Alles wie gehabt, so ließe sich das Ergebnis der Bürgerschaftswahlen für die Kandidatinnen und Kandidaten aus den Stadtteilen Mitte und Östliche Vorstadt auf den Punkt bringen. Am Wahltag haben die künftigen Bürgerschaftsmitglieder unterschiedlich viel Rückenwind aus ihren Heimatstadtteilen erhalten.
Zehn von ihnen sind künftig im Landesparlament vertreten. Zwei Neuerungen gibt es allerdings schon: Nachdem Bürgermeister Carsten Sieling seinen Rückzug aus dem Amt erklärt hat, nimmt er künftig nur noch sein Bürgerschaftsmandat wahr. In der SPD liegt Sieling mit bremenweit 65 742 Stimmen an der Spitze. Aus seinem Stadtteil entfielen allerdings lediglich 1586 Stimmen auf ihn, das entspricht gerade mal 2,4 Prozent.
Auf seinen Nachfolger Andreas Bovenschulte, den bisherigen Bürgermeister von Weyhe, entfielen 4223 Personenstimmen. Aus seinem Stadtteil Mitte konnte er 359 Stimmen für sich gewinnen, das entspricht einem prozentualen Anteil von 8,5 Prozent. Auch die SPD-Landeschefin, Sascha Karolin Aulepp, wohnt im Stadtteil Mitte und erhielt bremenweit 1641 Stimmen. In ihrem Stadtteil allerdings nur 141 Stimmen, das entspricht gerade mal 8,6 Prozent. Ihr komfortabler Listenplatz sechs ermöglichte ihr dennoch den Wiedereinzug ins Landesparlament.
Ganz anders sieht das bei dem SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Arno Gottschalk aus, der 2128 auf sich vereinigen konnte. Er wird es wohl als Nachrücker in die Bürgerschaft schaffen. Aus seinem Stadtteil, der Östlichen Vorstadt, holte er 436 Stimmen, das entspricht rund 20,5 Prozent – der Löwenanteil unter den SPD-Kandidaten. Auf Platz 16 der SPD-Wahlliste schaffte Arno Gottschalk über die Personenwahl den Einzug in die Bürgerschaft.
Deutlich unter Landesebene
Der Grund dafür: Andreas Bovenschulte als voraussichtlicher Bürgermeister, Ulrich Mäurer als Innensenator und Claudia Bogedan als Bildunggssenatorin haben drei Plätze in der SPD-Fraktion frei gemacht. Im Stadtteil Mitte erreichte die SPD rund 20 Prozent, in der Östlichen Vorstadt etwas mehr, nämlich 20,5 Prozent. Die CDU erreichte in Mitte 19,2 Prozent, das Ergebnis in der Östlichen Vorstadt liegt mit 15,2 Prozent um vier Prozentpunkte niedriger. Ein Ergebnis, das deutlich unter dem erreichten Wert auf Landesebene liegt. Keine Vertreterin und kein Vertreter der CDU schaffte allerdings in Mitte und in der Östlichen Vorstadt den Einzug in die Bremische Bürgerschaft. Doch die sechs Kandidaten, die im Wahlkampf für beide Stadtteile angetreten waren, hatten auch äußerst ungünstige Startbedingungen. Denn der Bestplatzierte stand auf dem Listenplatz 31.
Ein ähnliches Ergebnis wie Gottschalk für die SPD holte Klaus-Rainer Rupp für die Linken, allerdings auf dem komfortablen Listenplatz zwei. Er konnte 2202 der Stimmen auf sich vereinigen. In der Östlichen Vorstadt, in dem Stadtteil, in dem er wohnt, bekam er 414 Stimmen, das entspricht einem Anteil von 18,8 Prozent. Auf Platz sieben trat Sophia Leonidakis für die Linken an und holte per Personenwahl mit insgesamt 3518 Stimmen mehr als Rupp. In ihrem Stadtteil, der Östlichen Vorstadt, fällt sie jedoch deutlich ab. Hier entfielen lediglich 323 Stimmen auf sie, das entspricht einem Anteil von 9,2 Prozent. Die Linke holte in Mitte rund 20 Prozent und in der Östlichen Vorstadt mit 23,5 Prozent ein paar Prozentpunkte mehr und liegt damit deutlich über dem landesweiten Trend von gut elf Prozent.

Die großen Wahlgewinner sind sowohl in Mitte mit rund 25 Prozent und in der östlichen Vorstand mit 28,6 Prozent die Grünen. Bei den Grünen hat das Politurgestein und der frühere Leiter des Ortsamtes Mitte, Robert Bücking, mit bremenweit 3302 Personenstimmen eindeutig die Nase vorn. Er kandierte auf dem komfortablen Listenplatz sieben für seine Partei. In seinem Stadtteil, der Östlichen Vorstadt, konnte er 721 Stimmen beziehungsweise 21,8 Prozent holen. Mit Abstand folgt mit respektablem Ergebnis Mustafa Öztürk. Er hat von seinem ungünstigen 23. Listenplatz noch als Nachrücker den Sprung in die Bürgerschaft geschafft. Seine 2221 Personenstimmen reichen aus, um den Sitz von Maike Schaefer einzunehmen, falls sie, wie vorgesehen, in die Bremer Landesregierung wechseln sollte. 659 Stimmen konnte Öztürk in seinem Stadtteil Östliche Vorstadt holen.
Dicht gefolgt von Sahhanim Görgü-Philipp, die ebenfalls in der Östlichen Vorstadt wohnt und von den grünen Gesamtstimmen 2218, davon 560 beziehungsweise 25,2 Prozent in ihrem Stadtteil holte. Danach folgen Henrike Müller und Jan Saffe, die beide in der Östlichen Vorstadt wohnen und über die Listenplatzierung in das Parlament einzogen. Jan Saffe, der auf Platz elf kandidierte, erhielt 1468 Stimmen, davon in der Östlichen Vorstadt 549. Das entspricht einem Anteil von satten 37,4 Prozent. Damit ist Saffe sozusagen der ungekrönte König seines Stadtteils. Henrike Müller erhielt in Gesamt-Bremen 1452 Stimmen, davon in ihrem Stadtteil 265. Das entspricht einem Anteil von 18,3 Prozent.
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