Polizei und Feuerwehr in Bremen arbeiten an einem Konzept für eine gemeinsame Leitstelle. Die bisher getrennten Einsatzzentralen im Polizeipräsidium in der Vahr und in der Feuerwache Am Wandrahm reichen kaum noch aus, um die massiv gestiegenen Anforderungen zu bewältigen. Sie müssten deshalb modernisiert oder neu aufgebaut werden. Nicht zuletzt aus Kostengründen reift derzeit die Überlegung, eine gemeinsame neue Leitstelle zu errichten. Im niedersächsischen Umland und in Schleswig-Holstein gibt es bereits mehrere Vorbilder.
Die heutigen Leitstellen von Polizei und Feuerwehr wurden technisch und personell zu einer Zeit mit einem deutlich weniger Einsätzen konzipiert, heißt es aus der Bremer Innenbehörde. Zudem seien bei der Polizei diverse zusätzliche Aufgaben hinzugekommen, wie der Zentralruf und die Videoüberwachung. „Auf Basis der zunehmend größeren Gefährdungslage möchten wir die beiden Schaltstellen der polizeilichen und nichtpolizeilichen Gefahrenabwehrbehörden zukunftsfähig aufstellen“, sagt eine Sprecherin. Feuerwehr und Polizei hätten sich mit Modellen anderer Länder auseinandergesetzt und festgestellt, „dass eine gemeinsame Lösung auch für Bremen zukunftsweisend ist“.
Seit Jahren verzeichnet die Berufsfeuerwehr Bremen steigende Einsatzzahlen. Im Rettungsdienst lagen sie 2019 bei knapp 80.000 Einsätzen, gut 30 000 mehr als zehn Jahre zuvor. „Wir müssen aufstocken. In der Leitstelle geraten wir an die Kapazitätsgrenze“, sagt deren Leiter und Sprecher der Berufsfeuerwehr, Michael Richartz. Acht sogenannte Einsatzleitplätze gebe es derzeit in der Leitstelle. „Perspektivisch brauchen wir doppelt so viele Plätze. Auch weil sich die Anforderungen verändert haben. Es gibt mehr Flächenlagen wie zuletzt Sturmtief ,Sabine'. Und wir müssen auf Großlagen vorbereitet sein, bei denen Feuerwehr und Polizei eng zusammenarbeiten.“
In einer kooperativen Leitstelle rücken Polizei und Feuerwehr räumlich zusammen – sie befinden sich in getrennten Bereichen, aber unter einem Dach. Richartz: „Das vereinfacht Austausch und Koordination, bei Großlagen und im alltäglichen Einsatzgeschehen.“ Die Berufsfeuerwehr habe ein Positionspapier verfasst, beim Senator für Inneres sei eine Projektgruppe eingerichtet. „Allein für den Feuerwehr-Leitstellen-Bereich müssten wir uns von jetzt 200 Quadratmetern Fläche verdoppeln“, so der Sprecher.
Zusammenarbeit in Oldenburg bereits seit 2012
Vorbild sei etwa die Leitstelle in Elmshorn, sie entspreche den Bremer Anforderungen. 27,4 Millionen Euro hat der Neubau inklusive Nachrichten- und Kommunikationstechnik laut schleswig-holsteinischem Innenministerium gekostet. Auch in Bremens unmittelbarer Nachbarschaft ist man schon ein ganzes Stück weiter: In Oldenburg arbeiten Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst seit 2012 unter einem Dach. In der „Kooperativen Großleitstelle Oldenburg“ wird die Technik gemeinsam genutzt, die Aufgaben jedoch räumlich getrennt voneinander erfüllt, sodass die gesetzlichen Zuständigkeiten unverändert gewahrt bleiben, erklärt Melissa Oltmanns, Pressesprecherin der Polizeidirektion Oldenburg.
Neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten, finanzielle Einsparungen etwa durch die gemeinsame Nutzung von Räumlichkeiten, Technik und Infrastruktur, gebe es viele weitere Synergieeffekte – gemeinsame Einsatzanlässe etwa, die gegenseitiges Verständnis und einen schnellen Austausch erforderten. „Die Zusammenarbeit in einem Gebäude begünstigt dies enorm“, sagt Oltmanns. Dasselbe gelte für den direkten Austausch insbesondere auch bei größeren Gefahren- und Schadenslagen, bei denen Polizei und Rettungsleitstelle Hand in Hand arbeiten.
Aber auch bei alltäglichen Einsätzen wirke sich die Nutzung eines gemeinsamen Leitsystems positiv aus. Gemeinsame Einsätze, wie etwa ein Verkehrsunfall mit Verletzten, würden ebenfalls gemeinsam im Einsatzleitsystem bearbeitet. „Informationen können auf diese Weise schnell und direkt ausgetauscht werden.“ Hinzu kämen gegenseitige Unterstützung bei schwierigen Notrufen, wenn etwa Personen reanimiert werden müssen, sowie gemeinsame Übungen, Besprechungen, Aus- und Fortbildungen. Fazit aus Sicht der Polizeidirektion Oldenburg: besseres Einsatzmanagement, mehr Sicherheit für die Bürger – „die Großleitstelle ist ein Erfolgsmodell“. In Niedersachsen gibt es solche kooperativen Leitstellen bereits an fünf Standorten: in Hameln (seit 2008), in Oldenburg und Osnabrück (2012), Wittmund (2014) sowie in Lüneburg (2015).
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