Zwei Politiker in Afghanistan sehen sich derzeit an der Spitze ihres Landes. Zum einen der amtierende Regierungspräsident Aschraf Ghani, aber auch sein Herausforderer Abdullah Abdullah von den Taliban. Letztgenannter hat knapp 40 Prozent der Stimmen bei der letzten Wahl erreicht und die im vergangenen Herbst abgehaltene Abstimmung angezweifelt, die erst in diesem Jahr ausgezählt worden ist. Zwei von 32 Millionen Einwohnern hätten überhaupt nur teilgenommen, verdeutlicht die gebürtige Afghanin Laila Noor die Bedeutung.
Die Bremer Modedesignerin hat vor 18 Jahren den Verein International Afghan Women Association (IAWA) gegründet und betont: „Ich und alle afghanischen Frauen haben die größten Befürchtungen und Angst, dass die Taliban wieder ihre Macht ausüben.“ Die würden die gewonnene 18-jährige Entwicklung rückgängig machen. Das befürchten die Aktiven, die sich vielerorts in der Welt für die in Afghanistan Lebenden einsetzen. Denn sie beurteilten die vergangenen Jahre als positiv, berichtet Laila Noor, weil die Frauen in ihrer Heimat inzwischen in fast in allen Berufen tätig seien. „Sie könnten studieren, ihre Familie ernähren“, sagt sie.
Tausende afghanische Frauen bitten mit offenen Briefen aus ganz Afghanistan und der ganzen Welt um Beistand, sagt sie weiter. „Lasst uns nicht allein, und bitte helft uns, diese gewonnenen Rechte zu behalten. Wir freuen uns sehr, dass bis jetzt alle unsere Schulen und Projekte gut laufen, und wir hoffen, dass es so weiter geht.“
Laila Noor hatte ursprünglich einmal geplant, Ende April nach Afghanistan zu fliegen. Die Reise muss sie wegen des Coronavirus verschieben. „Aber wir sind ständig mit unseren Schulen und Projekten im Kontakt, betont die Bremer Modedesignerin, die in ihrem Geburtsland mehrere Schulen errichtet hat und diese mit IAWA weiter ausbauen lässt.
„Frauen haben in all den Jahren am meisten unter der Taliban-Herrschaft gelitten“, stellt sie fest. „Leider steht in dem sogenannten Friedensvertrag zwischen den USA und den Taliban keine einzige Zeile über Frauenrechte.“
Die Amerikaner verlangten von den Taliban, dass sie Amerika nicht angreifen, sagt die Bremerin zum Vertragsentwurf zwischen den beiden Vertragspartnern. „Sie verlangen von der afghanischen Regierung, dass sie alle Taliban-Gefangenen frei lässt.“ Die Amerikaner würden ihre Truppen aus Afghanistan nach und nach zurückziehen.
Noor will, dass die Taliban auch in Afghanistan nicht weiter angreifen dürfen. „Alle Menschen in Afghanistan wünschen sich den Frieden. Jeder Einzelne ist gegen Terror“, sagt Laila Noor.
Weitere Informationen
Mehr über den Verein und dessen Aktivitäten erfahren Interessierte im Internet unter https://iawa-online.org.