
Wer derzeit durch die Bremer Innenstadt schlendert, der sieht fast überall schwarz. Hier die „Black Week“ beim Buchhändler Thalia, gleich gegenüber „Black Shopping“ bei Karstadt. Und überall Angebote: Optiker Apollo gewährt zu den „Black Weeks“ 50 Prozent auf Sonnenbrillen und die Modekette H&M bietet einen „24-Stunden-Deal“ mit bis zu 60 Prozent Nachlass. Es ist die Zeit des Black Friday – und die verspricht ordentlich Rabatte und Sonderangebote. An vielen Fensterscheiben der Läden purzeln die Prozente.
War die aus den USA kommende Aktion zunächst ein Novum, setzt sich der Black Friday heute immer mehr durch. Experten gehen davon aus, dass der Handel um die Vergünstigungen kaum mehr herumkommt, wenngleich in Bremen längst noch nicht alle mitmachen. Viele Ketten weiten die Rabatte sogar aus und färben gleich mehrere Tage schwarz ein. Amazon veranstaltet in diesem Jahr eine ganze Schnäppchenwoche. Die mündet unmittelbar in ein Cyber-Monday-Wochenende und damit in die nächste Aktion.
In diesem Jahr wollen 71 Prozent der deutschen Verbraucher am Black Friday oder Cyber Monday einkaufen. Das geht aus einer Umfrage des Beratungsunternehmens PwC hervor. Im Schnitt wollen sie dabei 254 Euro ausgeben – zum Großteil online. „Der Black Friday und der Cyber Monday haben sich mittlerweile fest im deutschen Einzelhandel etabliert“, sagt Christian Wulff, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei PwC. Vor allem elektronische Geräte sind beliebt: Mehr als die Hälfte gab an, Technikartikel kaufen zu wollen, 45 Prozent haben es auf Kleidung, Schuhe oder Accessoires abgesehen.
Doch was bringen die vermeintlich satten Rabatte? Die Vergleichsplattform Idealo hat ausgerechnet, dass tatsächlich viele Artikel im Techniksegment wie Lautsprecher, Fernseher oder Smartphones einen Preisnachlass haben. Der Kunde spare im Schnitt sechs Prozent – mehr aber noch bei Kopfhörern, Spielekonsolen und Staubsaugern. Koffer und Gepäck sollen dagegen zu anderen Zeiten günstiger sein. Darum hilft nach Ansicht von Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen, nur eine perfekte Vorbereitung: „Wenn ich genau weiß, wo der Preis liegt, wenn ich das nächste Laptop oder Tablet kaufen möchte, dann kann sich der Black Friday richtig lohnen.“
Der Kunde fällt so nicht auf den Trick rein, nur einen Rabatt zu bekommen, der vorher aufs Produkt draufgeschlagen wurde. In den Aktionstagen sieht Oelmann eine Chance für Schnäppchen – aber auch Gefahren. Verbraucher sollten aufpassen, nicht auf Fake-Shops hereinzufallen, die meist mit einzigartigen Offerten aufwarteten. Immer wieder passiere das aber. „Da kann ich nur jedem Verbraucher raten: Füße in die Hände und weg!“ Zudem sollte man online nicht per Vorkasse bezahlen.
Von einer „Schnäppchenschlacht“ spricht derweil Jan König, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Nordwest, geht es um den Black Friday und den Cyber Monday. Denn die kleinen Betriebe müssten bei den Rabatttagen mithalten. Das sei nicht leicht. Je digitaler und größer ein Unternehmen sei, desto besser lasse sich mit den Vergünstigungen Geschäft machen.
Generell sieht König einen zu großen Druck auf die Preise: „Zu viel des Guten schadet.“ Schon jetzt höre er von Händlern, dass der Umsatz im Vorfeld deutlich zurückgegangen sei, weil Kunden auf die Aktionen warteten. Das sei gerade im Bereich Technik der Fall. „Das ist eine schwierige Situation. Die Kunden werden irgendwann auf die normalen Preise nicht mehr reagieren, weil es so viele Angebote gibt.“ Für die Verbraucher sei das kurzfristig schön. Aber: „Das schadet dem Einzelhandel ganz massiv.“
Das traditionelle Weihnachtsgeschäft habe früher von der guten Beratung und der Nähe zum Kunden gelebt, sagt König. In den vergangenen vier bis fünf Jahren sind die Rabatte seiner Einschätzung nach deutlich massiver geworden: „Man wartet auf den großen Knall, bis die Preise so kaputt sind, dass die Händler nur schwer überleben können.“ Auch Christian Wulff warnt. Black Friday und Cyber Monday seien für die Händler zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts eine gute Gelegenheit, um sich bei den Kunden zu profilieren. „Allerdings sollten sich die Händler sehr genau überlegen, welche Produkte sie rabattieren, damit sie nicht zu viel von ihrer Gewinnmarge aufs Spiel setzen.“
Welche Bedeutung haben die Tage überhaupt für den Handel? „Einzelne Rabattaktionen führen in der Gesamtschau nur zu Umsatzumverteilungen“, sagt König. Schließlich könne der Kunde den Euro immer nur einmal ausgeben. Der Experte setzt ins Verhältnis: Die Prognose des Handelsverbands Deutschland (HDE) gehe von einem Weihnachtsgeschäft im November und Dezember von 102,4 Milliarden Euro Umsatz aus. Der Black Friday und Cyber Monday kämen der Schätzung zufolge zusammen „nur“ auf 3,1 Milliarden Euro. „Selbst wenn das natürlich herausragende Tage sind, relativiert sich das.“
Karsten Nowak, der bei der Handelskammer Bremen den Geschäftsbereich auch für Einzelhandel leitet, sieht die Aktionen als „Garanten für zusätzlichen Umsatz“. Der Black Friday habe fast „Schlussverkaufs-Charakter“ und stehe gerade durch die viele Werbung im Fokus: „Diesem Charme kann sich der Handel nicht entziehen.“ Im Vergleich zum Vorjahr könne der Umsatz an den Aktionstagen laut HDE um 22 Prozent steigen. „Das ist natürlich eine Ansage.“ Doch Nowak teilt die Ansicht, dass sich der Umsatz der Weihnachtswochen einfach ein Stück verlagert.
König denkt bereits weiter. Er wolle nicht zu viel „Schwarzmalerei“ betreiben, doch Arbeitsplatzabbau – wie derzeit in der Autobranche – mache ihm Sorgen: „Irgendwann wird das auch beim Handel ankommen.“ Rabattaktionen könnten ihm dabei den allerletzten Stoß geben.
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