Wann fährt die nächste Straßenbahn? Ein Blick auf die digitalen Anzeigetafeln ist an den Haltestellen in Bremen nicht immer von Erfolg gekrönt. Regelmäßige Bus- und Bahnfahrer konnten bereits erleben, dass an einigen Haltestellen im Stadtgebiet an den digitalen Anzeigen nichts zu sehen war. Auf die im Fachjargon als „dynamische Fahrgastinformation (DFI)“ bezeichneten Geräte könnte dann auch der Titel „defekte Fahrgastinformation“ zutreffen. Es betreffe zwar einen Bruchteil aller Anzeigetafeln, doch das immer wieder, wie die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) bestätigt.
Insgesamt 230 Bildschirme an 140 Haltestellen
Insgesamt 230 dieser DFI-Bildschirme befinden sich an 140 Haltestellen in Liniennetz der BSAG. „Es gibt einen Serienfehler an diesen Geräten, der immer wieder auftaucht“, sagt BSAG-Sprecher Andreas Holling. Derzeit seien fünf Geräte in der Reparatur, doch das könne etwas dauern, weil es nicht einfach sei, die Ersatzteile zu bekommen. „Ersatzteilbeschaffung und Reparatur sind leider recht kompliziert. Deshalb wird einige Zeit vergehen, bis der Anzeiger wieder in Betrieb genommen werden kann“, heißt es dazu auf einem Info-Zettel einer betroffenen Haltestelle.
Die dynamische Fahrgastinformation soll die Fahrgäste im öffentlichen Personenverkehr über die aktuell angebotenen Fahrten unterrichten. Die Geräte sind aber nicht mehr die neusten. Wenn sie defekt sind, werden sie demontiert und in die Werkstatt geschickt. „Eine Neuanschaffung der Fahrgastinformations-Anzeiger wäre zu teuer“, sagt BSAG-Sprecher Holling. Eine neue Anzeige koste ungefähr das achtfache einer Reparatur. Genaue Angaben zu den Preisen macht die BSAG nicht, dem Vernehmen nach liegt ein neues Geräte aber im niedrigen fünfstelligen Bereich. Ein weiteres Problem hatten die Geräte immer wieder mit der Versorgung von Daten, die nicht immer komplett störungsfrei über das Mobilfunk-Netz läuft.
Die Geräte auszutauschen wäre also eine Geldfrage. Doch das fehlt dem Verkehrsunternehmen derzeit. Weil die Fahrgastzahlen massiv zurückgegangenen sind, sind die Einnahmen zurückgegangen. Die BSAG hat ihre Jahresabschlusszahlen für 2020 noch nicht veröffentlicht, geht aber von hohen Verlusten aus. Durch die Corona-Pandemie könnte sich nach Schätzungen das Defizit auf mehr als 25 Millionen Euro belaufen, im schlimmsten Fall sogar auf mehr als 30 Millionen Euro. Aus dem Grund forderte Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne), die den Vorsitz der Verkehrsministerkonferenz innehat, einen zweiten Rettungsschirm für den ÖPNV. Bundesweit könnten sich die Einnahmeverluste im Jahr 2020 auf rund 3,3 Milliarden Euro und im Jahr 2021 auf weitere etwa 3,6 Milliarden Euro anhäufen.
Neben den Haltestellen mit DFI-Anzeige setzt das kommunale Verkehrsunternehmen auf neue elektronische Systeme – sogenannte On-Time-Tafeln. Insgesamt 100 dieser Geräte sind bislang an Bushaltestellen in Bremen installiert worden, insgesamt 210 sollen es werden. Damit wären gut ein Drittel der Haltestellen mit dynamischer Fahrgastinformation ausgestattet, teils mit den neueren On-Time-Tafeln.
Fahrgäste sollten die aktuellen Abfahrtszeiten auch bei defekten Geräten bekommen. Sprecher Andreas Holling verweist zum einen auf die ausgehängten Fahrpläne, zum anderen auf die BSAG-App.
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