
Wie kann man die Bremer davon überzeugen, ihr Auto auch mal stehen zu lassen? „Indem man ihnen eine gute Alternative bietet“, sagt Kai Meissner. Mit seinem Start-up Splitshare will er das tun und sich dabei auf die Überholspur begeben. Die Idee: ein großflächiges Sharing-System mit bis zu 700 Elektro-Lastenrädern. Doch bis die ersten Räder rollen, ist noch viel zu tun.
Das E-Lastenrad – für Meissner ist es das Fortbewegungsmittel der Zukunft. Als wahres Transportgenie ist es sozusagen das Maultier unter den Rädern. Die Idee für das Sharing-System begleitet den Gründer schon seit fünf Jahren, sagt er. 2017 bewirbt er sich damit für die Smart-Tech-Trophy des Kraftwerk-City-Accelerator, einer von der SWB geförderten Initiative für innovative Geschäftsideen rund um Energieversorgung und Abfallwirtschaft. Er gewinnt den zweiten Platz, eine Art Stipendium für 14 Monate, kündigt seinen Job als Projektmanager in der Offshore-Windenergie und beginnt mit der Umsetzung.
Doch Meissner fährt gewissermaßen die Zeit davon. Denn, um das Projekt zu realisieren, braucht Splitshare Investoren. Die jedoch glaubten bisher nicht an den Markt.
Meissner aber will nicht aufgeben, sagt er. „Ich brenne für meine Idee.“ Deshalb hat der 37-Jährige das Geschäftsmodell einfach geändert: Er plant nun, die Lastenräder an Unternehmen im ganzen Bremer Stadtgebiet zu verkaufen. Diese, so die Idee, können die Räder zum Beispiel ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen. „Quasi als Benefit“, sagt Meissner. Zusätzlich sollen die Räder öffentlich für jedermann nutzbar sein. An den Einnahmen sollen die Unternehmen prozentual beteiligt werden.
Anders als die meisten Sharing-Anbieter will Splitshare, ehemals E-Motum, auf ein sogenanntes Free-Floating-System setzen. Das bedeutet, dass es in dem festgelegten Gebiet zwischen Uni und Flughafen, Überseestadt und Weserstadion keine festen Abstellstationen geben soll. Dadurch, sagt Meissner, basiere das System auch auf dem Vertrauen, dass die Kunden die hochwertigen Räder verantwortungsvoll nutzen und abstellen. Dafür will Splitshare ein Belohnsystem einführen: Wer das Rad an sogenannten Mobilpunkten, also in der App festgelegten Orten abstellt, zahlt einen geringeren Preis pro Minute.
Für den Kunden bedeutet das Free-Floating-System Flexibilität, für das Start-up ist es eine Kosten- und Zeitersparnis: „Stationen sind in der Investition sehr teuer“, sagt Meissner. Sie würden 70 Prozent der Gesamtkosten ausmachen – und viel Zeit für die Genehmigung bei der Stadt in Anspruch nehmen.
Bedient und gebucht werden sollen die Räder per App. Dort soll dann auf einer Karte verzeichnet sein, wo verfügbare E-Lastenräder stehen und wie lange der Akku noch hält. Pro Ladung fährt das Rad zwischen 120 und 160 Kilometern. Die Batterien, betrieben mit erneuerbaren Energien, wolle das Start-up zunächst selbst austauschen.
Langfristig jedoch, sagt Meissner, sollen Akkustationen eingerichtet werden. Fährt ein Nutzer die Station an und wechselt die Batterie, wird er mit Freiminuten belohnt. Pro Minute hat Meissner für die Nutzung acht Cent kalkuliert. Pro halber Stunde kommen so 2,40 Euro zusammen.
Bei der Herstellung setzt Splitshare auf Nachhaltigkeit. Die E-Lastenräder werden derzeit in Bremen-Nord, direkt am Lesumdeich, von der Bremer Fahrrad-Manufaktur Velo Lab produziert. Die Akkus dafür lässt Meissner liefern. „E-Lastenräder werden mit Blick auf den Umweltaspekt oft wegen der CO2-intensiven Akku-Produktion kritisiert“, sagt er. Um trotzdem ein klimaneutrales Angebot zu schaffen, wolle das Start-up in Ausgleichsmaßnahmen investieren – etwa in die Anpflanzung von Bäumen.
Wenn es gut läuft, sagt Kai Meissner, dann rollen die ersten E-Lastenräder ab Mai 2020 durch die Hansestadt. Spätestens dann will der Gründer sein Start-up in Bremen auf die Überholspur bringen.
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