Steintor. Mehrmals im Jahr reist Fabian Winkler seit 2015 nach Griechenland und Belgrad. Doch der Bremer Fotograf ist weder geschäftlich noch als Urlauber in Südosteuropa, sondern in Sachen Flüchtlingshilfe unterwegs. Als Mitglied des im vorigen Jahr gegründeten Bremer Vereins Signal of Solidarity (SOS) engagiert er sich, wie berichtet, für Flüchtlinge, deren Situation auf der sogenannten Balkanroute unverändert schwierig ist. „Denn unabhängig von den geschlossenen Grenzen machen sich immer noch Tausende auf den Weg oder stecken einfach seit Monaten in Flüchtlingslagern fest, weil der Weg versperrt ist“, sagt Winkler. Und die staatlichen Betreiber dieser Lager seien häufig überfordert oder chronisch schlecht finanziert.
Mit der Kamera dokumentiert
Wie das konkret aussieht, hat er in Brennpunkten auf der Insel Lesbos und im Grenzort Idomeni im Norden Griechenlands mit der Kamera dokumentiert. In einer kurzen Diaschau wird er den Verein und seine Arbeit auf einem Benefizabend am Freitag, 31. März, um 20 Uhr im Club Moments, Vor dem Steintor, vorstellen. Zu dem Konzert kurdischer, türkischer und iranischer Musik von Mehmet Akbas und anschließender Orient-Balkan-Party lädt der Arbeitsbereich Migration des Kulturzentrums Lagerhaus ein. Recai Aytas, Migrationsreferent im Lagerhaus und unter anderem Mitglied im Bremer Rat für Integration, will damit auf die nach wie vor schwierige bis katastrophale Situation an den EU-Außengrenzen und in griechischen Flüchtlingslagern aufmerksam machen.
Das Engagement des Bremer Vereins bestand und besteht vor allem aus dem Transport von Hilfsgütern in Form von Kleidung und Medikamenten in die jeweiligen Lager, aber auch aus praktischer Arbeit vor Ort von der Essenszubereitung über die Kleiderausgabe bis zur unmittelbaren Hilfe bei der Ankunft von Bootsflüchtlingen. „In Lesbos haben wir 2015 die Geflüchteten direkt am Strand in Empfang genommen und so etwas wie eine Erstanlaufstelle eingerichtet“, erzählt der 46-Jährige, der im Peterswerder wohnt.
Das eigentliche Lager des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) habe im Norden gelegen, auf der anderen Seite der Insel. Vor allem für Frauen und Kinder erst mal ein zu langer Weg. „Wir haben mit heißen Getränken und trockener Kleidung dafür gesorgt, dass die Flüchtlinge überhaupt dorthin kamen. Das geschah in enger Kooperation mit anderen kleinen Hilfsorganisationen und Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO).“
Signal of Solidarity sei ja Ende 2015 mehr oder weniger spontan aus einer Facebook-Gruppe entstanden, angetrieben von dem Wunsch der Beteiligten auch aktiv etwas gegen das Flüchtlingselend zu unternehmen, sagt Fabian Winkler. „Etablierte Organisationen wie die Caritas, das UNHCR oder das Rote Kreuz tun sich mit dieser Art Freiwilligenhilfe schwer und wir sind allein zu klein, um vor Ort Strukturen aufzubauen“, erläutert Winkler. Daher sei die Vernetzung mit anderen freiwilligen Helfern geradezu zwingend notwendig. Das war in Lesbos und auch Idomeni vor allem die schwedisch-britische Organisation Lighthouse Relief.
Mit dem im kroatischen Zagreb ansässigen Verein „Are You Serious“ (deutsch: Ist es dein Ernst“) mit ähnlich junger Entstehungsgeschichte verfügen die vielen kleinen Helferorganisationen sogar über eine Art eigenen Nachrichtendienst. Mehrmals pro Woche fasst „Are You Serious“ Berichte von Freiwilligen aus ganz Südosteuropa zusammen und liefert so schnell und verlässlich einen stets aktuellen Überblick über Flüchtlingszahlen, die Situation in den Anlaufstellen und beschreibt auch, wo Nadelöhre entstehen oder Grenzbeamte wilde Flüchtlingslager auflösen. „Das ist eine unserer Quellen, um den konkreten Hilfsbedarf vor Ort zu klären“, sagt Fabian Winkler.
Ende April steht eine Hilfslieferung für das Lager Softex bei Thessaloniki an, das vom griechischen Militär betrieben wird und nach der Auflösung des Camps in Idomeni bis zu 2000 Menschen aufgenommen hat. „Aber im Grunde ist Softex auch nur eine Ansammlung von Zelten in einer stillgelegten Fabrik, eigentlich eine Ruine, in der derzeit noch 500 Menschen den gesamten Winter mehr oder weniger ohne festes Dach über dem Kop durchstehen “, erläutert der Jurist.
Benötigt werde daher vor allem warme Kleidung, die der Verein zum Beispiel aus der Auflösung deutscher Kleiderkammern bezieht. Das sind dann Spenden, die hier nicht mehr gebraucht werden – auch weil Flüchtlinge in Griechenland festsitzen. „Aber was wir suchen, ist ein trockener Lagerraum, in dem wir die Kleidung lagern und sortieren können“, sagt Fabian Winkler. Alles ab 30 Quadratmetern sei hilfreich, insbesondere, wenn es billig bis kostenlos zur Verfügung gestellt werden könne.