
Hinrich Lührssen ist am Montag aus der AfD ausgetreten. Sechs Monate hätten gereicht, nun sei "der Spuk endlich beendet", teilte der Fernsehjournalist mit. Er hatte im vergangenen Jahr mit seinem Engagement im Vorstand der Bremer Partei bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Seine Auftraggeber von Radio Bremen hatten die Zusammenarbeit mit ihm aus diesem Anlass eingestellt.
Nachdem Lührssen im Januar damit gescheitert war, sich als AfD-Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahl aufstellen zu lassen, wirkt sein Austritt wie eine direkte Reaktion auf diese Enttäuschung. Dennoch betonte der 60-Jährige, persönliche Ambitionen seien nicht der Hauptgrund gewesen. Innerhalb der AfD Bremen hätten sich mehrere Kritiker des Landesvorsitzenden Frank Magnitz zusammengeschlossen. Deren Vertreter sei er gewesen. "Es ging darum, mit einer Bürgerschaftsfraktion ein Gegengewicht zum Landesvorstand zu erwirken."
Magnitz hatte Lührssens Ambitionen, die AfD-Liste anzuführen, in letzter Minute mit seiner eigenen Kandidatur durchkreuzt. Lührssen äußerte am Montag den Verdacht, bei der Aufstellung der Landesliste sei es zu Manipulationen gekommen. Deswegen laufe ein Verfahren vor dem Landesschiedsgericht Niedersachsen.
Dem AfD-Spitzenkandidaten Magnitz liegt nach eigener Aussage noch keine offizielle Austrittserklärung von Lührssen vor. "Aber wenn es stimmt, muss man sagen, dass das nach seinem Scheitern nur konsequent ist", so Magnitz.
Wie es nun für ihn weitergehen soll, ließ Lührssen am Montagmorgen noch offen. Der AfD kehrt er jedoch offenbar gänzlich den Rücken. "Nach meinen Kenntnissen muss ich dringend davon abraten, bei der Bürgerschaftswahl im Mai AfD zu wählen - es ist keine Alternative", sagte Lührssen. In seiner Pressemitteilung benannte er als Gründe dafür vor allem die "parteiinternen Streitigkeiten" und das Machtstreben der Funktionäre.
Unabhängig davon habe ihn aber auch die "tägliche Hetze gegen Flüchtlinge" durch die AfD zunehmend gestört. Diese sei nur schwer zu ertragen gewesen. "Über manche Dinge hat man vorher auch nicht genügend nachgedacht", gibt Lührssen zu. Ursprünglich habe ihm die Kritik der Partei an der Einwanderungspolitik zwar gefallen, doch in anderen Bereichen, zum Beispiel in der Sozialpolitik, habe sie ihm zu wenig Ideen anzubieten.
(Dieser Artikel wurde um 12.40 Uhr aktualisiert. Es wurden weitere Stellungnahmen von Lührssen und Magnitz ergänzt.)