Seit fast drei Jahren warten rund 60 bis 70 Mitglieder unterschiedlicher Baugruppen darauf, sich mit ihren Konzepten um eines der vier Grundstücke rund um die „Waller Mitte“ – den ehemaligen BSV-Fußballplatz zwischen Steffensweg, Dedesdorfer Straße, Vegesacker Straße und Helgolander Straße – bewerben zu können. Fast 30 von ihnen waren am Dienstagabend zur Sitzung des Fachausschusses „Quartiersentwicklung“ ins Ortsamt gekommen.
Dort waren nämlich zum Tagesordnungspunkt „Bebauung Dedesdorfer Platz“ Thomas Czekaj von der Koordinierungsstelle für Baugemeinschaften im Bauressort und Ute Oltmanns, Architektin bei Immobilien Bremen (IB), zu Gast. Einen großen Schritt nach vorne erhoffen sich die beiden am 30. November; an diesem Tag könnte sich die Baudeputation mit dem Dedesdorfer Platz befassen. Die beiden Stadtplaner Rainer Imholze und Georgia Wedler sind gerade dabei, ein „Komplettpaket“ zu Bebauungsplan, Erschließungsarbeiten, Freiraumgestaltung und Finanzierung zusammenzustellen. Hierfür fehlen allerdings Imholze zufolge bislang noch einige wichtige Daten und Angaben.
Klar ist: Bevor IB die Ausschreibungen für die Flächen auf den Weg bringen kann, muss die Änderung des zugrunde liegenden Bebauungsplans 2460 nach Möglichkeit beschlossen sein. Er rechne Ende des ersten Quartals 2018 mit der Bebauungsplanreife, teilte dazu nun Thomas Czekaj mit: „Das bedeutet, dass wir dann Anfang bis Mitte April mit der Ausschreibung an den Start gehen werden.“ Für die potenziellen Baugruppen hatten Czekaj und Oltmanns dabei eine erfreuliche Nachricht. Bei einem Gespräch der beteiligten Ressorts vor rund drei Wochen gab es demnach einen Durchbruch in der Frage nach der Finanzierung. Ein großes Problem sei etwa die Frage nach der Finanzierung der Verkehrsflächen gewesen, so Czekaj: „Dieses Problem haben wir nun aber geklärt.“ Auch die Baureifmachung ist demnach gesichert. Darunter versteht man sämtliche Maßnahmen, die notwendig sind, um ein Grundstück bebaubar zu machen. Etwa Baumfällarbeiten, Abbruch oder Aufschüttung.
Gesamtsumme fehlt noch
Parallel zum laufenden Bebauungsplanverfahren will IB den Verkehrswert der Grundstücke ermitteln lassen. „Die Grundstücke sollen ja zu einem Festpreis vergeben werden. Dazu brauchen wir noch einen Beschluss der Deputation, und wir haben auch noch keine Gesamtsumme. Das ist aber im Werden“, erklärt Ute Oltmanns. Demnach soll Anfang Dezember nach der Deputationssitzung Geoinformation Bremen mit der Wertermittlung beauftragt werden. „Wir rechnen spätestens im Februar damit, sodass wir dann vielleicht auch schon im März in die Ausschreibung gehen können.“ Dabei solle jedes der drei Grundstücke – das „Torhaus 2“ an der Lankenauer Straße, das „Mischhaus“ an der verlängerten Sandstedter Straße und das „Bunkergrundstück“ südlich der Lankenauer Straße – einzeln veräußert werden.
Ob die Preise für die einzelnen Flächen dabei unterschiedlich ausfallen oder aber identisch sein werden, ist der IB-Vertreterin zufolge noch nicht entschieden. „Ich kann die Beschlussgrundlagen nicht vorwegnehmen. Wir erwarten aber keine großen Differenzen“, so Oltmanns. Sollte wider Erwarten im April doch noch keine Bebauungsplanreife erzielt worden sein, so soll es laut Thomas Czekaj dann eine vorgezogene Ausschreibung für Baugemeinschaften geben.
Erste Arbeiten auf dem Platz könnten noch in diesem Jahr beginnen. Ute Oltmanns kündigte an, dass demnächst die Bäume auf dem sogenannten Bunker-Grundstück gefällt werden sollen: „Wir wissen, dass die Anwohner gerne noch lange auf das Grün dort gucken wollen. Aber Bäume dürfen nur in einer bestimmten Zeitspanne gefällt werden und die Mittel dafür sind da.“
Spannend dürfte die Ausschreibung der vierten Fläche werden: Dort, wo an der Vegesacker Straße jetzt noch das BSV-Vereinsheim „Sportklause“ steht, ist das „Torhaus 1“ geplant. Dieses Grundstück ist von der Bebauungsplanänderung nicht betroffen und kann also früher ausgeschrieben werden. Dabei soll eine Jury alle potenziellen Vorhaben nach inhaltlichen Kriterien beurteilen. Denn der Waller Beirat hat schon vor Längerem klare Vorstellungen zu diesem neuen Gebäude formuliert. So soll es darin neben Wohnungen unbedingt auch Raum für eine „öffentlich nutzbare soziokulturelle Einrichtung zur Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements“ bieten, wie die Ortspolitiker nun erneut einstimmig beschlossen. „Ich kenne die Beschlüsse und Ihr Ringen um dieses Gebäude. Ich kann aber keinen ganz klaren Bauauftrag dazu formulieren“, sagt dazu Ute Oltmanns. Die Quintessenz der Beiratsbeschlüsse werde aber in die Ausschreibung übernommen. Mit den eingereichten Konzepten könnten dann die Innovationen aufgenommen werden, die etwaige Bieter mitbrächten. In der Jury sind auch Ortsamt und Beirat vertreten.