Als falsche Antwort auf hausgemachte Probleme beurteilt die Interessengemeinschaft Bremer Taxifahrer die Tariferhöhungen im Taxigewerbe. Eine Vorlage des Verkehrsressorts sieht eine Anhebung um durchschnittlich 5,1 Prozentpunkte vor, am Donnerstag steht sie in der Verkehrsdeputation zur Debatte. Die IG Bremer Taxifahrer wirft den Behörden vor, einen „schlampig ausgearbeiteten Antrag“ der Arbeitgeberseite „ungeprüft durchgewunken“ zu haben. Gegen den neuerlichen Aufschlag nach zweieinhalb Jahren spricht sich mit Volker Hartjen auch der zweitgrößte Taxiunternehmer Bremens aus. Der Chef von Taxi Roland warnt davor, allzu häufig an der Preisspirale zu drehen. „Tariferhöhungen dürfen kein Allheilmittel sein“, sagt Hartjen. Gegen die Kritik wehren sich die Verkehrsbehörde und die Fachvereinigung Personenverkehr als Antragsteller. Die Vorlage sei nach „sorgfältiger Prüfung“ erarbeitet worden, sagt Jens Tittmann, Sprecher des Verkehrsressorts. Vom Tisch ist vorerst allerdings ein weiterer Bestandteil des Antrags: die ursprünglich vorgesehene Abschaffung des Frauen-Nachttaxis.
Seit 1995 räumt das Frauen-Nachttaxi weiblichen Fahrgästen die Möglichkeit ein, von 18 bis 6 Uhr zu einem um 20 Prozent ermäßigten Tarif sicher nach Hause zu kommen. Gegen das geplante Aus hatte es schon bald nach dem Bekanntwerden der ersten Pläne im Juli massive Bedenken von Linken, SPD und Grünen gegeben.
Diese Vorbehalte bekräftigte Heike Sprehe, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion. „Mit der SPD wird es nicht zu machen sein, das Frauentaxi einzustellen.“ Die Abschaffung des Frauen-Nachttaxis hatte die Fachvereinigung Personenverkehr mit stark gesunkener Nachfrage begründet. Hartjen als „Erfinder“ des Angebots widerspricht: Der Service werde im Gegenteil „sehr gut angenommen“, am Wochenende würden 35 Prozent der Fahrten seines Unternehmens über diesen speziellen Tarif abgewickelt.
Staatliche Hilfe im Blick
Inzwischen räumt Ingo Heuermann, zweiter Vorsitzender der Fachvereinigung Personenverkehr, einen Kommunikationsfehler ein. Das Argument rückläufiger Fahrgastzahlen sei „ein bisschen verunglückt“. Tatsächlich sei der ermäßigte Tarif wirtschaftlich nicht zu stemmen. Vor allem nicht in der Nacht, wenn auch noch Zuschläge an die Taxifahrer gezahlt werden müssten. Darum spricht Heuermann auch von einem Sonderangebot statt einem Sondertarif. Im Falle eines Fortbestands des Frauen-Nachttaxis fordert er staatliche Beihilfe. „Man hat sich zu sehr daran gewöhnt, dass das Taxigewerbe das Frauentaxi dauerhaft subventioniert.“
Sinkende Fahrgastzahlen aufgrund eines höheren Tarifs befürchtet indessen Taxi Roland-Chef Hartjen. Für Heuermann ist das ein „Standardargument“. Diese Sorge sei auch jedes Mal bei den vier Tariferhöhungen in den letzten zehn Jahren vorgebracht worden. „Und nie hat sich dieses Argument bewahrheitet.“
Den IG-Vorwurf, Bremen sabotiere „gemeinsam mit Steuerkriminellen“ die Einführung des manipulationssicheren Fiskaltaxameters, will Behördensprecher Tittmann nicht gelten lassen. Für das Eichamt gebe es keine Gesetzesgrundlage, alte Taxameter nicht zu eichen. Gleichwohl verfolge Bremen das Ziel, bis 2020 die Fiskaltaxameter einzuführen. „Wir können den Taxifahrern aber nicht vorschreiben, es jetzt schon zu machen.“ Am Fiskaltaxameter habe Bremen ein natürliches Interesse. „Es geht uns jährlich ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag durch die Lappen, weil schwarz gefahren wird.“
Die Kritik der IG Bremer Taxifahrer an dem als „undurchsichtig“ bezeichneten Winketarif, kann Arbeitgebervize Heuermann nicht nachvollziehen. „In Berlin ist der Winketarif ein Riesenerfolg, das wollen wir auch mal probieren.“ Durch das Heranwinken eines Taxis aus dem fließenden Verkehr gebe es keine Wartezeit und keinen Meter Anfahrt, nur deshalb sei das Sonderangebot von sieben Euro für drei Kilometer möglich. „Wir denken schon, dass wir damit zusätzliche Fahrgäste generieren können.“