaus Melchers, wo er erstmals das Augsburger Unternehmen Igel – die Abkürzung steht für Innovative Gesamtlösung in der Mikroelektronik – kennenlernte. Melchers investierte in den Vertrieb der Igel-Produkte und wurde schnell die zweitgrößte Vertriebsgesellschaft in Europa. Nachdem Melchers Ende der 90er-Jahre bereits die Namensrechte von Igel erwarb und die Entwickler dort mit ins Boot holte, begann Gloge mit der Planung einer eigenständigen Firma.
2001 gründete er die heutige Igel Technology GmbH. „Das Ziel war, eine saubere Softwareentwicklung gegen den Marktführer Amerika zu betreiben“, erinnert sich der einstige Gründer. 2001 entwickelte das Unternehmen ein eigenes Betriebssystem, gefolgt von einem Management-Tool, das zum Bestseller avancierte. Diese beiden Produkte sind für Gloge noch immer das Herzstück der Firma. Dass die Software dabei auf allen Endgeräten wie Smartphone, Tablet oder Computer läuft, sieht Gloge als großen Vorteil.
Heute beschäftigt sein Unternehmen weltweit mehr als 250 Mitarbeiter, im vergangenen Jahr erzielte es einen Umsatz von 75 Millionen Euro. Inzwischen ist Igel in Deutschland Marktführer in Sachen Softwareentwicklung und die Nummer drei in Europa. Doch die Finanzkrise 2009 ging auch an dem Bremer Unternehmen nicht spurlos vorbei. „Die Finanzkrise hat uns einmal richtig durchgeschüttelt“, sagt Gloge. „Die Märkte haben sich danach radikal verändert. Wir mussten uns also breiter aufstellen.“ Igel setzt seitdem verstärkt auf maßgeschneiderte Softwarelösungen und Service, die die Kunden über Jahre mit regelmäßigen Updates versorgen. „Das erlaubt uns, den Markt zu dominieren.“
Seit 2014 konzentriert sich das Unternehmen verstärkt auf den nordamerikanischen Markt, wo mittlerweile ein Drittel der Umsätze generiert wird. Die Zusammenarbeit mit den USA inspiriert Gloge bei seinen Besuchen in Kalifornien immer wieder: „Was wir in San Francisco lernen, inhalieren wir in Bremen.“ Dort sieht der Igel-Geschäftsführer für sein Unternehmen vor allem Potenzial in der Gesundheitsbranche. Ziel sei es, in den nächsten Jahren die Hälfte der Umsätze in Nordamerika zu generieren.
Noch nicht registriert? Jetzt kostenlos registrieren »
Wann wurde SAP geschlossen und was wurde aus der Software AG?
Habe ich was verpasst?