Wenn bundesweit „Tag der Archive“ ist, dann darf das Staatsarchiv Bremen nicht fehlen. Am Sonnabend, 3. März, wird diesmal auch eine Ausstellung über die jüdische Diseuse Olga Irén Fröhlich eröffnet, die Schülerinnen und Schüler im Bildungsgang Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (FaMI) erstellt haben. Eine andere Gruppe hat für diesen Tag ein Kinderprogramm entwickelt.
„Wir wollen die Geschichte Olga Irén Fröhlichs abbilden, weil sie auch in Bremen gelebt hat“, sagt der 18-jährige Woltmershauser Hannes Ostendorf, einer der angehenden Fachangestellten. Sechs Schülerinnen und Schüler des ersten Ausbildungsjahres, die sich in die Fachrichtungen „Bibliothek“ und "Archiv“ aufteilen, sind an der Entwicklung des Projektes beteiligt. Bereits im Jahr 2016 hat sich eine Schülergruppe des Bildungsganges mit dem Leben von Olga Irén Fröhlich beschäftigt, damals recherchierten die jungen Leute im Staatsarchiv und werteten ein auf Video festgehaltenes Interview aus dem Landesfilmarchiv im Zentrum für Medien aus. Schülerinnen hatten es 1992 bei ihr daheim aufgenommen.
Die 1904 in Hamburg geborene Olga Irén Fröhlich hatte ihre Karriere in den Zwanzigern begonnen und war im „Astoria“ an der Katharinenstraße und in vielen anderen renommierten Häusern aufgetreten, bevor sie 1934 ohne ihren Mann und ihre Tochter in die Schweiz floh. Ihre Mutter ging nach Peru, zwei ihrer Geschwister lebten damals bereits in Spanien und verließen Europa ebenfalls, sobald es ihnen möglich war. Ihre Tochter gelangte 1938 in einem Kindertransport nach Großbritannien. Mehrere Familienmitglieder kamen in Theresienstadt ums Leben. 1951 kehrte Olga Irén Fröhlich nach Deutschland zurück. Ein Jahr später trat sie auch wieder im „Astoria“ auf. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1994 wohnte sie in der Sonnenstraße 10 im Ostertor zur Miete.
Spannende Suche
„Sie hat einen interessanten Lebenslauf, denn als jüdische Künstlerin war sie in einer Zeit tätig, wo sie eigentlich nicht mehr tätig sein konnte“, sagt Ausbildungsleiterin Brigitta Nimz vom Staatsarchiv über Olga Irén Fröhlich. „Ihre Geschichte ist auch ein Stück bremischer Geschichte.“ Die Aufarbeitung dieser bremischen Geschichte ist die Aufgabe der Auszubildenden. Der Neustädter Iwan Schmidt, angehender „FaMI“ mit Fachrichtung Bibliothek, erläutert die Vorgehensweise: „Wir nutzen die Quellen aus dem Staatsarchiv und aus dem 2012 erschienenen Buch ,Künstlerleben in Hamburg und Bremen'. Außerdem gibt es noch Bilder aus privaten Fotoalben, die das Jüdische Museum Berlin zur Verfügung stellt.“ Als Quellen seien auch die Entschädigungsakte, die im Staatsarchiv liege, Programmhefte aus dem „Astoria“ und das Gästebuch der Künstlerpension aus der Sonnenstraße wichtige Hilfen zur Darstellung der Geschichte Fröhlichs, erklärt Lisa Spatzier aus Farge: „Das ist toll, Details ans Licht zu bringen. Doch das ist nicht die Hauptaufgabe des Berufs, denn die besteht im Archivieren.“
Denn dass die Bilder, Akten und Programmhefte, die vom Leben Olga Irén Fröhlichs zeugen, noch existent und nutzbar sind, ist einer gründlichen Arbeit und dem Wissen von Profis zu verdanken: „Da spielen dann auch pH-Werte, Temperatur- und Feuchtigkeitsmessungen und allgemein Chemie eine große Rolle“, kann Gabriele Weise-Barkowsky, Fachlehrerin für Archivkunde für Fachangestellte für Medien und Informationsdienste an der Europaschule Schulzentrum Utbremen, berichten. Und dieses Wissen ist wichtig, betont Brigitta Nimz: „Wir vom Staatsarchiv wollen uns auch als gute Partner positionieren und zeigen, dass wir mit den uns anvertrauten Dingen vernünftig umgehen.“ Die Anforderungen wandeln ich: „Die digitale Entwicklung ist eine Herausforderung, da müssen wir auch Informatiker sein", sagt Brigitta Nimz.
„Die Digitalisierung verändert unseren Beruf„, sagt auch der Auszubildende Alaa Al-Joumaa aus Bremerhaven. “Bücher spielen gegenüber den elektronischen Medien eine immer geringere Rolle, die Bibliothek wird eher zu einem Treffpunkt für Menschen.“ Iwan Schmidt sieht es positiv: „Es gibt zum Beispiel jetzt eine digitale Sprechstunde in der Bibliothek, das finde ich aufregend.“ Eines steht jedoch für Gabriele Weise-Barkowsky fest: „Die digitale Entwicklung wird die Ausbildung für Fachangestellte für Medien und Informationsdienste verändern.“
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