Der Mann hatte in kurzer Zeit in Bremen tiefe Spuren hinterlassen. Wilfried Eisenberg brachte gewaltig Schwung in die oft behäbige Bremer Straßenbahn AG (BSAG). Er war von Januar 2012 für zweieinhalb Jahre der Chef, wurde dann aber Knall auf Fall entlassen, gegen eine "ordentliche Abfindung", wie es damals hieß. Ob er seinen Abgang dieses Mal wieder vergolden kann, ist nicht bekannt. Eisenberg, 54 Jahre alt, muss nun auch die Nahverkehr Schwerin GmbH verlassen, berichtet der NDR. Er sei mit sofortiger Wirkung entlassen worden. Der Grund sollen Verfehlungen sein – Verstöße gegen die sogenannten Compliance-Richtlinien, mit denen Unternehmen die Einhaltung von Gesetzen und freiwilligen Auflagen regeln. Genau in diese Richtung gingen die Vorwürfe, die ihm vom Aufsichtsrat der BSAG gemacht worden waren.
Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) bedauerte gegenüber dem NDR die Entwicklung. Eisenberg habe für die Stadt und insbesondere den Nahverkehr viel geleistet, "aber die Unregelmäßigkeiten haben zu der Entscheidung geführt – Regeln gelten für alle". Laut NDR wird Eisenberg angelastet, die Firmenkreditkarte privat genutzt zu haben, allerdings sei das Geld von ihm immer wieder zurückgezahlt worden.
In Bremen hatte der Nahverkehrs-Experte großen Erfolg. Es gab in seiner Zeit ein ordentliches Plus bei den Fahrgastzahlen der BSAG. Eisenberg schob die Einführung von Elektromobilität an. Er wollte mittelfristig Kombiverkehre organisieren: Bus, Bahn, Elektroautos, E-Räder – alles unter dem Dach der BSAG. Und er forcierte den Ausbau des Liniennetzes. Kaum im Amt, lud Eisenberg während einer langen Frostperiode Obdachlose ein, kostenlos Busse und Bahnen der BSAG zu nutzen, um sich aufzuwärmen. Dafür bekam er den Ehrenpreis "Soziales Bremen".