
Ausbildung, Pflege, Digitalisierung, Wirtschaftsförderung: So lassen sich die Forderungen der Arbeitnehmerkammer Bremen für die Bürgerschaftswahl in einem knappen halben Jahr zusammenfassen. Im ersten Teil der Serie „Was Bremen fordert“ werden die Anliegen der Arbeitnehmerkammer vorgestellt.
Ausbildung:
Für berufliche Ausbildungen sehen die Vertreter der Arbeitnehmerkammer einen enormen Nachholbedarf: „Wir müssen die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Ausbildung sichtbar machen“, erklärt Geschäftsführerin Elke Heyduck. Das sei zum Beispiel mit einem sogenannten Bildungscampus denkbar, der ähnlich wie Universitäten gut erreichbar sei und andere Zusatzangebote wie beispielsweise Azubi-Wohnheime, die es bisher nicht in Bremen gibt, biete.
Wichtig sei auch eine bessere finanzielle Ausstattung der Berufsschulen, damit sie besonders im digitalen Wandel mithalten können. Das sei bitter nötig: Das Land Bremen investiere fast 1000 Euro weniger pro Berufsschüler als die beiden anderen Stadtstaaten. Allerdings sei auch entscheidend, dass die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen, beispielsweise durch verbindlichere Vereinbarung zur Ausbildung, erhöht werde. „Diese Diskussion anzustoßen, ist Sache der Politik“, erklärt Heyduck.
Pflege:
Die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung müsse genutzt werden, um Pflegeberufe wieder aufzuwerten und damit die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Mit dem neuen System wird in der Ausbildung nicht mehr zwischen Kranken- und Altenpflegern unterschieden. „Durch die Pauschalisierung darf keine Dequalifizierung oder eine Abwertung eintreten“, warnt Heyduck. Bremen müsse sich außerdem dafür einsetzen, dass die Vorgaben für Personalbemessung dem Bedarf entsprächen. Zuletzt fordert die Arbeitnehmerkammer, dass die Schulgeldfreiheit für Gesundheits- und Therapieberufe in der nächsten Legislaturperiode komplett umgesetzt wird.
Digitalisierung:
Beschäftigte und Unternehmen müssen laut Arbeitnehmerkammer intensiver in Sachen Digitalisierung unterstützt werden – beispielsweise durch ein Landesprogramm, durch das Betriebsräte und Unternehmensleitungen unterstützt werden. Technische, personelle und organisatorische Defizite in Sachen digitaler Wandel an Schulen, Berufsschulen und Universitäten gelte es ebenfalls zu beheben.
Wirtschaftsförderung:
Laut Heyduck steigt die Beschäftigung in sogenannten wissensintensiven Dienstleistungen, beispielsweise in Ingenieurbüros, Anwaltskanzleien, Werbeagenturen oder Forschungslaboren. Trotzdem sei die Beschäftigung in diesen Branchen in Bremen noch sehr gering. „Bremen ist ein Industriestandort, anders als andere Großstädte,“ erklärt Heyduck. Da die Industrie allerdings vielerorts stagniere, sei eine Neuorientierung in Dienstleistungsbranchen begrüßenswert. Dafür könne die Wissenschaftslandschaft in Bremen genutzt werden. Zudem müsse die Studienkapazität erhöht werden, um dem Fachkräftebedarf in diesen Wachstumsbranchen gerecht zu werden. „Das sollte durch die Wirtschaftsförderung intensiv begleitet werden“, so Heyduck.
Was Bremen fordert
Am 26. Mai 2019 wählt Bremen eine neue Bürgerschaft – in weniger als sechs Monaten. Das nimmt der WESER-KURIER zum Anlass, in der Serie „Was Bremen fordert“ die verschiedenen Interessengemeinschaften des Landes zu Wort kommen zu lassen. Dort werden in unregelmäßigen Abständen ihre Anliegen und ihre Handlungswünsche vorgestellt, die sie an die Parteien im Wahlkampf und auch an die neue Landesregierung stellen.