Die Hansekogge "Roland von Bremen" ist am frühen Dienstagmorgen an der Schlachte gesunken. Das Schiff muss so schnell wie möglich geborgen werden, um weiteren Schaden zu vermeiden.
Es ist eine filmreife Szenerie: Der Großteil des 24 Meter hohen Masts ragt noch aus dem Wasser, auch einzelne Aufbauten sind noch zu erkennen. Ein kleines Boot der Feuerwehr umkreist die gesunkene Kogge. Der Feuerwehr zufolge hat die Wasserschutzpolizei das Sinken der Kogge in Höhe der Teerhofbrücke um 3.44 Uhr gemeldet.
Etwas Treibstoff trat aus, deshalb hat die Feuerwehr rund um das 23 Meter lange versunkene Schiff eine gelbe Ölsperre ausgelegt, damit sich das verunreinigte Wasser nicht weiter ausbreitet. Das Schiff besitzt einen windunabhängigen Motorantrieb. Es war offenbar voll betankt, angeblich mit rund 500 Liter Diesel-Treibstoff und rund 100 Litern Hydraulik-Öl.
„Kleinere Mengen Öl sind ausgetreten, aber das ist eher tröpfchenweise und wird vermutlich eine Menge von unter 10 Litern sein“, sagt Michael Schneider, Einsatzleiter der Feuerwehr. Damit das Öl nicht in die Weser gelangt, hat die Feuerwehr innerhalb der gelben Ölsperre weiße Schwimmteile ausgelegt, die sich mit dem Öl vollsaugen und dann rot einfärben. Dadurch wird das Wasser gereinigt, abschöpfen ist nicht notwendig.
„Das Schiff liegt stabil auf Grund“, sagt Schneider. Mit Leinen wurde der Mast am Ufer befestigt, damit keine Schieflage entstehen kann. Auch unter Wasser am Uferhang kann das Schiff laut Schneider nicht weiter in die Weser rutschen, die an dieser Stelle etwa fünf bis sechs Meter tief ist.
Ein kleineres Arbeitsschiff mit Kran soll zusätzlich Pflöcke vor dem schwimmenden Anleger – dem Ponton - in den Flussgrund rammen. Diese Pflöcke sollen dafür sorgen, dass die Kogge bei der auflaufenden Flut nicht seitlich unter das Ponton gedrückt wird.
Über den Grund, warum der historische Nachbau gesunken ist, kann zunächst nur spekuliert werden. Polizeisprecher Dirk Siemering sagte auf Nachfrage: „Vorstellbar ist, dass ein technischer Defekt schuld ist, vielleicht ein Frostschaden. Das ist bislang aber bloße Spekulation.“ Auch ein undichtes Rücklaufventil am Außenmotor könnte Auslößer für den Untergang gewesen sein. Derzeit liegt die Kogge noch auf Grund. Wegen der starken Strömung war es für Taucher bislang nicht möglich, das Wrack genauer zu untersuchen.
Wann und wie das Schiff geborgen wird, ist noch unklar. „Die Organisation der Bergung liegt beim Reeder“, so Siemering. „Noch ist es zu früh für die Bergung“, sagt Harro Koebnick, stellvertretender Geschäftsführer der Reederei „Hal över“ zu der die Hansekogge gehört. „Das Schiff ist gesichert, alles andere wird jetzt in die Wege geleitet.“
Koebnick bekam nachts um halb vier einen Anruf von der Polizei, die ihm von dem gesunkenen Schiff erzählte: „Es war ein Schock“, sagt Koebnick. „Man funktioniert nur noch.“ Der Handlungsdruck sei nun immens hoch, sagt Koebnick: Zwar geht er nicht davon aus, dass die Bergungsarbeiten noch heute beginnen können, doch tagelang dürfe das Schiff dort nicht bleiben: „Wenn es dort eine Woche liegt, ist es hin.“ Das Holz wird unter Wasser wohl am wenigsten geschädigt , doch Elektronik und Maschinen können im Wasser noch mehr Schaden nehmen.
Verletzt wurde niemand. Die Wasserschutzpolizei ermittelt, wie es dazu kam, dass die Kogge auf Grund ging.
Zum Schiff:
Die „Roland von Bremen“ ist ein originalgetreuer Nachbau einer Kogge von 1380. Das Schiff wurde von 1995 bis 2000 im Rahme eines EU-Projekts von arbeitslosen Jugendliche in Vegesack gebaut. Sie besteht – wie das Original – aus etwa 90 Tonnen Eichenholz und zirka 5000 handgeschmiedeten Nägeln. Sie ist fast 24 Meter lang, acht Meter breit und vier Meter hoch. Der Mast ist etwa 24 Meter hoch. Sie gehört zu der Flotte der Bremer Reederei „Hal över“ und kann gemietet werden.
Die Originalkogge wurde 1962 bei Bauarbeiten in der Weser bei Rablinghausen gefunden. Die mehr als 2000 geborgenen Wrackteile wurden im Schifffahrtsmuseum Bremerhaven konserviert und wieder zusammengebaut. Dort ist es auch heutzutage ausgestellt. Koggen waren für die Hansezeit prägend – bis zum Fund aber nur durch Texte und Bilder bekannt.