Wenn es in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadt Bremen um Bio-Essen ging, galt der Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) lange als Sorgenkind. Bio-Quoten für den Speisezettel sei – anders als in Schulen, Kitas oder den Kantinen von Behörden – in Krankenhäusern nicht möglich, hieß es noch vor einem Jahr seitens der Geno. Doch das hat sich gründlich geändert, wie aus einem Bericht hervorgeht, der am Dienstag in der Gesundheitsdeputation vorgestellt wird.
Das Sorgenkind scheint sich zum Musterschüler gewandelt zu haben. Und erhält dafür ein dickes Lob. „Ich bin richtig begeistert“, sagt Jan Saffe, ernährungspolitischer Sprecher der Grünen und bei diesem Thema lange einer der schärfsten Kritiker des Klinkverbunds. „Bei der Geno tut sich jetzt wirklich was.“ Bis 2022 wird laut Senatsbeschluss die Gemeinschaftsverpflegung der Stadt komplett auf Biokost umgestellt. Nicht auf einen Schlag, sondern in fünf Stufen, aber am Ende zu 100 Prozent.
Was in den Mensen von Schulen und Kindergärten weitgehend ohne Nebengeräusche anlief, stieß bei der Geno auf Widerstand. Als dann aber die Zielvorgabe für die Umstellung in den Krankenhäusern, abgesehen von der Milch, bei tierischen und pflanzlichen Produkten auf 20 Prozent reduziert und zudem zeitlich bis 2024 verlängert wurde, lenkte auch der Klinikverbund ein. „Wir haben Lösungen, wie wir das hinbekommen können“, lautete der Stand im Juni dieses Jahres.
Und diesen Worten ließ die Geno offenbar Taten folgen: Das im Aktionsplan vorgegebene Ziel von 100 Prozent Bio-Milch und Bio-Kalao bis Ende 2018 wurde in Kooperation mit der Bio-Hofmolkerei Dehlwes aus Lilienthal bereits umgesetzt, heißt es in einem Bericht der Gesundheitssenatorin. Ebenso erreicht wurde ein weiteres für Ende dieses Jahres festgelegtes Etappenziel – die Umstellung von jeweils fünf Prozent bei tierischen und pflanzlichen Produkten. Um die Vorgabe in diesem Bereich zu erfüllen, hat sich die Geno inzwischen bei der Müslimischung, beim Edamer- und Goudaschnittkäse, beim Naturjoghurt sowie bei den Äpfeln für Bioprodukte entschieden.
Genaue Zusatzkosten noch nicht bekannt
Die werden vorrangig zum Frühstück und zum Abendessen ausgegeben, aber auch in der Mittagsversorgung ist seit wenigen Tagen der Anfang gemacht: Egal ob Hühnerfrikassee, Rindfleischeintopf, Bolognesesoße vom Rind oder die Tomaten-Käse-Fetasoße – eine ganze Reihe von Menükomponenten wurde Ende November auf Bio-Standard umgestellt.
Hinzu kommt die Bio-Zertifizierung der Gesellschaft für Ressourcenschutz, die die Geno bereits im Juli erfolgreich bestanden hat. Sie ermöglicht dem Klinikverbund, nun auch mit der Bio-Qualität des Essens werben zu dürfen und sie für die Patienten auf den Speiseplänen erkennbar zu machen. Die Zertifizierung belegt, „dass die strengen Vorgaben für Bio-Lebensmittel in allen Abläufen von der Warenannahme bis zur Essensausgabe eingehalten werden“, heißt es hierzu in der Verlage aus dem Gesundheitsressort. Die Einführung der Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die noch über die Lebensmittelauswahl und Herstellung des Essens hinausgeht, nebst der entsprechenden Zertifizierung hat die Geno bis Ende März 2019 angepeilt.
Kostenneutral sei all dies allerdings nicht umzusetzen, betont die Gesundheitssenatorin. Noch könnten die genauen Zusatzkosten nicht beziffert werden. Die erfolgte Umstellung von Müsli, Schnittkäse, Naturjoghurt und Äpfeln verursache aber zum Beispiel 30 Cent mehr pro Beköstigungstag. Bislang schlägt ein Tag mit insgesamt 13,50 Euro zu Buche.
„Warum müssen Lebensmittel immer billiger sein?“, hält Jan Saffe dagegen. „Gutes Essen darf auch ruhig etwas teurer sein.“ Ungeachtet dessen wähnt Saffe die Geno aber auf einem guten Weg. „Sogar beim Fleisch tut sich da jetzt etwas und sie lassen sich zertifizieren.“ Vor allem aber freue ihn, dass bei der Umstellung auf Biokost durch die Kooperation mit der Dehlwes-Hofmolkerei der regionale Ansatz verfolgt wurde.
Nicht die einzige positive Rückmeldung dieser Tage. „Bei den Patienten kommt das gut an“, sagt Geno-Pressesprecherin Karin Matiszick. „Und auch die Mitarbeiter in der Küche freuen sich darüber.“ Obwohl die Umstellung nicht ganz einfach gewesen sei, sei es gelungen, sie in kleinen Schritten anzugehen. „Darüber sind wir auch selber froh. Und stolz, dass das geklappt hat.“