Stressige Zeiten für Tim Schupp und Vincent Bahro. Die beiden Schüler aus dem zwölften Jahrgang am Gymnasium Vegesack stecken mitten in den Abiturprüfungen. Da gibt es ohnehin schon viel zu Pauken. Aber die beiden jungen Männer haben sich dazu noch eine Extra-Portion Arbeit aufgeladen. Ein Forschungsprojekt, das Tim Schupp und Vincent Bahro zunächst aus Lust und Laune angeschoben haben, in das sie sich dann aber so hineinknieten, dass sie damit im Fachgebiet Mathematik/Informatik Sieger beim Landeswettbewerb „Jugend forscht“ wurden. Vom 25. bis 28. Mai dürfen sie mit ihren Ideen nun beim Bundeswettbewerb in Erlangen an den Start gehen. Eventuell wird auch noch mehr aus ihrer Idee: Auf ihr Konzept haben die beiden Schüler zur Sicherheit schon mal das Patent angemeldet.
Logisches Denken liegt Vincent Bahro und Tim Schupp. Ihre Leistungskurse sind Mathematik und Physik, ihr Oberstufenprofil am Gymnasium heißt Luft- und Raumfahrtechnik. Informatik ist ihr Hobby. Die beiden Freunde sitzen öfter tüftelnd beisammen, erzählen sie. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass ihnen beim Englischunterricht ein zündender Gedanke durch die Köpfe blitzte, der nur entfernt mit englischer Grammatik und story reading zu tun hatte. Aber damit fing alles an.
Idee im Englischunterricht
„Im Englischunterricht sollte den Schülern vom Computer aus eine Datei aufs Handy gesandt werden“, berichtet Vincent Bahro. Aber als sich alle Schüler gleichzeitig ins Internet einwählten, habe die Leitung schlapp gemacht. Bis die Datei, die sie für ihren Englischunterricht nutzen sollten, bei den Schülern ankam, verging die sprichwörtliche halbe Ewigkeit. Zeit genug, um bei den beiden Informatikfreaks die Suche nach Lösungsmöglichkeiten anzuheizen. „Es muss einen schnelleren Weg der Datenübertragung geben“, sei ihr Gedanke gewesen, erzählt Tim Schupp.
„Und dann hatten wir die Idee, dass wir die Oberfläche des Smartboards nutzen könnten, das es im Klassenraum gab“, berichtet der 17-Jährige weiter. „Wir wollten die Daten über einen QR-Code bündeln und weiterleiten. Bei dem Versuch haben wir festgestellt, dass die Datenmenge für einen einzigen Code zu groß war.“ Im nächsten Schritt habe es nahe gelegen, die Daten auf mehrere QR-Codes zu verteilen, führt Vincent Bahro fort. Sie hätten sich dann informiert, wie solche Codes überhaupt funktionieren. „Ein paar Programmierkenntnisse hatten wir schon aus dem Informatikunterricht“, sagt der 18-Jährige. „Wir wollten diesen Plan umsetzen, und als wir merkten, dass es geht, hat es uns gefesselt“, schildert sein Freund.
Tim Schupp und Vincent Bahro beugen sich über ein riesiges Plakat, auf dem etliche verpixelte grafische Zeichen angeordnet sind. Das Plakat verdeutlicht den Weg der neuen optischen Datenübertragung, die die beiden Schüler entwickelt haben „Es muss nicht zwingend ein QR-Code sein“, erklärt Tim Schupp. „Andere grafische Codes funktionieren auch. Es geht darum, eine Sequenz grafischer Codes zu verwenden, um Daten zu transportieren, weil man diese Codes auf beliebigen Displays und sogar auf Papier darstellen kann.“
Der Vorteil sei, dass man beim Senden und Empfangen nur ein Display und einen Sensor brauche und nicht auf andere Datenübertragungsmöglichkeiten angewiesen sei. Die zu übertragende Datei wird zerlegt auf die grafischen Codes gepackt und nach der Übertragung auf das Empfangsgerät wieder zu einer kompletten Datei zusammengesetzt.
So haben sie es auch der Jury von „Jugend forscht“ vorgestellt und sich somit in ihrer Altersgruppe und ihrem Fachgebiet den ersten Preis gesichert. Zusätzlich erhielten sie für ihren „Frequenz Quick Response Code “ noch einen Sonderpreis von der Deutschen Gesellschaft für zerstörungsfreie Prüfung, „weil wir eine fehlerfreie Übertragung entwickelt haben“, erzählt Vincent Bahro.
„Bei der Übertragung mit W-Lan und Bluetooth könnte ein Fremder die Daten abfangen, weil dabei die Signale in alle Richtungen gesandt werden“, fügt Tim Schupp hinzu. „Unsere Übertragungen sind sicherer. Bei uns wird die Option, Daten abzufangen, kontrollierbar.“ Und sollte ein Code verloren gehen, könne er wieder rekonstruiert werden, erklärt Vincent Bahro.
Die Juroren seien von ihrer Idee und der Präsentation begeistert gewesen, freuen sich die beiden Schüler aus Vegesack. „Die Möglichkeit, selber etwas zu schaffen, das man nutzen kann und das auch funktioniert, ist faszinierend“, beschreibt Tim Schupp den Motivationskick der beiden. Sie stecken in den Abiturprüfungen, aber tüfteln im Geiste schon weiter an ihrer Idee. Etwa an der Fehlerkorrektur über die gesamte Frequenz. „Was zu verbessern ist, wollen wir noch verbessern. Auch die Übertragungsgeschwindigkeit.“ Das sei allerdings kostenintensiv, gibt Vincent Bahro zu bedenken. Deshalb halten die die beiden Abiturienten jetzt gleichzeitig auch schon mal Ausschau nach Sponsoren.