Daniela Pataj-Vogt liebt Eis. So sehr, dass die ausgebildete Architektin beschlossen hat, die kühle Erfrischung selbst herzustellen. Die Idee kam ihr im Italienurlaub im vergangenen Sommer. In einem Eiscafé probierten sie und ihre Familie handgefertigtes Stieleis. Und offenbar schmeckte dies so gut, dass für Pataj-Vogt klar war: So ein Eis will sie in ihrem Laden anbieten. Und das, obwohl ihr Geschäft zu dem Zeitpunkt noch gar nicht eröffnet war.

Die Dreiecksform ist charakteristisch für das Stieleis von Daniela Pataj-Vogt.
Seit September betreibt Pataj-Vogt im Schnoor den kleinen Souvenirladen Fiev Sinn mit Produkten aus der Region: Postkarten, Taschen, Schnaps oder Knipp – alles made in Bremen. Während des Besuchs in Italien war das Geschäft gerade mitten in der Umbauphase, das Sortiment stand. Aber Pataj-Vogt hatte sich in den Kopf gesetzt, nun auch noch Eis anzubieten.
Also wurde der Familienurlaub kurzerhand umgeplant und Pataj-Vogt begann nach Betrieben zu suchen, die Eismaschinen herstellen. Im italienischen Turin wurde sie fündig und hat dort auch das Eismachen gelernt. Als erstes gelang ihr ein Fruchtsorbet. „Es ist alles erlernbar, etwas Feingefühl für die geschmacklichen Abstimmungen ist natürlich notwendig“, sagt die gebürtige Bremerin. Zuerst werde eine Mischung angefertigt – Frucht, Haselnuss, Tiramisu oder auch Zimt-Pflaume-Rosmarin etwa. Der Phantasie seien da wenig Grenzen gesetzt. Nur schmecken müsse es hinterher.
"Wir fanden die Dreiecksform vielseitig und ungewöhnlich"
Die Zutaten ihres Eises seien alle natürlich, künstliche Zusatzstoffe benutze sie nicht, versichert Pataj-Vogt. Ist alles angerührt, kann gekostet werden. Stimmen die Verhältnisse ungefähr? Passt die Farbe? Die fertige Mischung wird anschließend samt Stiel in eine Form gefüllt, die dann schnell und bei sehr niedriger Temperatur gefroren wird. Das so hergestellte Eis habe dann eine besonders feste Konsistenz, erklärt Pataj-Vogt. Dies solle dann im Geschmack deutlich werden.

Im Fiev Sinn vertreibt die gelernte Architektin längst nicht nur Eis.
Ist das Eis fertig, werde natürlich wieder gekostet. Dabei steht Pataj-Vogt heute ein Geschmacksbeirat zur Verfügung: Dieser besteht aus ihren Angestellten und den zwei Kindern. Denn die Familie soll eingebunden werden. Auch die Eltern und ihr Mann unterstützen Pataj-Vogt so gut sie können.
Vor allem die erste Zeit im neuen Laden sei total spannend gewesen, sagt Pataj-Vogt. Aber auch ziemlich anstrengend. Schließlich ist die Bremerin im Lebensmittelgeschäft eine echte Quereinsteigerin. Bis zum Sommer 2017 arbeitete sie noch als Architektin. Der Wunsch nach einer Veränderung begleitete sie aber schon länger: „Ich war schon immer gerne kreativ und finde es toll, Dinge selbst herzustellen.“
Im vergangenen Jahr ging dann alles rasend schnell. In kürzester Zeit musste nicht nur ein Standort für die Eismaschine gefunden werden, sondern auch alle weiteren nötigen Küchengeräte beschafft und im fast fertigen Laden Platz für eine Eisvitrine gemacht werden. Der Umbau vor der Neueröffnung ihres Geschäfts im Schnoor lief bereits auf Hochtouren, als Pataj-Vogt entschieden hatte: Sie wird nun auch Eismacherin. Und so gründete sie fast nebenbei die Fiev Sinn Stieleis-Manufaktur, unter deren Namen das Eis produziert und vertrieben wird.
"Etwas Feingefühl ist natürlich notwendig"
Natürlich mussten auch neue Eissorten kreiert werden. Das macht Pataj-Vogt selbst. Zwar habe sie vom Hersteller der Eismaschine eine Art Rezeptbuch bekommen. Die Sorten, die es bei ihr im Laden gibt, hat sie aber selbst ausgetüftelt. „Rote Grütze kommt besonders gut an“, sagt Pataj-Vogt. Im Inneren steckt ein Vanilleeis, ummantelt ist es von einem Waldfruchtsorbet. Ihr selbst schmecke das Haselnusseis am besten.
Neben dem Verkauf im Laden machen Firmenveranstaltungen und private Feiern mittlerweile einen großen Teil des Geschäfts aus. Da durfte natürlich auch auf der Geburtstagsparty der Tochter das Stieleis nicht fehlen. Die Zehnjährige hatte sich eine Eistorte in der Geschmacksrichtung Schokolade-Minze gewünscht. Bei den Erwachsenen komme auf Partys auch die Feierabendvariante, Gin Tonic oder Aperol Spritz, sehr gut an, sagt Pataj-Vogt. Trotz vieler unterschiedlicher Geschmacksrichtungen: Die Dreiecksform des Desserts bleibt gleich. „Wir fanden sie ungewöhnlich und vielseitig“, sagt die Bremerin. Und natürlich helfe das durchgängige Design, sich auch von der Konkurrenz abzusetzen.