Die schlechten Nachrichten für Schausteller und Jahrmarktfans reißen regional und überregional nicht ab. Die Verdener Domweih und das Drachenfest in Lemwerder sind – wie die große Rheinkirmes in Düsseldorf – in den vergangenen Tagen abgesagt worden, das Oktoberfest in München so gut wie. Die Hoffnungen der Bremer Schausteller liegen auf den zweieinhalb Wochen ab dem 18. Juni: Dann soll die Osterwiese in Form einer „Sommerwiese“ nachgeholt werden.
„Das Beteiligungsverfahren läuft“, sagt Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Schaustellerverbandes. Abgestimmt zwischen den Vertretern der Schausteller und dem Wirtschaftsressort wird derzeit der Aufbauplan auf der Bürgerweide. „Wir haben unsere Stellungnahme abgegeben“, sagt Robrahn. Laut Christoph Sonnenberg, Sprecher des Wirtschaftsressorts, soll der Plan inklusive des Hygienekonzepts Anfang kommender Woche feststehen. Dann geht das Ganze ans Gesundheitsressort, das die Unterlagen prüft und über eine Ausnahmegenehmigung entscheidet.
Grundsätzlich orientiert sich die „Sommerwiese“ am „Freipark“-Versuch aus dem Herbst: Das Gelände wird umzäunt, es wird eine Maximalanzahl von Besuchern festgelegt und eine Kontaktnachverfolgung, die über eine App laufen soll. Die Fläche, auf der Karussells und Buden in coronakonformem Abstand zueinander aufgebaut werden dürfen, wird größer sein als beim „Freipark“. Damals waren rund 120 Schausteller vertreten, nun sollen es 180 sein. Aus Sicht des Ressorts wichtig – und darum ging es auch bei der letzten Abstimmung mit den Schaustellern: Die Zufahrt zum Impfzentrum und genügend Parkflächen müssen frei bleiben. „Der Plan, so wie er jetzt aussieht, ist gut“, sagt Susanne Keuneke, Vorsitzende des Verbandes der Schausteller und Marktkaufleute. Robrahn betont: „Beim Freipark hat sich unser Hygienekonzept bewährt.“ Den hatten die Schausteller in Eigenregie über die VBS GmbH organisiert, nun ist die Stadt Veranstalter.
Schausteller wünschen sich Modellversuch
Die zentrale Frage für alle bleibt: Wie entwickeln sich die Infektionszahlen? Davon hängt ab, ob es den Rummel geben wird. „Wir plädieren immer dafür, Veranstaltungen nicht zu früh abzusagen“, sagt Robrahn, „aber ein bisschen Vorlauf zum Planen brauchen vor allem die Großbetriebe.“
„Wenn es klappt, wäre es ein tolles Signal, dass auch unter den aktuellen Bedingungen etwas möglich ist“, sagt Susanne Keuneke. Ein Vorschlag der Schausteller war, die nachgeholte Osterwiese als einen Modellversuch zu behandeln – auch, um zu vermeiden, dass die „Sommerwiese“ wie der „Freipark“ endet. Er war nach fünf Tagen abgebrochen worden, weil Bremen die Inzidenz von 50 Infizierte pro 100.000 Einwohner überschritten hatte.
Für Claudia Vespermann-Dreher wäre eine „Sommerwiese“ ein Lichtblick. Wenn es sie gibt, ist sie mit ihrem Break-Dancer dabei. „Die Kosten-Nutzen-Bilanz wird nicht so sein wie bei normalen Festen, aber das ist egal“, sagt sie. „Wir Schausteller müssen endlich mal wieder das Gefühl haben, dass wir unser Geld selbst verdienen. Und ich glaube auch, dass die Menschen inzwischen ausgehungert sind. Die wollen mal wieder was erleben.“
Nicht nur auf der Bürgerweide, auch in der Innenstadt wollen sich die Schausteller wieder zeigen. Den Antrag für eine temporäre Bebauung, so heißt es im Amtsdeutsch, hat der Schaustellerverband beim Ordnungsamt gestellt. Was die Flächen betrifft, müssten letzte Details noch geklärt werden, sagt Susanne Keuneke. „Aber wir rechnen damit, dass es kurzfristig losgehen kann.“
„Budenzauber“ in Bremerhaven
Rund um den neuen Hafen in Bremerhaven können sich Besucher seit Ende Januar Mandeln und Popcorn „to go“ kaufen oder eine Runde mit dem Riesenrad fahren. Der Magistrat erlaubt den Betrieb von bis zu zehn Ständen und Fahrgeschäften im Bereich der Havenwelten. „Das hat sich im vergangenen Jahr als eine gute Sache für die Schausteller und als eine Belebung des Hafens herausgestellt“, sagt Dörte Behrmann, Sprecherin der Erlebnis Bremerhaven GmbH. Geöffnet ist der „Budenzauber“ von Donnerstag bis Sonntag.