Bremen. Sein Leben steht im Zeichen einer großen, weißen Taube: Der Pazifist Ernst Busche, der in Chemnitz und Süddeutschland aufgewachsen ist und seit 1972 in Bremen lebt, ist jetzt 85 Jahre alt geworden. Schon zu seinem Sechzigsten widmete ihm der WESER-KURIER ein Porträt in der Reihe „Menschen in Bremen“. Damals war er noch in Schwachhausen daheim. Inzwischen wohnt er mit seiner Frau Eva Böller in Findorff.
„Die Plakate im Flur, die Pinnwände mit Anstecknadeln und Fotos künden von den Aktionen, durch die er zum stadt- und landkreisbekannten Demonstranten wurde“, stand vor 25 Jahren in der Homestory. „In den hohen Regalen stehen Botanikbücher und Klaviernoten, ein Atlas der Truppenstandorte und das Buch, das er herausgegeben hat: ,Rettet die Garlstedter Heide!'“ An seine Kindheit erinnerte sich Ernst Busche damals mit einigem Unbehagen: „Ich war kleiner und schwächer als andere Kinder, und wenn sie mich verhauen wollten, hat mich eine meiner Schwestern manchmal verteidigt.“ Das Verhältnis zu seinen Eltern sei angespannt gewesen. „Beide waren in der NSDAP, mein Vater arbeitete in der Rüstung.“
Nach dem Abitur studierte Ernst Busche Biologie, Erdkunde und Geschichte auf
Lehramt, und er hat promoviert. Von der Wiedereinführung der Wehrpflicht war er als Jahrgang 1932 nicht betroffen. „Ich hätte aber verweigert“, versicherte er 1992. Aus Kritik am damaligen Schulsystem quittierte er 1964 den Schuldienst, schlug sich eine Weile als Verlagslektor durch und arbeitete dann als Planer für Lehrerausbildung an der Bremer Uni und von 1974 bis 1975 als Erdkundelehrer am Gymnasium Horn. Als die Pläne für den Kasernenbau in Garlstedt bekannt wurden, rief die von ihm mitbegründete Bürgeraktion „Garlstedter Heide“ zum Protest auf: „Garlstedter Heide: Keine Panzerweide!“
Typisch Ernst Busche: „Es mußte sich immer ein bisschen reimen.“ Und, weiß der Pädagoge, es bleibt besser im Gedächtnis. Auch nach dem Bau der Kasernen organisierte er zusammen mit Gleichgesinnten Mahnwachen, Sternwanderungen und Ostermärsche, Protestaktionen und Info-Stände. Er verfasste Hunderte von Leserbriefen und war für unzählige Flugblätter „V.i.S.d.P.", Verantwortlicher im Sinne des Pressegesetzes. Nach drei Jahren Arbeitslosigkeit fand er 1978 eine Stelle als Deutschlehrer für Asylbewerber, arbeitete bis 1986 im öffentlichen Dienst und dann als ABM-Kraft. Als Sechzigjähriger war er zwar ohne Stelle, aber keineswegs arbeitslos: Sein Engagement in der DFG-VK (der Deutschen Friedensgesellschaft — Vereinigte Kriegsdienstgegnerinnen) und in einer Anti-Rassismus-Gruppe hielt ihn auf Trab. „Ich lasse mich nicht unterkriegen", sagte er damals. "Jeder aktive Mensch hat Gegner. Viel Feind, viel Ehr.“