Mit diesen Maschen sind Betrüger schon länger aktiv und trotzdem fallen immer wieder Menschen darauf herein: Schockanrufe oder Betrugsversuche per Whatsapp-Nachricht. Allein in den vergangenen 24 Stunden zählte die Polizei in Bremerhaven 14 Fälle, bei denen Betrugsversuche angezeigt wurden, zwei davon waren erfolgreich. Auch in Cuxhaven waren Betrüger in zwei Fällen erfolgreich. Bei diesen vier Fällen entstand ein Schaden von insgesamt mehreren Hunderttausend Euro.
Immer wieder fallen Menschen auf Schockanrufe und Co. herein
„Wir verstehen es nicht“, kommentiert der Pressesprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven, Stephan Hertz, die hohe Anzahl an erfolgreichen Betrugsfällen. Täglich kämen neue Anzeigen hinzu, und obwohl die Polizei seit Jahren Aufklärungsarbeit betreibe, seien diese Betrugsmaschen immer noch erfolgreich. „Wir bemühen uns, so viel wie möglich aufzuklären“, sagt Hertz im Gespräch mit dem WESER-KURIER weiter.
Die Polizei arbeite eng mit den Medien zusammen, regelmäßig gebe es Schulungen von Präventionsexperten und dennoch fallen immer wieder Menschen auf die Betrüger herein und geben ihnen, wie in diesen Fällen, eine hohe Bargeldsumme, Schmuck oder Edelmetall.
Hohe Dunkelziffer
Ein großes Problem dabei: „Die meisten Menschen denken, das passiert ihnen nicht“, erklärt Frank Lorenz, Pressesprecher der Polizei Bremerhaven. In Schulungen von Präventionsexperten werde es immer wieder deutlich, dass die Informationen zur Kenntnis genommen werden, aber kaum jemand wirklich damit rechnet, dass es ihn trifft.
„Viele verkennen auch, wie professionell die Täter sind“, weist Lorenz auf einen weiteren Aspekt hin. Und: Das gesamte Ausmaß der Betrugsmaschen dürfte der Polizei noch gar nicht bekannt sein. „Die Dunkelziffer dürfte hoch sein“, vermutet Lorenz. Viele Menschen bekämen Schockanrufe oder betrügerische Nachrichten, doch sie würden sie gar nicht erst anzeigen.
Um diese Betrugsmaschen geht es
Vor allem auf drei Betrugsmaschen greifen die Betrüger aktuell in Cuxhaven und Bremerhaven zurück: Schockanrufe, Nachrichten per Whatsapp und Warnung vor Einbrüchen.
Schockanrufe: Dabei wird den Opfern von angeblichen Polizeibeamten, Justizvertretern oder Bankmitarbeitern vorgegaukelt, ein Familienangehöriger sei in einen Unfall oder eine Straftat verwickelt und könne nur durch die Zahlung eines Geldbetrags einer sofortigen Haftstrafe entgehen. Um den Eindruck zu verstärken, ist auch das angeblich betroffene Familienmitglied zu hören, meistens verzweifelt weinend. Die Polizei warnt eindringlich, dass das alles Schauspiel sei, nichts davon sei wahr. Das werde den Opfern aber meistens erst bewusst, wenn sie zur Ruhe gekommen sind.
Betrugsversuche mit Whatsapp-Nachrichten: Dabei schreiben angebliche Familienmitglieder ihre Angehörigen an und behaupten, sie hätten eine neue Nummer. Kurz darauf wird dann darum gebeten, Geld auf ein Konto zu überweisen. Auch hierbei handelt es sich laut Polizei um eine List der Täter.
Warnung vor Einbrüchen: Bei diesen Anrufen erzählen angebliche Polizisten den Angerufenen, es gebe Hinweise auf geplante Einbrüche in der Gegend. Zum Schutz vor Diebstahl der Vermögenswerte könnten diese nun der Polizei übergeben werden. Auch das ist eine Betrugsmasche, die oft genug dazu führe, dass gutgläubige Menschen den Tätern Geld oder Wertgegenstände aushändigen.
Die Polizei warnt eindringlich vor den Betrugsmaschen in und um Cuxhaven und Bremerhaven und bittet insbesondere auch Angehörige, Pflegende und Betreuende von älteren Personen, diese auf die Gefahren hinzuweisen und zu sensibilisieren. Die Betrüger seien hochprofessionell und hätten rhetorisches Geschick. Dadurch schaffen sie es, Vertrauen zu erwecken und die Opfer unter Druck zu setzen.
Pressesprecher Stephan Hertz betont in diesem Zusammenhang: „Es sind nicht nur ältere Menschen betroffen, auch Jüngere werden Opfer der Betrugsmaschen.“ Umso wichtiger sei es, sich gar nicht erst von den Tätern beeindrucken zu lassen und ein solches Gespräch direkt zu beenden – auch, wenn im Hintergrund eventuell geweint oder geschrien wird.
So können Sie sich und Ihre Angehörigen vor Telefonbetrügern schützen:
- Denken Sie daran: Die Polizei ruft Sie niemals unter der Polizeinotrufnummer 110 an, das machen nur Betrüger. Wenn Sie unsicher sind, wählen Sie die Nummer 110. Nutzen Sie dafür nicht die Rückruftaste.
- Legen Sie am besten auf, wenn Sie nicht sicher sind, wer anruft und Sie sich unter Druck gesetzt fühlen.
- Rufen Sie den Angehörigen unter der Ihnen bekannten Nummer an.
- Sprechen Sie am Telefon nie über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen.
- Ziehen Sie eine Vertrauensperson hinzu oder verständigen Sie über den Notruf 110 die Polizei.
- Die Behandlung eines Unfallopfers beim Arzt oder im Krankenhaus ist niemals davon abhängig, dass vorher Geld bezahlt wird.
- Die Polizei fordert nie Wertgegenstände oder Geldbeträge von Ihnen und sammelt diese auch nicht zum Schutz vor Diebstahl bei Ihnen ein.
- Sollten Sie bereits Opfer eines versuchten oder vollendeten Betruges geworden sein, zeigen Sie dieses unbedingt bei der Polizei an.
Weitere Tipps und Hinweise erhalten Sie bei den Präventionsbeamten der Polizei.
- In Bremerhaven: praevention@polizei.bremerhaven.de, 0471/953-1123
- Im Landkreis Cuxhaven: praevention@pi-cux.polizei.niedersachsen.de, 04721/573-403
- Online unter www.polizei-beratung.de
In diesem Zusammenhang empfehlen die Polizisten aus Cuxhaven und Bremerhaven einen ausführlichen Bericht des NDR aus der vergangenen Woche, in dem die Vorgehensweise der Täter und die Hilflosigkeit der arglosen Opfer sowie die Ermittlungen der Polizei gut dargestellt werden. Die Reportage "Tatort Telefon – Wie falsche Polizisten Millionen erbeuten" ist in der ARD-Mediathek abrufbar.