Die Becken sind gereinigt, die Fliesen repariert, kleinere Schäden behoben. Bremens Freibäder sind vorbereitet für einen normalen Sommer. Doch was ist normal in diesen Tagen? Stand jetzt muss die Schwimm-Saison unter freiem Himmel warten. Das gleiche gilt für die Situation an den Badeseen der Hansestadt. Die Corona-Pandemie lässt einen regulären Badebetrieb derzeit nicht zu. Der Saisonstart muss verschoben werden. Das geht aus einem internen Schreiben der zuständigen Behörden hervor, das dem WESER-KURIER vorliegt.
„Aktuell läuft ein Abstimmungsprozess“, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Zusammen mit dem Sport- und dem Umweltressort werde über Lösungen gesprochen, die übergreifend getroffen und zeitnah präsentiert werden sollen. Fest steht: „Normal wird das alles in diesem Jahr nicht laufen können“, sagt Fuhrmann. Mit aller gebotener Vorsicht werde man abwägen, was möglich sei und was nicht. Entscheidend sei, was das Infektionsgeschehen zulasse. Fuhrmann betont, dass an den Seen das grundsätzliche Kontaktverbot gelte.
So steht es auch in dem Behördenpapier, in dem sich die jeweiligen Verantwortlichen einig sind, dass ein regulärer Badebetrieb durch die Kontaktbeschränkungen in der geltenden „Verordnung zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Coronavirus“ zurzeit nicht möglich ist. Der Gesetzestext muss allerdings zum 3. Mai neu aufgelegt werden. Ob ganze Seen abgesperrt werden, es vermehrt Kontrollen an den Badestellen gebe und wie man Menschenansammlungen vermeiden könne – all das stehe noch nicht fest. „Wir müssen uns immer anschauen, wie akut die Situation ist“, so Fuhrmann.
In Bremen gibt es zehn offizielle Badegewässer sowie eine Badestelle an der Weser. Start der Saison wäre am 4. Mai gewesen, weil ab diesem Zeitpunkt bis Mitte September die Wasserqualität und die Temperatur regelmäßig getestet wird. Einige Bundesländer wie Brandenburg oder Rheinland-Pfalz wollen den Beginn der Badesaison auf Mitte Juli verschieben, Niedersachsen empfiehlt ein solches Vorgehen seinen Gesundheitsämtern.
Bisher keine Hinweise auf Übertragung über den Wasserweg
Das Verbot für normale Schwimmaktivitäten gilt laut Umweltbundesamt derzeit bundesweit. Zu möglichen Infektionen heißt es von der Behörde, dass SARS-CoV-2 über Abwassereinleitungen, wenn Viren mit dem Stuhl ausgeschieden werden, oder über infizierte Badende ins Gewässer gelangen könnten. Bisher gebe es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aber keine Hinweise darauf, dass das Coronavirus über den Wasserweg übertragen werde.
„Mit den regulären Arbeiten sind im Plan“, sagt Laura Schmitt, Sprecherin der Bremer Bäder. Es finde alles statt, was gemacht werden müsse. Doch aufgrund der ungewissen Gesamtsituation lasse sich nicht beantworten, wann die Bäder aufmachen können. „Sobald ein Termin feststeht, ob und wie beispielsweise mit gewissen Auflagen die Freibadsaison durchgeführt werden kann, wird es kommuniziert“, so Schmitt. Hinweise und Untersuchungen zur Ansteckungsgefahr in den Bädern gebe es bereits. Diese würden vor einer etwaigen Öffnung mit Experten beraten werden.
Dazu geäußert hat sich die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen, auf deren Webseite folgender Satz steht: „Alle vorliegenden Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Viren durch das Chlor sicher abgetötet werden. Damit besteht in Schwimmbädern kein größeres Ansteckungsrisiko als in anderen Einrichtungen auch.“
Intensive Diskussionen notwendig
Aber: „Der Bereich Bäder ist nicht ganz einfach“, sagt Bernd Schneider, Sprecher der Sport- und Sozialbehörde. So schwer es ihm als Sprecher des Sportressorts auch falle, müsse er sagen: „Hinsichtlich seiner gesellschaftlichen Bedeutung muss sich der Badebetrieb dem Vergleich mit Schulen, Kindergärten, Spielplätzen, der Möglichkeit von Besuchen in Altenheimen, Kliniken und Beratungsstellen, dem Sport insgesamt, dem Tourismus, der Gastronomie und der freien Versammlung von Menschen unter freiem Himmel oder in der eigenen Wohnung messen. Das wird man intensiv diskutieren müssen.“
Die sportpolitischen Sprecher der Bürgerschaftsfraktionen sind laut Birgit Bergmann (FDP) von der Behörde darüber informiert worden, dass die vergangenen Wochen genutzt wurden, um in den Bädern Instandhaltungen vorzunehmen. „Daher erwarte ich, dass alle Bäder Bremens in den Sommerferien flächendeckend geöffnet bleiben, falls dies von den gesundheitsbedingten Freiheitseinschränkungen grundsätzlich möglich ist“, so Bergmann. Die Bremer Bäder gehörten zur Infrastruktur dieser Stadt, weil Freizeitspaß und Sport die Lebensqualität erhöhen. „Und wir brauchen das auch nach der Krise“, so Bergmann.