
Aufstehen, anziehen, Laptop an: Der Weg ins Homeoffice ist kurz. Immer mehr Arbeitnehmer machen zumindest tageweise ihre Wohnung zum Büro. Mails, Telefonkonferenzen, ja ganze digitale Team- und Softwareprojekte lassen sich ungestört zu Hause erledigen, wenn die Bandbreite stimmt.
Das wissen auch die Mitarbeiter von Dataport zu schätzen. Das norddeutsche IT-Unternehmen hat unter anderem eine Niederlassung in Bremen. „Bei uns hat jeder die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten“, sagt Sprecher Heiko Scharffenberg. Bis zu zwei Tage in der Woche können die Angestellten zu Hause bleiben – das regelt eine eigens getroffene Dienstvereinbarung. Die Erfahrungen seien bislang positiv, sagt Scharffenberg. Vor allem die Flexibilität sei wichtig.
Damit sind die Mitarbeiter von Dataport nicht allein. Etwa 40 Prozent der Unternehmen ermöglichen es ihren Beschäftigten, von zu Hause zu arbeiten. Laut Statistischem Bundesamt nutzte 2017 etwa jeder neunte Beschäftigte die Möglichkeit, regelmäßig oder gelegentlich zu Hause zu bleiben. In Bremen ist es laut Arbeitnehmerkammer sogar jeder Fünfte, der sich zumindest gelegentlich die Fahrt ins Büro spart, wie aus einer Befragung der Arbeitnehmerkammer hervorgeht.
Wie sich der Arbeitsort auf die Arbeit auswirkt, hat nun die AOK untersucht. In einer Studie der Krankenkasse haben drei Viertel der Homeoffice-Arbeiter angegeben, dass sie zu Hause konzentrierter arbeiten können als im Büro; zwei Drittel schaffen am Wohnzimmertisch mehr Arbeit als im Betrieb.
Doch die gesteigerte Effizienz hat offenbar ihren Preis: Das flexible Arbeiten kann psychische Belastungen verstärken, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, heißt es im AOK-Fehlzeitenreport 2019. „Dienstliche Probleme werden gedanklich weiterbearbeitet, wenn man zu Hause ist, weil dort die Arbeit jederzeit wiederaufgenommen werden könnte“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der Krankenkasse. Wer zu Hause immer wieder den Rechner hochfährt oder zum Handy mit den Dienstmails greift, ist demnach meist nervöser und reizbarer als die Kollegen, die ihre Arbeit im Büro zurücklassen.
Der Umfrage zufolge empfindet sogar knapp jeder Fünfte das Arbeiten von zu Hause als Belastung, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschwere. Drei Viertel fühlten sich im vergangenen Jahr erschöpft. Den Grund dafür dürfte ein anderes Ergebnis der Untersuchung offenlegen: Laut der Auswertung macht jeder Dritte sein Homeoffice häufig auch abends und am Wochenende auf. „Der private Rückzugsraum und die Zeit für Erholung schrumpft“, sagt Schröder. Wer im Homeoffice arbeite, habe häufiger Schwierigkeiten, abends und im Urlaub abzuschalten als die, die ausschließlich im Betrieb tätig sind.
Barbara Reuhl, bei der Bremer Arbeitnehmerkammer Referentin für Arbeits- und Gesundheitsschutz, rät Angestellten deswegen, sich mit ihrem Chef auf klare Regeln zu einigen. „Arbeitgeber und ihre Beschäftigten sollten schriftliche Vereinbarungen über orts- und zeitflexible Arbeitsmodelle treffen“, sagt sie. Außerdem müssten sie gut auf sich achten und für Pausen und Belastungsausgleich sorgen – damit das Homeoffice nicht zum Frustort werde und weiterhin eine Erleichterung im Alltag sei.
Denn: Wer im Homeoffice arbeite, sei in der Regel zufriedener als andere Arbeitskräfte, fand das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung heraus. Viele Büros sind häufig keine Oase der Ruhe. Immer mehr Unternehmen lassen ihre Beschäftigten in Großraumbüros arbeiten. Allein im Dienstleistungssektor fühlt sich jeder Zweite sehr häufig oder oft gestört, unter anderem durch Telefonate oder Kollegen, heißt es in einer Untersuchung der Gewerkschaft Verdi.
Aber nicht längst jeder Arbeitnehmer profitiert davon, dass Unternehmen ihren Beschäftigten immer öfter erlauben, von zu Hause zu arbeiten. In Bremen sind es besonders Menschen in IT- und naturwissenschaftlichen sowie in sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen, die häufig im Homeoffice arbeiten. Viele von ihnen nutzen die Arbeit in den eigenen vier Wänden offenbar auch dafür, um sich besser um die Familie kümmern zu können. So arbeiten 16 Prozent der Beschäftigten ohne Kinder gelegentlich von zu Hause, geht aus Zahlen der Arbeitnehmerkammer hervor. 28 Prozent sind es hingegen bei den Eltern von drei oder mehr Kindern. Demnach spielen auch Einkommen und Bildungsabschluss eine Rolle: Je höher sie sind, desto häufiger arbeiten Beschäftigte auch im Homeoffice.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.