Kontakte erleichtern Bremer Heime bestellen Corona-Schnelltests

Bis zum 13. November haben die Landesarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände und die privaten Heime Zeit, dem Gesundheitsamt ihre Teststrategie darzulegen. Sie können sie aber schon jetzt ordern und nutzen.
04.11.2020, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Bremer Heime bestellen Corona-Schnelltests
Von Justus Randt

Allein, dass die jüngste Covid-19-Verordnung nichts Neues für die Bremer Pflegeheime und ihre Bewohner bereithält, ist für manche schon eine erfreuliche Nachricht. Stillstand bedeutet das nicht: Aktuell arbeiten die Träger der Einrichtungen an ihren Konzepten für Corona-Schnelltests. Bis zum 13. November müssen sie dem Gesundheitsamt vorliegen, müssen die Anträge gestellt sein, um die sogenannten Antigen-Tests einsetzen zu können. Eine Übergangsregelung, teilt die Sozialbehörde mit, mache unterdessen die beschleunigte Beschaffung möglich.

Einer, dem es nicht schnell genug gehen kann mit den Schnelltests für Bewohner, Beschäftigte und Besucher der Pflegeeinrichtungen, ist André Vater, Vorstandsvorsitzender der Bremer Heimstiftung mit rund 3000 Bewohnerinnen und Bewohnern und 2500 Beschäftigten. „Wir sind seit März in dieser Situation, die bei allen Beteiligten zu mentaler Erschöpfung führen kann“, sagt er. „Das Belastende ist ja die Ungewissheit, dass man nicht weiß, wann es endet.“ Die Schnelltests sind für ihn ein wichtiges psychologisches Moment: „Auch wenn ihre Zuverlässigkeit nicht an die der Labortests herankommt, helfen sie doch, sehr schnell mit hoher Wahrscheinlichkeit Ungewissheit aus der Welt zu schaffen. Das ist ein guter Kompromiss.“

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Während es im August und September kaum Verdachtsfälle in den Heimen gegeben habe, gebe es diese jetzt „vermehrt“, sagt Bernd Schneider, Sprecher der Sozialsenatorin: „Wir haben in 14 der 101 Heime Fälle bei Bewohnern und dem Personal. In zwei Einrichtungen erreicht das eine zweistellige Anzahl, zumeist sind es Einzelfälle.“ Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr habe es in jedem zweiten Heim Corona-Infektionen gegeben. „In den Einrichtungen ist das nicht anders als im Querschnitt der Bevölkerung auch“, sagt André Vater.

Groß ist nach wie vor der Materialbedarf. „Aktuell kaufen wir Masken selbst beim Hersteller ein. Die Kosten werden über das Rettungsschirmgesetz für Krankenhäuser und Pflegedienste ersetzt.“ Die Preise hätten sich vervielfacht. Einfache Masken kosteten zuzüglich Steuern 15 Cent (früher sechs Cent), FFP2-Masken 1,60 Euro (früher 48 Cent).

Kontakte möglichst runterfahren

„Die Schnelltest-Bestellung soll heute rausgehen“, sagt Martina kleine Bornhorst. Bis es losgehen kann, setzt die Geschäftsführerin bei der Caritas zwar auf „ein Besuchsmanagement, das den koordinierten Zugang zu den Bewohnern möglich macht“, spricht aber klare „Empfehlungen“ anlässlich des neuerlichen Lockdown aus: „Wir haben alle die Auflage, diesen Monat die Kontakte möglichst runterzufahren. Es wäre schön, wenn sich die Zahl der Besucher in dieser Zeit auf wenige Bezugspersonen beschränken ließe.“ Und solange es das Wetter zulasse, sei es gut, sich im Freien zu begegnen.

Keine Rede also von Restriktionen in den Heimen der Caritas: Bewohner, die zum Facharzt müssen, tragen eine FFP2-Maske, „wenn sie das tolerieren“. Bei der Bremer Heimstiftung gibt es laut Vater Quarantäne und „Essen auf dem Zimmer“ nur „im konkreten Verdachtsfall“. Reinhard Leopold von der Angehörigenvertretung Heim-Mitwirkung hört wiederum immer wieder, dass manche Einrichtungen sehr vorsichtig seien und Vorgaben des Gesundheitsamtes sehr streng auslegten.

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Die jetzt erarbeiteten Teststrategien der Häuser, vermutet André Vater, werden sich sehr ähneln. Man stehe schließlich in Kontakt miteinander. „Ich denke, standardmäßig wird es ein Test pro Bewohner und Mitarbeiter in der Woche sein – ebenso bei regelmäßigen Besuchern. Darüber hinaus kann außer der Reihe getestet werden“, sagt André Vater. Das ist aber Theorie, denn: „Die Kollegen brauchen viel Zeit dazu, das wird die größte Herausforderung sein.“

Im Vordergrund stehen Bewohner und Angehörige

Davon geht auch Martina kleine Bornhorst aus, die ihr Konzept bereits dem Gesundheitsamt übermittelt hat: „Wir haben kein Extrapersonal dafür, müssen die Tests also dosiert einsetzen. Im Vordergrund stehen dabei Bewohner und Angehörige.“ Zum Beispiel könnten Demenzkranke, die die Abstandsregel nicht einhalten können, oder Angehörige, die jeden Tag zu Besuch oder aufs Zimmer kommen, einmal wöchentlich getestet werden, sagt kleine Bornhorst. Aber: „Es gibt kein Anrecht darauf.“ Und die Beschäftigten? „Wenn ein Mitarbeiter Symptome hat, muss das über die übliche Diagnostik gehen.“

Dass noch nicht klar sei, wer am Ende getestet werde, kritisiert Reinhard Leopold unter anderem. Und „Kontaktpersonen gehen ja auch mal einkaufen, eine Infektion ist jede Minute möglich, man müsste also jeden jedes Mal testen.“

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