Lohnt sich eine Fahrt im Riesenrad am helllichten Tag – noch dazu im Nieselregen? Familie Klein aus Stuhr ist skeptisch. „Das Riesenrad gehört einfach zum Freimarkt dazu“, sagt dann Vater Alexander. Das reicht, um die anderen drei zu überzeugen. Sie steigen ein.
Nach der Runde im Traditionsfahrgeschäft sind die Kleins nass geregnet und leicht verfroren. „Ja, das Wetter könnte besser sein“, sagt Alexander Klein. Und viel Action gebe es bei der Fahrt ja nun nicht. „Aber ich finde es toll, dass man so weit gucken kann“, sagt die sechsjährige Alyssa. Auch ihr Bruder Fabian mag die Aussicht. In der Nacht sei der Blick bestimmt noch eindrucksvoller, vermutet der 13-Jährige. „Dann sieht das cool aus. Am Tag kommt das aber nicht so richtig rüber.“ Das gleiche gelte für die Romantik, sagt Mutter Bettina. „Die kommt ja eher im Dunkeln auf.“
„Einmal im Jahr Riesenrad zu fahren, gehört dazu“, sagt Bettina Klein. Deshalb hat das altmodische Fahrgeschäft auch einen festen Platz auf dem jährlichen Familienrundgang über die Bürgerweide. „Das reicht mir dann aber auch.“ Von Suchtgefahr könne deshalb keine Rede sein.
Hinter dem Steuerpult des Riesenrads sitzt Christian Witthut. Er hat genau im Blick, wer in seine Gondeln steigt: „Das sind häufig Omas und Opas mit ihren Enkelkindern.“ Da das Fahrgeschäft in Bremen gebaut wurde, kommen aber auch immer wieder Arbeiter, die ihr altes Meisterstück bestaunen wollen. „Die erzählen oft von Details, die man selber nicht kennt.“ Außerdem sei das Riesenrad oft Ort für Heiratsanträge und Hochzeiten. Das sei schon immer so gewesen. Eines habe sich in den letzten Jahren jedoch geändert: „Es kommen wieder mehr Jugendliche“, sagt Witthut. „Warum, weiß ich auch nicht.“ (jör)