"Bei der konkreten Umsetzung der Psychiatriereform Bremens hakt es ganz gewaltig", glaubt der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft, Rainer Bensch. "Um die Beschlüsse der Bürgerschaft hin zu einer patientenorientierten Psychiatrie, die von Ambulantisierung und Bettenabbau im stationären Bereich geprägt sein soll, auch wirklich umzusetzen, bedarf es einer kritischen Bestandsaufnahme der Gesamtsituation", so der Diplom-Pflegewirt in einer Mitteilung. Aus diesem Grunde habe er eine zeitlich umfängliche Sondersitzung der Gesundheitsdeputation beantragt. Auf ihr sollen alle Akteure kritisch zu Wort kommen.
Tabus dürfe es während dieser Sitzung nicht geben: "Alle Konzepte, alle Träger und auch persönliche Funktionsträger müssen sich fragen lassen, ob sie die gesteckten Ziele glaubwürdig verfolgen", fordert Bensch. Auf Basis der dann vorliegenden Ergebnisse müsse anschließend nachjustiert werden. Insbesondere müsse überprüft werden, ob sich der kommunale Krankenhausbetreiber Gesundheit Nord mit seiner Psychiatrie am Klinikum Ost auf dem fachlichen Pfad der Psychiatrie-Reform befinde. "Ich erwarte, dass die Gesundheitssenatorin nun Dampf macht, um das Ziel einer verbesserten Versorgung von psychiatrisch Erkrankten zu erreichen", so Bensch.
Kritik an Plänen für das Krankenhaus Ost
Gleichzeitig melden die Grünen vor dem Hintergrund der Geno-Umstrukturierung: Die Pläne für das Krankenhaus Ost seien nicht überzeugend. Zwar befürworte die Fraktion das lange angemahnte Konzept zur betriebswirtschaftlichen Effizienzsteigerung der Gesundheit Nord (Geno). Vom vorgesehenen Neuzuschnitt des medizinischen Angebots an den vier Klinik-Standorten sind die Mitglieder aber noch nicht überzeugt, teilt Grünen-Sprecher Matthias Makosch mit. Insbesondere die Pläne für das Krankenhaus Ost bewerten die Grünen kritisch, betont der gesundheitspolitische Sprecher Nima Pirooznia: „Der Fortbestand des Klinikums Ost darf nicht ans psychiatrische Bett gekoppelt werden. Das würde die Psychatriereform mit mehr ambulanten Angeboten konterkarieren." Auch die angedachte Verlegung der Neurologie ans Klinikum Mitte schaffe Probleme, denn der entsprechende Raumbedarf könnte nur zulasten des neuen Hulsberg-Quartiers umgesetzt werden, so Pirooznia.
Das bremse die Stadtentwicklung mit bezahlbarem Wohnraum aus. Für spezielle OPs wie zum Beispiel am Herzen oder komplizierte chirurgische Eingriffe sei die Konzentration im Klinikum Links der Weser sinnvoll, weil die Spezialisierung eine höhere Behandlungsqualität und wirtschaftliche Vorteile bedeuteten. Allerdings müsse in Ost für die zunehmende Bevölkerung weiterhin eine Klinik mit Notfall- und Basisversorgung erhalten bleiben. Nicht der Wunsch nach Zentralisierung sei allein entscheidend, sondern auch die seit Jahren angemahnte Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zu den Auswirkungen einzelner Schritte.
Während die Grünen-Fraktion zum im zweiten Schritt vorgesehenen Neuzuschnitt der Klinikstandorte noch Vorbehalte hat, hält sie die im ersten Schritt anstehenden betriebswirtschaftlichen Vorhaben für überfällig. „Während beim Pflegepersonal auf den Stationen keine Abstriche gemacht werden dürfen, ist der Abbau des überzähligen Verwaltungsapparates ein richtiger Schritt. Ebenso müsse das Belegungs- und Entlassungsmanagement auf den Stationen deutlich verbessert und die Besetzungspläne in den klinischen Diensten verändert werden. Hier hat die Geno-Leitung noch viele Hausaufgaben zu erfüllen." Dies ermögliche auch, die Auswirkungen der angedachten Umstrukturierung der vier Klinikstandorte noch detaillierter unter die Lupe zu nehmen und eine gute Entscheidung im Sinne der Patientinnen und Patienten zu treffen.