
Bei der Bremer Greensill-Bank hat es einen Whistleblower gegeben, der die Bundesfinanzaufsicht (Bafin) auf die Vorgänge in dem Geldinstitut hingewiesen hat. Das geht aus einem internen Papier hervor, das dem WESER-KURIER vorliegt. Demnach hatte ein Informant in der Zeit von April bis September der Bafin zweimal einen Hinweis gegeben. Er warf dem Bremer Bankhaus Betrug vor. Dabei sollen falsche Rechnungen diskontiert worden sein.
Seit Jahresanfang erhielt die Bafin drei neue Hinweise. Es ging um weitere Betrugsvorwürfe und die Sorge um die finanzielle Lage der gesamten Greensill-Gruppe. Aus dem Papier geht außerdem hervor, dass es bereits im April ein Telefonat mit dem Vorstand der Greensill-Bank gab. Inhalt des Gesprächs war das bestehende hohe Kreditrisiko bezüglich Sanjeev Gupta und seines Konzerns GFC Alliance. Gupta, ein Brite mit indischen Wurzeln, hatte sich mit seinem Unternehmen auf den Aufkauf maroder Stahlwerke spezialisiert. Das Geld zur Finanzierung erhielt er von Greensill Capital, der Mutter der Bremer Greensill-Bank. Der Australier Lex Greensill finanzierte Gupta seine Expansion. Anfang März soll Gupta seine Zahlungen an Greensill eingestellt haben.
Ab Mai 2020 gab es monatlich ein Telefonat zwischen der Bafin und dem Vorstand der Greensill-Bank. Im Juli richtete die Bafin dann eine Taskforce Greensill ein und begann, eine Sonderprüfung vorzubereiten. Das Mandat dazu erteilte die Bafin am 11. September an die Wirtschaftsprüfer von KPMG. Aus diesen Daten geht hervor, ab wann die Bafin das Bremer Geldhaus auf dem Schirm hatte, damit aber nicht an die Öffentlichkeit ging.
Die Kämmerer der Kommunen, die Millionensummen in Form von Tages- und Festgeldern bei der Greensill Bank investierten, werfen der Bafin vor, sie hätte als Finanzaufsicht die Kommunen viel eher über die Vorgänge informieren müssen. Allerdings ist den Kämmerern bekannt, dass Gelder ihrer Kommunen, die sie bei einer Privatbank anlegen, nicht über den Einlagensicherungsfonds der Banken abgesichert sind. Das geht auch aus den Einlassungen der Kämmerin der Gemeinde Oyten, Cordula Schröder, hervor, die dem WESER-KURIER vor drei Wochen mitteilte: „Insbesondere bezüglich finanzieller Einlagen arbeitet die Gemeinde Oyten aufgrund der fehlenden Einlagensicherheiten grundsätzlich nicht mit Privatbanken zusammen.“
Von verschiedenen Seiten gibt es Kritik an der Finanzaufsicht, sie hätte ähnlich wie im Fall Wirecard zu spät eingegriffen. Der Bremer Finanzwissenschaftler Rudolf Hickel ist dagegen der Ansicht: „Die Bafin hat aus dem Fall Wirecard gelernt.“ Im Gespräch ist bei einer Reform der Bafin inzwischen auch, dass die Finanzaufsicht Informationen von Whistleblowern ernster nehmen soll.
Unterdessen hat der Einlagensicherungsfonds mit der Auszahlung der Gelder an geschädigte Greensill-Kunden begonnen. Zu ihnen sollten auch der NDR, der SWR und der Saarländische Rundfunk gehören. Denn ihre beim Bremer Bankhaus angelegten Gelder sind ebenfalls abgesichert. Auch die Hypo Real Estate, also die Bank, die nach der Lehman-Pleite gerettet werden musste, hat laut Medienberichten 75 Millionen Euro angelegt. Der Bankenfonds weigert sich, die Summe auszuzahlen. Denn wenn Banken bei anderen Banken Geld anlegen, verfügen sie über genug Expertise, um das Risiko einzuschätzen, heißt es. Genauso argumentiert der Fonds auch bei Kommunen und ihren Kämmerern.
Gleichzeitig bereitet Insolvenzverwalter Michael Frege, der schon bei der Lehman-Pleite Insolvenzverwalter war, das Verfahren vor. Er und sein Team von der Kanzlei CMS verschaffen sich gerade einen Überblick und arbeiten an einer Struktur für eine Bankeninsolvenz dieser Größe.
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