Sie sollen einer 72-Jährigen im Februar in Walle Schmuck im Gesamtwert von 50.000 Euro geraubt haben: Wegen dieser Tat müssen sich seit diesem Freitag zwei Männer vor dem Bremer Landgericht verantworten. Einer der beiden Angeklagten, ein 17-Jähriger, soll zudem versucht haben, die gefesselte Frau zu vergewaltigen. Zudem soll er weitere Straftaten begangen haben, darunter ebenfalls ein Raubüberfall mit sexueller Belästigung auf eine 93-Jährige in Walle. Beim Prozessauftakt äußerten sich weder der 17-Jährige noch der 24-Jährige zu den Vorwürfen.
Goldringe mit Diamanten, Saphiren, Rubinen, Ketten, Armreifen, Ohrringe, Broschen, eine Rolex: Die etwa 70 Schmuckstücke, die die Staatsanwältin aus der Anklageschrift vorliest, viele davon im Wert von zwischen hundert bis einigen tausend Euro, könnten eine Juwelier-Auslage füllen. Eine Kette sollen die Angeklagten der Frau vom Hals gerissen haben und die Rolex vom Arm, nachdem sie bei ihr geklingelt und in das Haus gelangt waren, weil die Frau die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte. Die Angeklagten hätten der alten Dame dann mit Klebeband die Hände auf dem Rücken gefesselt, ihr auch den Mund zugeklebt, sagte die Staatsanwältin. Zudem sollen sie ihr mehrfach ins Gesicht geschlagen haben. Bevor sie im Haus nach den weiteren Wertgegenständen suchten, brachten sie die Frau der Anklage zufolge in den Keller.
Opfer soll bis heute unter Angstzuständen leiden
Nachdem sie den Schmuck eingepackt hatten, soll der 17-Jährige erneut in den Keller gegangen sein. "Das Opfer lag auf der Seite, konnte sich kaum bewegen", sagte die Staatsanwältin. Der Mann soll die 72-Jährige dann am Unterkörper entkleidet und versucht haben, sie zu vergewaltigen. "Die Frau hatte Todesangst, versuchte vergeblich, sich wegzudrehen", sagte die Staatsanwältin. Ihren Angaben zufolge leidet die Frau, die im weiteren Prozessverlauf als Zeugin aussagen soll, bis heute unter Angstzuständen und Schlafstörungen.
Nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft war die versuchte Vergewaltigung nicht das erste Mal, dass sich der 17-Jährige einer Seniorin unsittlich genähert hat. Zusammen mit einem anderen Komplizen soll er am zweiten Weihnachtstag 2020 in Utbremen, getarnt als Paketbote, eine 93-Jährige überfallen haben.
Auch sie soll gefesselt worden sein, die beiden Männer sollen ihr Schuhe, Hose und Unterhose ausgezogen haben. Nachdem sie Schmuck und andere Wertgegenstände im Wert von rund 9400 Euro eingepackt hatten, sollen die Männer sie die Treppe hinaufgebracht und auf ihr Bett gelegt haben. Die Frau habe unter anderem Hüftprellungen und derart starke Blutdruckprobleme bekommen, dass sie im Krankenhaus behandelt werden musste, sagte die Staatsanwältin. Das Verfahren gegen den heute 33-jährigen Komplizen des 17-Jährigen läuft derzeit ebenfalls vor dem Landgericht. Er behauptet, nur beim Fesseln der Seniorin geholfen zu haben und dann geflüchtet zu sein.
Was dem 17-Jährigen, für den der Prozessauftakt ebenso wie für den 24-Jährigen von einem Dolmetscher auf Arabisch übersetzt wurde, ebenfalls zur Last gelegt wird: Er soll Ende Dezember 2020 auf einer Baustelle in Weyhe Ausweisdokumente und Laptops gestohlen haben – im März in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt soll er aus Protest gegen das Rauchverbot Feuer gelegt haben, indem er ein Bettlaken anzündete.
Der Prozess wird am Montag, 23. August, um 9.30 Uhr fortgesetzt.