Professor will neue Formen des Gemeinschaftserlebens erkunden Forscher suchen Erlebnisorte

Bremen. Das Internet und digitale Gemeinschaften gewinnen an Bedeutung. Doch die Orte nebenan bleiben wichtig für die Menschen und ihre Begegnungen in der Stadt.
20.08.2014, 20:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Forscher suchen Erlebnisorte
Von Sara Sundermann

Das Internet und digitale Gemeinschaften gewinnen an Bedeutung. Doch die Orte nebenan bleiben wichtig für die Menschen und ihre Begegnungen in der Stadt. Davon geht Andreas Hepp aus, der als Professor für Medienkultur an der Uni lehrt und forscht. Er sucht mit seinen Studierenden 100 Orte in Bremen, an denen etwas los ist, an denen Menschen zusammenkommen und gemeinsam etwas erleben.

Bis Ende August können Bremerinnen und Bremer ihm Vorschläge schicken. Das kann eine Kneipe sein, in der gemeinsam Tatort geschaut wird, ein Café für Senioren oder ein Ort für illegale Partys. „Wir interessieren uns besonders für Orte, die etwas mit Medien zu tun haben“, sagt Hepp. Gemeint seien aber nicht nur Treffpunkte wie Public Viewing oder Kino, wo das Medienerlebnis im Zentrum steht.

Ein Beispiel für neue Orte des Gemeinschaftserlebens sei auch das „Urban Gardening“, das gemeinsame Gärtnern im öffentlichen Raum mitten in der Stadt. In vielen europäischen Großstädten findet man inzwischen Orte, an denen Nachbarn gemeinsam Gemüse anbauen und Blumen in selbst gebastelte Hochbeete und umfunktionierte alte Badewannen pflanzen.

So wie auch die Gärtner vom Lucie-Flechtmann-Platz in der Neustadt, die nun schon im zweiten Jahr gemeinsam einen Platz begrünen und in einen Treffpunkt verwandelt haben. „Die Stadtgärtner organisieren sich stark über Facebook und über andere soziale Netzwerke“, sagt Hepp, „sie machen im Internet auf sich aufmerksam.“ So gibt es zum Flechtmann-Platz einen liebevoll illustrierten Blog mit dem Namen „Ab geht die Lucie“.

Es sei eine klassische These, dass durch soziale Netzwerke und in Zeiten intensiver Mediennutzung die Orte an Bedeutung verlören, sagt Hepp. „Aber zuletzt konnten wir in einer empirischen Studie nachweisen, dass die lokalen Bezüge wichtig bleiben.“ An diese Erkenntnis wolle man nun anknüpfen und bei dem neuen Forschungsprojekt Orte in der Stadt als Ausgangspunkt nehmen. In einem ersten Schritt sollen Bürger Vorschläge unterbreiten, die dann von den Studierenden in einer interaktiven Karte dargestellt werden. Das wird Hepp zufolge im Herbst geschehen. Im zweiten Schritt sollen die Studierenden ausgewählte Orte erforschen, beobachten, was sich dort tut, und Interviews führen.

Einige Vorschläge sind bei Andreas Hepp bereits eingegangen: „Mit dabei sind Künstlerorte in der Überseestadt, die Spedition am Güterbahnhof und Orte im Parzellengebiet“, berichtet der Professor. Er hofft auf möglichst unterschiedliche Vorschläge.

Wer einen Ort vorschlagen will, kann ihn per E-mail an orte@uni-bremen.de schicken oder unter der Telefonnummer 21 86 76 01 mitteilen.

Fest auf Flechtmann-Platz

Auf dem Lucie-Flechtmann-Platz wird am Sonnabend, 23. August, ein Kultur- und Musikfest gefeiert. Zwischen 15 und 21 Uhr stehen die Bremer Musiker und Bands Elaz Palmer, Axel Kruse, Milad Müller, „Samote“, „Moving Houses“ und „The Michael Davies Group“ auf der Bühne. Schon ab 12 Uhr können Besucher an einem Tischkicker-Turnier oder Artistik-Workshop teilnehmen. Wer dagegen lieber verschnaufen möchte, kann es sich auf einer Massagebank bequem machen. Kinder haben die Möglichkeit, sich am Bastel- und Malstand oder an einer Slackline auszuprobieren. Zur Stärkung werden bei dem Fest internationale Speisen angeboten.

Erst im vergangenen Jahr haben Anwohner die graue Betonfläche in einen grünen Stadtgarten verwandelt, der ihnen als Parkanlage in der dicht bebauten Neustadt dienen soll.

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