
Die Corona-Krise hat einige Branchen komplett lahmgelegt oder die Umsätze enorm schrumpfen lassen. Dennoch ist das Wirtschaftswachstum nicht so stark eingebrochen, wie es von vielen Experten im Frühjahr erwartet wurde. Und es gibt Branchen, die in der Krise zugelegt haben. Auch das Gründen von Unternehmen lässt sich nicht generell in die eine oder andere Kategorie einordnen. „Es finden Gründungen statt, aber insgesamt auf einem niedrigeren Niveau als im vergangenen Jahr“, sagt Petra Oetken vom Starthaus, der Anlaufstelle für Gründungsinteressierte und junge Unternehmen in Bremen und Bremerhaven. „Dass weniger gegründet wird, führen wir auf Corona zurück.“
Dabei sei vor allem zu beobachten, dass sich der Rückgang in erster Linie auf die Zeit der Lockdowns beziehe, sagt Oetken. „In den Sommermonaten war die Nachfrage nach Beratung wieder fast auf ein normales Niveau gestiegen.“ Wichtig sei neben der Gründungsberatung, „dass wir den Gründungsprozess der jungen Unternehmen auch weiterhin begleiten konnten.“ Denn bei vielen Jungunternehmen gehe es darum, bestimmte Fristen einzuhalten, etwa bei Gründungszuschüssen. „Dass sie eingehalten werden, gehört mit zu unseren Aufgaben, und diese Fristen gelten auch in Lockdown-Zeiten.“
Generell könne man sagen, dass diejenigen, „die vorhatten, sich selbstständig zu machen und in einem Angestelltenverhältnis sind, die Gründung eher auf Eis gelegt haben, als diejenigen, die den Weg in die Selbstständigkeit aus der Arbeitslosigkeit heraus gesucht haben“, so die Beraterin vom Starthaus, das auf Initiative der Bremer Aufbaubank vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde.
Der Start in die Selbstständigkeit fiel für Rebekka Tegtmeier genau in die Anfangsphase des ersten Lockdowns. Geschadet hat das dem Unternehmen aber nicht, was offensichtlich am Geschäftsmodell liegt: Rebekka Tegtmeier hat zusammen mit Jonas Fromme Equihub gegründet. Beide waren ehrenamtlich in der Gründerszene tätig und hatten Workshops für das Netzwerk Bremen-Start-ups organisiert. In ihrer Selbstständigkeit haben sie nun unter anderem den sogenannten Open Innovation Cycle (OIC) zusammen mit dem Starthaus entwickelt. Das ist eine Art Intensiv-Coaching-Programm für Start-ups mit innovativen und skalierbaren Geschäftsmodellen.
Im OIC können potenzielle Gründer ihre Gründungsidee in kurzer Zeit überprüfen oder die Idee verwerfen. „Außerdem ist es manchmal so, dass Start-ups zwar mit viel Elan an den Start gehen, aber mal schnell die Orientierung verlieren“, sagt Tegtmeier. „Da setzt das Programm an, da es auch einen Fokus auf die kontinuierliche agile Arbeitsplanung legt.“ Außerdem entwickelt Equihub die Software für ein Ökosystem-Management.
Die Geschäftsidee hatten beide Gründer schon vor der Corona-Krise. Der Bereich Digitalisierung habe sicherlich insgesamt einen Schub durch den Lockdown und Homeoffice bekommen. „Davon profitieren wir auch“, sagt Tegtmeier. Dennoch wünscht sie sich normale Zeiten. „Es hat sich herausgestellt, dass viele digitale Tools, die sonst eher selten genutzt wurden, sehr gut funktionieren und es ist auch eine Vielzahl dazu gekommen, aber eines können sie nicht ersetzen – lockere Gespräche, die sich mit Dingen abseits des eigentlichen Themas beschäftigen und trotzdem wichtig sind, weil dadurch häufig ganz neue Ideen entstehen. Dafür bedarf es hin und wieder realer Treffen – trotz aller Digitalisierungs-Erneuerungen.“
Was man bislang feststellen könne, sei, dass Start-ups im digitalen Bereich häufig schnell auf veränderte Rahmenbedingungen durch die Krise reagierten, sagt Petra Oetken. Diese Gründer hätten die dafür notwendige Flexibilität oft verinnerlicht. Es gebe aber auch Bereiche, die einfach aufgrund der Situation kaum bis gar keine Veränderung zuließen. „Das ist auch die Wahrheit.“ Wer sich als Friseur selbstständig gemacht habe und seinen Laden schließen müsse, der habe im Grunde genommen keinen Spielraum. Er könne eben nicht durch Onlinegeschäfte oder durch Außer-Haus-Verkauf versuchen, zumindest einen kleinen Teil des Ausfalls vom normalen Geschäft zu kompensieren. „Einer meiner Kunden betreibt eigentlich eine Kantine, die nun leider geschlossen ist.“ Der habe sich kurzerhand entschlossen, in einen Food-Truck zu investieren. So ein Strategiewechsel sei aber nicht in allen Bereichen möglich.
Vor diesem Hintergrund müsse intensiv geprüft werden, ob ein Geschäftsmodell unter Corona-Bedingungen überhaupt tragbar sei, so die Gründer-Beraterin. Deshalb sei es manchmal sinnvoll, den Start in die Selbstständigkeit zu verschieben. Die Zeit bis dahin könne trotzdem genutzt werden. „Wir bieten verschiedene Workshops an, die sich unter anderem damit befassen, den Markt noch genauer zu validieren.“ Diese Angebote würden von den Gründern von morgen sehr gut nachgefragt.
Aderlass an Freiberuflern
Deutschland droht nach der Corona-Krise laut einer Umfrage von der Versicherung HDI und dem Institut You Gov ein nachhaltiger Aderlass an selbstständigen Unternehmern und Freiberuflern. Danach will mehr als ein Drittel der 3600 befragten Angestellten (38 Prozent), die vor der Corona-Zeit Pläne für eine berufliche Selbstständigkeit hatten, diese jetzt nicht mehr weiterverfolgen. Unter allen Angestellten in Deutschland ist zudem fast die Hälfte (47 Prozent) überzeugt, dass es nach der Corona-Zeit hierzulande weniger Selbstständige als zuvor geben wird.
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