Herr Griffiths, Sie haben Clued-upp erfunden, ein Live-Detektivspiel, bei dem die Teilnehmer per App einen Mordfall lösen müssen. Was inspirierte Sie zu diesem Format?
Tref Griffiths: Meine beiden Kinder haben mich auf die Idee gebracht, Clued-upp zu entwickeln. Sie verbringen wirklich sehr viel Zeit an ihren Smartphones. Ich wollte gerne ein Spiel entwickeln, das sie mal nach draußen lockt. Das Schöne an Clued-upp ist, dass man in Teams einen Mordfall lösen muss, das schweißt zusammen. Man bewegt sich in der Stadt, entdeckt, denkt gemeinsam nach. Die ganze Idee basiert auf dem Brettspiel Cluedo. Das habe ich als Kind sehr gemocht.
Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie zum ersten Mal Cluedo gespielt haben?Ich glaube, ich war sieben oder acht Jahre alt. Mein Großvater hat das Spiel geliebt. Wir haben es oft stundenlang gespielt. Es erinnert mich sehr stark an meine Kindheit. Das Schöne an Cluedo ist, dass es ein tolles Familienspiel und für jeden zugänglich ist.
Welche Bedeutung hat Spielen in Ihrem Leben?Ich habe es einfach schon immer geliebt, zu spielen. Ich denke, dass Spiele eine gute Möglichkeit sind, Menschen zusammenzubringen, insbesondere Freunde und Familie. Spiele verbinden verschiedene Generationen: Mütter spielen mit ihren Kindern, Großeltern mit ihren Enkeln. Man hat gemeinsam Spaß, rätselt oder löst Fälle, so wie bei Clued-upp.
Spielen Sie überhaupt noch Brettspiele?Ich liebe Brettspiele und werde sie auch weiterhin spielen. Mittlerweile bevorzuge ich aber Spiele wie Clued-upp. Ich finde es toll, dass sie in der realen Welt stattfinden und man versteckte Ecken in der eigenen Stadt entdeckt.
Über eine halbe Million Menschen in über 40 Städten weltweit haben Clued-upp bereits gespielt. Haben Sie mit solch einem Erfolg gerechnet?Nein. Das hätte ich mir niemals vorstellen können. Ich habe das erste Spiel an meinem Küchentisch zu Hause entwickelt. Gut 50 Teams haben daran teilgenommen. Das war damals noch recht wenig. Zum Vergleich: Heute nehmen bei den größeren Clued-upp-Spielen mehr als 6000 Menschen teil. Ich bin glücklich und sehr dankbar, dass Menschen auf der ganzen Welt das Spiel so mögen.
Auch in Bremen gab es im Januar ein Clued-upp-Spiel. Die Bremer mussten einen Mordfall lösen. Der Tote: Timmy Selby, Anführer einer berüchtigten Straßengang in den 20er-Jahren. Woher bekommen Sie die Ideen für Ihre Fälle?Ich liebe Krimis und Thriller. In meiner Kindheit habe ich die Bücher „Fünf Freunde“ von Enid Blyton geliebt und verschlungen. Die Protagonisten haben ständig Abenteuer erlebt und Fälle gelöst. Das fand ich toll, und es hat mich inspiriert. Dann habe ich angefangen, selbst solche Geschichten für das Spiel zu entwerfen. Ich muss dazu sagen: Die Spielhandlung in Bremen habe ich selbst nicht mitgeschrieben. Mittlerweile habe ich ein tolles Team von Schreibern, die viele spannende Ideen haben, die Mordfälle, die Charaktere, die Fragen entwickeln. Die Geschichte wird für jede Stadt individuell angepasst. Einige unserer Geschichten spielen in den 20er-Jahren, andere in den 60er-Jahren oder auch in der heutigen Zeit. Wir motivieren auch die Teilnehmer dazu, sich entsprechend zu verkleiden.
Wären Sie gerne im echten Leben ein Detektiv?Ich war, um ehrlich zu sein, einmal kurz davor, der Polizei beizutreten. Den Schritt bin ich dann letztendlich doch nicht gegangen. Ich habe dann einen anderen Weg eingeschlagen. Aber im nächsten Leben wäre ich dann gerne Detektiv.
Was reizt die Menschen so an Clued-upp?Ich denke, es ist eine gute Möglichkeit, die Technologie in die reale Welt zu integrieren. Heutzutage verbringt jeder Mensch sehr viel Zeit vor dem Bildschirm oder Smartphone. Dafür gehen die Leute weniger raus, als sie vielleicht gerne würden. Clued-upp ermöglicht es, die zwei Welten zusammenzubringen. Menschen kommen weg von ihrem Sofa und entdecken die Stadt mit ihrem Smartphone aus einer komplett neuen Perspektive.
Menschen, die mit ihrem Smartphone mitten in der Stadt spielen. Das erinnert stark an die App Pokémon Go, bei der die Spieler virtuelle Fantasiewesen auf der Straße fangen müssen.Ja, es gibt da gewisse Parallelen. Pokémon Go ist aber ein Spiel, das man vor allem alleine spielt und jeden Tag. Clued-upp findet nur an bestimmten Tagen als großes Event statt. Hunderte von Teams sind dann einen ganzen Tag lang unterwegs und müssen die Rätsel lösen. Ich glaube, dass wir mit unserem Spiel die Menschen mehr zusammenbringen.
Das nächste Clued-upp-Spiel in Bremen gibt es im Juli. Der Titel heißt: „Clued-upp Witchcraft and Wizardy“. Was erwartet die Bremer dieses Mal?Es wird auf jeden Fall spannend, denn in dieser Geschichte begeben wir uns in die Welt der Fantasie. Die Bremer erwarten alle möglichen schrägen und wundervollen Kreaturen. Wir beschränken uns da also nicht nur auf Menschen. Es kann daher gut möglich sein, dass man zwischen Marktplatz und Dom auf Drachen, Trolle oder andere interessante Figuren trifft.
Das Gespräch führte Elena Matera.
Clued-upp ist eine Freiluftvariante des Brettspiels Cluedo. Teilnehmer können sich als Gruppe für das Spiel anmelden und einen Mordfall mitten in der Stadt lösen. Sie müssen Zeugen befragen, Hinweise kombinieren, Fragen beantworten und Verdächtige finden. Clued-upp funktioniert per App und GPS. Die Spieler sehen auf einem digitalen Stadtplan die virtuellen Zeugen, die sie befragen müssen. Indem sie Rätsel lösen, können sie weitere Hinweise freischalten. Die Spieler müssen am Ende alle Informationen zusammensetzen und entscheiden, wer der Mörder ist. Das schnellste Team erhält eine Trophäe. Es gibt aber auch die Chance auf Preise in anderen Kategorien, etwa für das beste Kostüm oder den besten Teamnamen. Clued-upp wurde bereits in über 400 Städten weltweit gespielt. Auch in Bremen gibt es dieses Jahr noch ein Clued-upp-Spiel: am 11. Juli mit dem Titel „Witchcraft & Wizardy“. Das Spiel gibt es zurzeit nur in der englischen Version. Teamtickets unter www.cluedupp.com.
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Können Spiele heilen? Um diese Frage dreht sich der nächste Teil unserer „Spieltrieb“-Serie. Wir besuchen einen Verlag, der therapeutische Spiele für die Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen entwickelt.
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