
Egal welche Entfernungen Pakete hinter sich haben, eines haben sie alle gemeinsam: Sie haben bis zur Auslieferung an den Kunden die sogenannte letzte Meile vor sich. Und diese letzte Meile, die als symbolische Beschreibung für die Feinverteilung benutzt wird, gilt für die Logistikunternehmen als einer der kostenintensivsten Abschnitte in der Transportkette.
Deshalb geht es Online-Diensten und deren Logistikpartnern darum, wie die Feinverteilung der Pakete an den Kunden durch neue Technologien und Strategien künftig optimiert werden kann. Getestet werden dabei unter anderem auch Drohnen-Zustelldienste und autonom fahrende Roboter.
Seit Jahren wächst das Paketaufkommen. Die Zustellung muss im innerstädtischen Bereich in Einklang gebracht werden mit einem höheren Verkehrsaufkommen und damit verbundenen Staus, mit Umweltzonen sowie einem Mangel an Fahrern. Außerdem erwartet der Kunde eine schnelle und pünktliche Anlieferung. Auf der letzten Meile entstehen laut Kai-Oliver Schocke, Professor für Logistik und Produktionsmanagement an der Frankfurt University of Applied Sciences, 50 Prozent der Kosten bei der Paketlieferung.
Aber nicht nur die großen Paketzustelldienste wie DHL oder Amazon Logistics arbeiten daran, die Zustellabläufe in Ballungsräumen zu optimieren: „Unsere Lösung trägt dazu bei, die Probleme auf der letzten Meile wie zunehmendes Paketvolumen oder Staus aufgrund von in zweiter Reihe geparkter Kurierfahrzeuge zu reduzieren“, sagt Kristian Schopka vom Bremer Unternehmen Rytle. „Unsere Idee ist es, die innerstädtische Zustellung mittels kleinerer elektrisch betriebener Zustellfahrzeuge beispielsweise Lastenfahrrädern durchzuführen.“
Damit das funktioniere, sei allerdings eine zusätzliche innerstädtische Kommissionierungsstufe notwendig, sagt Schopka. Für Kurier-, Express- und Paket-Dienstleister heißt das, dass sie ihre klassische Paketzustellung mit Fahrzeugen, die gewöhnlich ihre Touren am außerstädtischen Paketzentrum starten und beenden, umstellen müssen. „Um den Aufwand der zusätzlichen Kommissionierungsstufe zu reduzieren, nutzen wir speziell entwickelte Zehn-Fuß-Container, die mit vorkommissionierten Rollboxen im Paketzentrum beladen werden und anschließend mit einem Spezialfahrzeug ins Zustellgebiet transportiert werden.“ Im Zustellgebiet übernehmen dann Fahrradkuriere die Feinverteilung mittels Lastenfahrrad.
Dieses Neudenken der letzten Meile erfordere ein hohes Maß an Digitalisierung, sagt Schopka. „Um einen reibungslosen Prozess zu gewährleisten, müssen wir jederzeit wissen, wo sich die Pakete in Echtzeit befinden.“ Hierzu seien alle Komponenten mit Sensoren und Telematik ausgestattet. Der komplette Transportprozess sei digital transparent. „In diesem Kontext interessieren uns Entwicklungen wie die des Smart-Helms.“ Dadurch könne man dem Fahrradkurier ein Instrument an die Hand geben, das im Fahrzeug selbstverständlich sei und darüber hinaus relevante Daten etwa für eine optimierte Streckenführung zur Verfügung stelle.
Ein weiterer Vorteil von Lastenrädern: Zum Fahren werde kein Führerschein benötigt, sagt Schopka. Dadurch werde der Kreis für potenzielle Fahrer natürlich wesentlich größer. Denn gerade in dieser Branche sei es generell schwierig, Personal zu finden. Durch den Smart-Helm ergebe sich außerdem der Vorteil, dass für dessen Handhabung und letztlich für die Zustellung der Paketsendungen deutsche Sprachkenntnisse nicht zwingend erforderlich seien.
Um die Klimaziele zu erreichen, spielen aber nicht nur Lastenräder künftig eine immer stärkere Rolle. Die großen Paketzusteller setzen auch immer mehr Elektrofahrzeuge ein – etwa Amazon Logistics, das vom Onlinehändler gegründet wurde, um die Kapazitäten von Deutsche Post, DHL und Hermes besonders für die für die Next-Day- und Same-Day-Belieferung zu ergänzen.
Die Ausweitung der Elektrolieferflotte sei ein wesentlicher Bestandteil, um Amazons Selbstverpflichtung bis 2040 zu erreichen, in allen Geschäftsbereichen CO2-neutral zu sein, so eine Sprecherin. „Um diese Ziele zu erreichen, gab Amazon die bisher größte Bestellung von Elektrofahrzeugen bei Mercedes-Benz in Auftrag und erweitert die Lieferflotte in Europa um 1800 Lieferfahrzeuge – 800 davon werden allein auf Deutschlands Straßen eingesetzt.“ Um die Flotte der Elektrolieferfahrzeuge in Zukunft mit erneuerbarer Energie zu speisen, hatte Amazon im Dezember die Investition in 26 weitere Projekte für Wind- und Solarenergie mit einer Gesamtleistung von 3,4 Gigawatt (GW) angekündigt.
Für den Marktführer DHL ist klar, dass im Zuge der zunehmenden Urbanisierung die Logistik auf der letzten Meile immer komplexer und wichtiger für den Erfolg von E-Commerce-Unternehmen wird. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie mit dem Marktforschungsunternehmen Euromonitor. Gleichzeitig würden neue Technologien Möglichkeiten für eine Verbesserung des Serviceangebots bieten.
Vor diesem Hintergrund müssen die Online-Händler und ihre Logistikpartner völlig neue Ansätze verfolgen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In ihrer Studie identifizieren DHL und Euromonitor die vier Trends für die Zustellung an Endkunden in Ballungsgebieten – die lokalisierte Lieferung, flexible Zustellnetze, die saisonale Logistik und neue Technologien.
Was die Zukunft der Zustellung auf der letzten Meile angeht, forscht auch das Forschungsteam von Amazon in Tübingen an autonomen Technologien wie dem Amazon-Scout. Dieser Lieferroboter wurde von Amazon entwickelt, hat die Größe eines kleinen Kühlschranks und rollt im Schritttempo über Bürgersteige. Ziel sei nicht nur schnellere Lieferoptionen anbieten zu können, sondern gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck zu verringern.
„Dabei arbeiten wir auch mit verschiedenen Partnern zusammen und testen emissionsarme Zustellmethoden, wie E-Cargo-Bikes in Ballungsgebieten“, sagt die Amazon-Sprecherin. Darüber hinaus werde weiterhin der Drohnenlieferdienst getestet. „Momentan befindet sich der Service noch in der Entwicklung, sodass wir die Frage, welche Rolle diese Zustelloption spielen wird, jetzt noch nicht beantworten können, aber wir sind weiterhin begeistert von der Liefermöglichkeit per Drohne.“
Smart-Helm fürs Lastenrad kommt aus der Region
Der Smart-Helm wird von mehreren Partnern in Bremen und Oldenburg entwickelt. Er soll den Fahrer von Handgeräten befreien. Und er soll durch eine Einschätzung der Verkehrs- sowie Aufmerksamkeitsbelastungssituation des Fahrers die für die Zustellung benötigten Informationen passgenau und möglichst ablenkungsarm bereitstellen. Beteiligt an dem Projekt, das seit November 2019 läuft, sind die Bremer Rytle GmbH, die Citipost Nordwest GmbH, das Cognitive Systems Lab der Uni Bremen, die Abteilung für Wirtschaftsinformatik (VLBA) der Uni Oldenburg, die Ubimax GmbH, die Uvex Sports Group GmbH sowie die Stadt Oldenburg. Gefördert wird das Projekt, das im Oktober dieses Jahres abgeschlossen sein, vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
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