Es wächst und gedeiht: Wie ein kleines zartes Samenkorn streuten vor drei Jahren Jugendliche den Gedanken, ein Musikfestival im beschaulichen Stadtteil Horn zu etablieren. Die Saat ist längst aufgegangen. Unter dem Titel „Horn To Be Wild“ findet in diesem Sommer bereits die dritte Ausgabe des Festivals inmitten des prächtigen Rhododendronparks statt – mit steigenden Besucherzahlen, gewachsenem Programm sowie Renommee bei den Musikern.
„Die Nachfrage von Bands war groß, 150 Bewerbungen sind nach unserem Facebook-Aufruf eingegangen. Das hat uns überrascht und sehr gefreut“, erzählt Rebecka Gödecke, Sprecherin des Festivalteams. Sechs Acts haben die Veranstalter schließlich ausgesucht. Der Fokus liegt dabei erneut auf jungen, aufstrebenden Formationen.
Headliner sind in diesem Jahr Hi! Spencer aus Osnabrück. „Wir haben die Gruppe bereits auf dem ,Vorstraßenfest‘ gesehen und waren begeistert“, so Gödecke. Das Quintett hat wie viele Bands mit Coversongs angefangen. Schnell gab es aber auch eigene Kompositionen, die sich ins Genre des deutschsprachigen Indie-Punkrocks einordnen lassen. Inzwischen hat die 2012 gegründete Gruppe mehr als 100 Konzerte gespielt – „mit Mut zur großen Geste, mit dem Herz auf der Zunge und Schweiß in den Augen“, wie die Musiker gern sagen. 2015 erschien ihr Debütalbum „Weiteratmen“ samt der ersten Single „Silvester“. Im vergangenen Jahr kam die aktuelle EP „In den Wolken“ heraus.
Die Band Better Strangers will noch in diesem Jahr ihr Debütalbum herausbringen. Die Gruppe hat sich 2016 als Trio in Berlin gegründet und besticht durch die Spannbreite ihrer Songs. Sie bewegen sich zwischen Stadion-Rock-Titeln bis zu zu soften und emotionalen Balladen. Erst kürzlich haben sie ihre erste Single „Rest Your Bones“ veröffentlicht.
„Alles geht“ lautete das Motto der neuen, bereits zweiten EP von Lenna, die quasi ein Heimspiel in Bremen haben. Die Band kommt aus Stuhr und fand vor vier Jahren im Rahmen eines Workshops zusammen. Powerpop hat sich der Fünfer auf die Fahnen geschrieben. Mit der Mischung aus eingängigen Melodien und tiefgründigen Texten präsentierte sich Lenna bereits auf der „Breminale“, bei „Rock den Deich“ und auf vielen weiteren Festivals und Events.
Noch ganz frisch auf der Bühne sind hingegen Masters & Thieves. Dies ist die jüngste Formation beim dritten „Horn To Be Wild“-Festival. Die Bremer haben sich erst in diesem Frühjahr zusammengetan. Ihr Sound bewegt sich zwischen Fusion, Pop und Neo-Soul. Um die beeindruckende Sängerin und Pianistin Maischa Perdelwitz herum bilden Schlagzeug und Bass eine solide und virtuose Rhythmusgruppe, die zum Kopfnicken einlädt. Abgerundet von experimentellen Synthieklängen geht es musikalisch von groovigen Balladen bis hin zu wilden Klangsphären à la Radiohead.
Eine weitere Bremer Band im Line-up sind The Eternal Spirit. Sie stehen für britisch-hanseatischen Indie-Poprock. Die drei Jungs legten 2013 mit ihrer ersten EP „Cocaine Paradise“ den Grundstein für ihren Klang, dem man die Inspiration von der Insel ebenso anhört wie den ambitionierten Wunsch, dem Genre einen eigenen Stempel aufzudrücken. 2015 erschienen mit der EP „Marie/You“ fünf Stücke, die einen Soundtrack für ausgelassene Sommertage und -nächte bieten.
„Alte Hasen“ im Musikgeschäft sind dagegen die Musiker von Alltag. Seit mehr als zehn Jahren lassen sie mit ihren
Songs selbigen vergessen und bringen das Publikum zum Tanzen – mit „Kindertechno“, wie sie sagen. Andere bezeichnen es als Ravepunk. Das Bremer Duo hat sich gegen Schlagzeug, Bass und Gitarre entschieden und arbeitet mit Drumcomputer und Sequenzer, sodass es stampft.
Um das musikalische sowie das Rahmenprogramm erneut aus dem Boden zu stampfen und zum dritten Mal ein Festival von Jugendlichen für Jugendliche zu realisieren, sind die Veranstalter seit September vergangenen Jahres intensiv beschäftigt. „Jetzt – knapp eine Woche, bevor es losgeht – haben wir eigentlich alle Vorbereitungen abgeschlossen“, zeigt sich Gödecke zufrieden. Inzwischen seien die jungen Veranstalter routinierter in der Vorbereitung und hätten sich in Teams mit festen Aufgaben aufgeteilt. Waren es anfangs acht Leute, ist die „Mannschaft“ inzwischen auf 30 angewachsen.
Entstanden ist das Projekt 2014 aus einer Jugendinitiative heraus. Der Stadtteilbeirat Horn-Lehe wollte die Jugendbeteiligung fördern, und junge Leute wollten parallel etwas auf die Beine stellen. Also hat sich der Nachwuchs im Alter von 15 bis 23 Jahren aus dem Stadtteil Horn zusammengetan, um etwas für die Generation zu realisieren und den Stadtteil quirliger zu machen – alles ehrenamtlich.
Von 50 auf 1500 Besucher
Los ging es mit einem kleinen Clubkonzert, fünf Bands und 50 Besuchern. Bereits ein Jahr später, im Jahr 2015, stellten die Jugendlichen das erste „Horn To Be Wild“-Festival auf die Beine. Dafür gründeten sie den Jugendkulturverein Horn, um selbst als Veranstalter agieren zu können. Sie suchten sich Sponsoren, rührten die Werbetrommel und engagierten Bands wie die Mad Monks, Faakmarwin und We Had To Leave. Nach einer heißen Vorbereitungsphase wurde das Event damals bei 38 Grad Celsius eine gelungene Hitzeschlacht. 350 Besucher konnten sie in den Rhododendronpark locken. Bei der Premiere haben die Vereinsmitglieder einiges an Erfahrung gewonnen, wie damals Milan Husfeld erzählt: „Gelernt haben wir auf jeden Fall, nicht aufzugeben. Wenn man sich für seine Ziele einsetzt, kann man auch als Jugendlicher eine Menge erreichen.“
Mit dem Erfolg und der Erfahrung im Rücken steigerten sich die Ansprüche und der Ehrgeiz, weiter zu wachsen und noch professioneller zu werden. Vergangenes Jahr kamen bereits 900 Besucher, das Festival war damit ausverkauft.
Nun sollen die Besucherzahlen auf erwartete 1500 ausgebaut werden. „Dementsprechend passen wir das Festivalgelände, Angebote und Stände an“, erklärt Gödecke. Auch das Rahmenprogramm wird vielfältiger: „Wir haben vergangenes Jahr gemerkt, dass viele Familien zum Festival gekommen sind“, so die Pressesprecherin. So habe man in diesem Jahr mit der Botanika und dem Universum Bremen Aktionen für die kleinen Gäste organisiert. Außerdem wird das Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins eine sieben Meter hohe Kletterwand aufstellen, an der jeder Gast sein Geschick beweisen kann.
Wie im vergangenen Jahr findet zudem ein Kulturprojekt mit minderjährigen Geflüchteten statt, die Speisen ihrer Herkunftsländer kochen und davon eine Kostprobe auf dem Festivalgelände gegen eine kleine Spende zugunsten des Flüchtlingsheims anbieten werden.
Ziel der Veranstalter ist es, Horn mit der dritten Ausgabe des Festivals erneut ein Stück bunter und wilder zu machen.
Das „Horn To Be Wild“-Festival findet am Sonnabend, 5. August, im Bremer Rhododendronpark (Allmerspark) statt. Einlass ist dort ab
15 Uhr, los geht es um 16 Uhr. Gegen 22 Uhr erklingt der Schlussakkord. Weitere Informa-tionen gibt es unter www.horntobewild-
festival.de.