Das Weserstadion braucht finanzielle Hilfen, und die soll es auch bekommen: Das ist durchgängig die Haltung in den Fraktionen der Bürgerschaft. Die Betreibergesellschaft, die der Stadt und Werder Bremen zu gleichen Teilen gehört, kann deshalb wohl mit einer Finanzspritze rechnen. Im Gespräch sind jeweils 3,5 Millionen Euro von beiden Partnern. Die Werder-Spitze sagt ihren Anteil bereits fest zu.
Wie berichtet, ist die Bremer Weserstadion GmbH (BWS) ins Schlingern geraten, weil ihr Einnahmen aus Heimspielen des SV Werder fehlen. Gegen Jahresende könnte die Zahlungsunfähigkeit drohen. Um ein solches Szenario abzuwenden, will der Senat am Dienstag über finanzielle Hilfen beraten. Geleistet würden sie nicht unmittelbar aus dem kommunalen Haushalt, sondern von der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), einer 100-prozentigen Tochter der Stadt.
Die BWS pleitegehen zu lassen, das ist für keine der Bürgerschaftsfraktionen eine ernsthafte Option. SPD-Fraktionschef Mustafa Güngor sieht im Unterstützungsbedarf der Stadiongesellschaft einen fast schon mustergültigen Fall für den Bremen-Fonds, einen 1,2 Milliarden Euro schweren Finanztopf zur Linderung der Pandemiefolgen. „Dafür ist dieser Topf ja da“, meint der Sozialdemokrat. Ganz ähnlich argumentiert Björn Fecker, Güngörs Amtskollege bei den Grünen. Er hält die negativen Prognosen für die finanzielle Entwicklung der BWS für begründet, denn voll besetzte Stadien seien angesichts der Entwicklung der Corona-Pandemie auf mittlere Sicht nicht zu erwarten. Zustimmung auch bei den Linken. Ihre Fraktionschefin Sofia Leonidakis hält es allerdings für erforderlich, dass „die Geschäftslage der BWS zukünftig viel enger politisch begleitet wird“.
Auch die Opposition sieht die Notwendigkeit zu helfen, äußert aber Kritik am Verfahren. Jens Eckhoff (CDU), der dem Haushalts- und Finanzausschuss der Bürgerschaft vorsteht, hat sich nach eigener Darstellung seit August bereits zweimal bei senatorischen Stellen nach der wirtschaftlichen Verfassung der BWS erkundigt. „Es war nach den Geisterspielen in der Vorsaison ja absehbar, dass es dort Schwierigkeiten geben könnte“, so Eckhoff. Doch die Verwaltung habe sich stets gewunden und erklärt, man könne sich zu möglichen Mittelbedarfen der BWS noch nicht äußern.
Eine Frage von Wochen
Erst jetzt, wo der finanzielle Kollaps der Stadiongesellschaft nur noch eine Frage von Wochen sei, lege die Wirtschaftsbehörde konkrete Handlungsvorschläge vor. Das sei nicht in Ordnung. Für die FDP signalisiert ihre sportpolitische Sprecherin Birgit Bergmann Zustimmung. Die Schieflage der BWS sei nicht selbst verschuldet, der finanzielle Engpass mithin ein „Corona-Fall par excellence“. Deshalb gelte: „Rot-Rot-Grün darf die Weserstadion GmbH nicht im Stich lassen.“ Die Liberalen erwarteten, „dass schnell und zielgerichtet geholfen wird“.
Bei Werder Bremen ist Klaus Filbry nicht nur Vorsitzender der Geschäftsführung, sondern auch Vertreter des 50-Prozent-Gesellschafters in der BWS. Er sieht Stadt und Verein in der „gemeinsamen Verantwortung“, die Bremer Weserstadion GmbH zu stabilisieren. Die Corona-Krise habe die Geschäftsgrundlage der BWS wegbrechen lassen, das Unternehmen sei also unverschuldet in Not geraten. „Von daher ist Werder Bremen in der Lage und bereit dazu, seinen Anteil analog zur Stadt beizutragen“, so Filbry gegenüber dem WESER-KURIER.