Schule schwänzen für das Klima: Genau dies werfen Kritiker der "Fridays for Future"-Bewegung Schülerinnen und Schüler vor. Sie zweifeln an den ehrlichen Absichten der Demo-Teilnehmer. Eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Bremen und des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung zeigt nun, dass die jungen Menschen auch im Privaten etwas für ihre Umwelt tun.
Befragt wurden insgesamt 343 Teilnehmer der "Fridays for Future"-Bewegung am 15. März in Bremen und Berlin. Demnach haben mehr als zwei Drittel (68,4 Prozent) ihre Ernährung angepasst. Rund 40 Prozent verzichten auf Flugreisen. Mehr als die Hälfte der befragten Schüler glaubt, sie könnten durch einen Wandel des Lebensstils zur Lösung der Klimakrise beitragen.
Der Umfrage zufolge haben die jungen Menschen nur ein geringes Vertrauen in die deutsche Regierung. 85,6 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, Politiker müssten ihre Versprechen im Kampf gegen die globale Erderwärmung halten. Etwa zwei Drittel glauben, durch Demonstrationen dieses Ziel erreichen zu können.
Die Teilnehmer wurden auch auf ihre Parteizugehörigkeit angesprochen. 40,1 Prozent gaben, keine Parteipräferenz zu haben. 36 Prozent sprachen sich für die Grünen aus, 12,1 Prozent für die Linken. Die SPD (3,2 Prozent) und die CDU (1,5 Prozent) wurden nur selten genannt.
Wie aus der Umfrage hervorgeht, haben mehr als 90 Prozent der Teilnehmer mindestens eine Fachhochschulreife beziehungsweise streben diese an. Etwa die Hälfte der Eltern der Befragten hat einen Hochschulabschluss. Die Teilnehmer stammen überwiegend aus der Mittelschicht.
Das Ergebnis der Umfrage dürfte auch den Bundesgesundheitsminister interessieren. Jens Spahn (CDU) hat die Demonstranten der "Fridays for Future"-Demonstrationen aufgefordert, sich in ihrem Umfeld stärker zu engagieren. "Bleibt politisch, aber werdet konkret!", schreibt Spahn in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitschrift "Zeit". "Wer die Schüler ernst nimmt, muss sie gleichzeitig fragen: Wie soll es konkret weiter gehen? Was schlagt ihr vor, welche Folgen haben eure Vorschläge für wen - und wie gehen wir konkret mit diesen Folgen um?".
Spahn ruft die Demonstranten in dem Beitrag zudem auf, sich auch in Parteien zu engagieren. Der Weg, allein über Demonstrationen werde dagegen "vermutlich in die Enttäuschung führen". "Wer einmal spürt, dass das eigene politische Engagement konkrete Veränderungen bewirkt, der verliert sein Ziel nicht aus den Augen", schreibt Spahn weiter.
Greta Thunberg in Berlin
Vorbild der sogenannten Schulstreiks ist die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg. Nach Informationen der Deutschen Presse Agentur ist die 16-jährige Schwedin von Donnerstag bis Sonntag zu Besuch in Berlin. Am Freitag ist sie beim Potsdamer-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Gemeinsam mit den PIK-Direktoren und weiteren Wissenschaftlern des Instituts und der "Fridays for Future"-Mitorganisatorin Lisa Neubauer will Thunberg über die Klimaforschung, den Wandel und seine Folgen sprechen, wie das Institut bestätigte. Zuvor hatte die "Märkische Allgemeine" online berichtet.
Am Freitag wird Thunberg auch auch an der Berliner "Friday for Future"-Demonstration teilnehmen. Am Samstag erhält sie in der Hauptstadt eine Goldene Kamera für den Klimaschutz.
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