Bremen-Nord. Die Schauspielerin Carmen Molinar fühlt sich an vielen Orten heimisch. Am liebsten verbringt sie ihre Zeit auf Mallorca im Mittelmeer, jährlich mehrere Wochen arbeitet sie in Berlin und Hamburg. Aber wirklich zu Hause fühlt sie sich nur in Bremen. Vorzugsweise ist sie in Bremen-Nord, wo sie jahrelang mit ihrer Tochter Gina gelebt hat.
Gegenwärtig trägt sich die 51-Jährige mit dem Gedanken, wieder zurück nach Lesum zu ziehen. „Da entspanne ich immer – das ist meine Lieblingsgegend in Bremen“, sagt sie und erinnert sich: „Früher habe ich in Knoops Park meine Rollen einstudiert. Ich bin durch den Park gelaufen und habe dabei auch lauthals geschimpft.“ Vor Passanten sei ihr das recht peinlich gewesen. „Heute habe ich immer einen Knopf im Ohr, damit alle denken, dass ich telefoniere“, sagt Molinar und lacht. „Ich will ja nicht, dass die mit der Zwangsjacke kommen.“ Erst mit Anfang 40 hat Carmen Molinar beschlossen, ihren attraktiven Arbeitsplatz als Reporterin beim „Studio Bremen“ aufzugeben und vollständig auf die Schauspielkunst umzusatteln.
Seinerzeit war sie im Auftrag von Hinrich Lührssen für Stern TV, RTL Explosiv oder Fit for fun im Norden unterwegs. Gern hätte sie ihre Reportagen auch selbst vertont und hat sich das Handwerk autodidaktisch erarbeitet. „Ich habe mir auf VHS-Cassetten professionelle Reportagen angehört und die Texte nachgesprochen.“ Aber ihre Beiträge hätten ganz anders geklungen. Sieben Jahre lang nahm Carmen Molinar schließlich privaten Schauspielunterricht in Bremen und Berlin, weil sie für die Schauspielschule schon zu alt war.
Heute hat sie eine professionell geschulte Stimme und betreibt in Berlin eine eigene Sprecherschule – gemeinsam mit Christian Rode, der Victor Lazlo in Casablanca und Bert aus der Sesamstraße die deutsche Stimme lieh. „Er ist einer der größten deutschen Sprecher, und ich habe ihn für die Schule gewinnen können“, freut sich Carmen Molinar.
Sie selbst firmiert auf der Homepage der Sprecherschule als Schauspielerin, denn sie hat es geschafft, ihren Traum zu verwirklichen. „Ich habe fleißig gelernt, sieben lange Jahre lang. Aber man muss auch jemanden haben, der an einen glaubt“, fügt sie hinzu und verweist auf die Casting-Direktorin Gitta Uhlig, die sie schon für diverse Rollen vorgeschlagen hat. Erst kürzlich war Molinar deshalb in einer Folge der ARD-Vorabendserie „Morden im Norden“ zu sehen. Im April wird der Spielfilm „Die Braut sagt leider nein“ im ZDF ausgestrahlt. Noch unbekannt ist der Sendetermin für den Streifen „Kein Talent für Liebe“. Auch in den beiden Komödien spielt Carmen Molinar Nebenrollen. Und drei weitere Anfragen sind gerade eingetrudelt.
„Das Schauspielen ist eine große Herausforderung. Man muss loslassen und das Unterbewusstsein mit der Rolle verknüpfen, betont sie. „Werde ein Schauspieler bei einem Dreh unterbrochen, müsse er im Idealfall weiterhin in der Rolle verharren und entsprechend reagieren. Ihr großes Vorbild ist Anthony Hopkins, der den Hannibal Lecter in das Schweigen der Lämmer verkörperte. „Der spielte die Rolle nicht böse, er ist böse“, so Molinar. „Der beste Schauspieler ist nicht der, der selber weint, sondern seine Zuschauer zum Weinen bringt – oder zum Lachen.“
Stolz ist die gebürtige Hamburgerin auf ihren 20-minütigen Film „Martha“, der gerade beim European Film Market der Berlinale lief. Während dieser Kurzfilm 2016 auf Mallorca von einem 30-köpfigen Team als zweiter Teil einer Trilogie produziert wurde, entstand der neunminütige erste Teil „Maria“ in Bremen unter anderem auf dem Weihnachtsmarkt. Beteiligt waren hier im Jahr 2014 lediglich vier Personen. Beide Filme hat Carmen Molinar produziert und auch die Hauptrollen übernommen.
Ausgedacht habe sie sich die Geschichte der zur Weihnachtszeit vereinsamten Maria, um in ihrer Biografie jedes Jahr einen Film auflisten zu können, erzählt Carmen Molinar freimütig. Nach einer Woche war der Streifen im Kasten. „Ich habe ihn dann später bei Filmfestivals eingereicht – in Mailand und Nizza, aber auch in Kanada und den USA. Er hat den Nerv getroffen und vier Awards gekriegt.“
Der organisatorische Aufwand für den zweiten Teil sei ihr aber definitiv zu groß gewesen. „Ich bin keine Produzentin. Wir haben das Geld überall zusammengekratzt, und dann ist auch noch der Sponsor abgesprungen“, sagt die Schauspielerin. Nach längerem Klinkenputzen habe die Nordmedia Film- und Medienförderung die Produktion mit 9000 Euro gefördert. Damit wurden Schnitt, Nachvertonung, Musik und Untertitelung finanziert. „Mit Kurzfilmen macht man kein Geld“, betont Molinar. „Man will etwas erzählen.“
Die Idee für den dritten Kurzfilm „Marisa“ steht schon. Er soll maximal neun Minuten dauern, auf Mallorca und in Emden spielen und von Lebenslügen handeln. Mehr will Carmen Molinar noch nicht verraten und nichts übereilen. „Die Schauspielerei hat nämlich absolute Priorität.“ Inbrünstig wünscht sie sich, „irgendwann komplett vom Schauspiel leben zu können und auch mal in einem Bremer Tatort mitzuspielen“. Momentan nimmt Molinar in einem kleinen Tonstudio auf Mallorca ein Hörbuch auf, im März oder April wird sie aber womöglich schon wieder vor der Kamera stehen.