Nach der Kritik an den Zuständen in der Psychiatrie des Klinikums Ost hat Direktor Jens Reimer ein Aktionspapier vorgestellt. Ein Kernpunkt ist die Behandlung in den eigenen vier Wänden der Patienten.
Zuletzt war das Klinikum Bremen-Ost heftig in die Kritik geraten: Patientenfürsprecher hatten über die Zustände in der Psychiatrie geklagt. Der Vorwurf: zu häufiger Einsatz von Zwangsmitteln wie Medikation oder Fixierung.
In der Sitzung des Osterholzer Beiratsausschusses Arbeit, Wirtschaft und Gesundheit stellte der Direktor des Zentrums für Psychosoziale Medizin, Professor Jens Reimer, einige Punkte eines Aktionspapiers vor, die die Arbeit in der Psychiatrie verbessern sollen.
Schon vor Bekanntwerden der Missstände habe sich die Klinikleitung mit Beschäftigten zusammengesetzt und dieses Papier erarbeitet, erklärte Jens Reimer. Ein Kernpunkt wird die Behandlung im Wohnumfeld der Patienten sein, das sogenannte „Home Treatment“. „Wir wollen unsere Behandlung bei den Patienten zuhause anbieten“, sagte Jens Reimer. Ein weiterer wichtiger Punkt sei, die Qualität der Behandlung messbar zu machen. „Wir wollen dabei die Nutzer einbeziehen und sind auf dem Weg, gemeinsam Indikatoren zu finden.“
Qualifizierung des Personals
Ein Schwerpunkt wird außerdem die Qualifizierung des Personals sein. „Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter gerne bei uns arbeiten und wir gutes Personal finden.“ Daran allerdings mangelt es. Ein Mangel, der durch die jüngsten Schlagzeilen nicht eben einfacher zu beheben sein wird, befürchtet der Direktor. „Für unsere Mitarbeiter ist das sehr belastend, sie kommen da unter Rechtfertigungsdruck.“ Es sei nicht ganz einfach, in dieser Situation Personal zu finden.
Ausschussmitglied Wolfgang Haase (SPD) wollte wissen, ob fehlendes Personal die Ursache für die Probleme am Klinikum sei. „Mehr Personal bedeutet nicht automatisch weniger Zwangsmaßnahmen“, sagte Jens Reimer. Viel hänge auch mit den räumlichen Voraussetzungen zusammen, „so würde man sicherlich heute nicht mehr bauen“. Im Verlauf des Jahres werde aber die Station 63 geschlossen und das Haus Drei in Betrieb gehen. „Mit einem Konzept, das mehr auf Bewegung und psychosoziale Angebote ausgerichtet ist.“ Mit dem Umzug werde außerdem „die Enge aufgehoben, die auf der bisherigen Station herrscht“, erklärt Reimer.
35 vollstationäre Plätze der Psychiatrie sollen durch sogenanntes „Home Treatment“ – also die Behandlung zuhause – ersetzt werden. „Ziel ist ein möglichst geringer Institutionalisierungsgrad.“ Damit sind Klinikaufenthalte gemeint. Je zwei Fachkräfte würden in diesem Konzept Patienten zuhause aufsuchen und die therapeutischen Leistungen dort erbringen.
Für Jan Restat (Linke) ein nicht auf Anhieb überzeugendes Konzept. „Das ,Home Treatment' hört sich sehr aufwendig an und gleichzeitig wollen sie 35 Plätze einsparen – das hört sich komisch an.“ Jens Reimer räumte ein, dass zusätzliche Wegezeiten vom Personal erbracht werden müssten und auch, dass nicht alles angeboten werden kann, was am Klinikum vorgehalten wird. „Aber das Zuhause hat Vorteile, der Patient muss sich nicht umgewöhnen, ist in seinem gewohnten Umfeld.“