Wie steht es in Bremen um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? In der Bürgerschaft waren sich die Fraktionen am Mittwoch weitgehend einig, dass es da noch viel Luft nach oben gibt. Die Linken hatten eine Aktuelle Stunde zu dem Thema beantragt. Als Grundlage dienten ihnen die Befunde der Arbeitnehmerkammer in deren jüngstem Report zur sozialen Lage (wir berichteten).
Für die Linken umriss Sophia Leonidakis die Situation. Familien trügen ein großes Armutsrisiko, auch weil sich die Wirtschaft bisher zu wenig den Bedürfnissen von Eltern nach familiengerechten Arbeitszeiten öffne und manche Berufstätige – insbesondere Frauen – auf diese Weise aus dem Erwerbsleben gedrängt würden. Auch Unternehmen der öffentlichen Hand wie die städtische Krankenhausholding Gesundheit Nord gingen da keineswegs mit gutem Beispiel voran. Weil dort die Schichtsysteme auf Eltern kaum Rücksicht nähmen, kehrten Frauen nach ihrer Elternzeit häufig nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurück.
Elias Tsartilidis (SPD) gab Leonidakis in weiten Teilen recht. Die Betriebe müssten sich mittel- und langfristig flexibler zeigen, sonst sei der Gesetzgeber gefordert, denn: "Ein Recht auf Familie geht nicht ohne ein Recht auf familienfreundliche Arbeitszeiten." Für die CDU stimmte Sandra Ahrens der These zu, dass es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf „kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem gibt". Es gebe zu denken, wenn "Familien in sinkendem Maße zur Mittelschicht gehören", weil Eltern oft nicht in dem von ihnen gewünschten Umfang berufstätig sein könnten.