Carsten Sieling wird zukünftig nicht mehr Bürgermeister in Bremen sein. Das gab der Sozialdemokrat in einer persönlichen Erklärung am Montagmittag bekannt. "Es braucht eine personelle Neuaufstellung an der Spitze des Senats", sagte der 60-Jährige, "deshalb möchte ich den Weg frei machen und habe mich entschieden, nicht erneut zur Verfügung zu stehen. Ich werde deswegen am Samstag auf dem SPD-Parteitag nicht wieder antreten." Um das Vertrauen in die SPD zu erneuern und den Rückhalt in der Bevölkerung zu stärken brauche es neuen Mut zu gestalten, aber eben auch personelle Signale, betonte Carsten Sieling.
Sieling zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis der Koalitionsverhandlungen. "Wenn ich auf den Koalitionsvertrag blicke, dann kann ich nur sagen, das hat sich gelohnt. Wir werden als SPD, als stärkste Kraft in diese Regierung eintreten."
"Wir brauchen neuen Mut, zu gestalten und auch personelle Signale, um das Vertrauen zu erneuern. Mir war es eine große Ehre, Bremen als Bürgermeister gedient zu haben", sagte Sieling. Er werde sein Mandat als Abgeordneter der Bürgerschaft annehmen, um weiter zu gestalten.
Nachfolger noch ungewiss
Der 60-Jährige zog die Konsequenzen aus der Bürgerschaftswahl im Mai, in der die SPD erstmals nicht mehr stärkste Kraft im Land Bremen wurde, und tritt zurück. Mit 24,9 Prozent der Stimmen holte die SPD im Mai ihr schlechtestes Ergebnis seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit 26,7 Prozent der Stimmen wurde die CDU um Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder erstmals stärkste Kraft.
Bereits nach der Wahlschlappe der SPD bei der Bürgerschaftswahl hatte es Diskussionen über die Personalie Sieling gegeben. Nicht nur die designierten Oppositionsparteien der neuen Bürgerschaft, sondern auch Mitglieder seiner Partei hatten daraufhin Sielings Festhalten an der Senatsspitze kritisiert. So hatte unter anderem der scheidende Bürgerschaftsabgeordnete und ehemalige SPD-Landesvorsitzende Dieter Reinken gefordert, dass Sieling seinen Posten räumt. Sieling hatte zunächst angekündigt, bei erfolgreichen Koalitionsverhandlungen weiterhin Bürgermeister bleiben zu wollen. "Nach der historischen Niederlage habe ich mich entschlossen, weiter Verantwortung zu übernehmen", so Sieling. Das Wichtigste für ihn sei gewesen, eine soziale und wirtschaftliche Politik in Bremen zu sichern und ein progressives Mitte-Links-Bündnis im Land Bremen zum Tragen zu bringen.
Der gebürtige Nienburger war bereits seit 1993 Mitglied im Landesvorstand der Bremer SPD, 1995 zog er erstmals in die Bürgerschaft ein. Sein Mandat behielt der Diplom-Ökonom bis 2009, als er in den Bundestag wechselte.
Sieling kehrt aber nur wenige Jahre später nach Bremen zurück. Nachdem Jens Böhrnsen nach der Bürgerschaftswahl 2015 abgedankt hatte, wurde Sieling vom damaligen SPD-Landeschef Dieter Reinken als neuer Bremer Bürgermeister vorgeschlagen. Zwei Monate nach der Bürgerschaftswahl wurde Sieling als neuer Bürgermeister in der Bürgerschaft gewählt. Einen Tag später schied Sieling aus dem Bundestag aus, sein Mandat übernahm Sarah Ryglewski. (sei/röh)