Zwei Jahre Sperrungen und Staus haben jetzt ein Ende. Am späten Freitagnachmittag wurde die neue Brücke über die B 75 in Huchting feierlich eingeweiht und für den Verkehr freigegeben. Mit Betriebsbeginn am frühen Sonnabend wird auch der Bus-Ringverkehr der Linien 57 und 58 und die Nachtlinie N 6 wieder auf der normalen Strecke rollen.
„Brücken verbinden! Das zeigt sich besonders dann, wenn die Verbindung nicht mehr zur Verfügung steht. Viele Menschen im Stadtteil haben die Auswirkungen in den letzten eineinhalb Jahren erfahren müssen. Ich freue mich deshalb sehr, dass diese entbehrungsreiche Zeit mit der Fertigstellung der neuen Brücke endet“, sagte Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) vor rund 500 Menschen aus dem Stadtteil.
Auch der Huchtinger Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann freute sich über einen „guten Tag für Huchting. Wir haben die Brücke schmerzlich vermisst. Jetzt ist eine wichtige Hauptverkehrsachse wieder frei.“ Die Kosten für den Neubau in Höhe von rund 4,4 Millionen Euro teilen sich Bremen und der Bund.
Während der Bauzeit auf der Heinrich-Plett-Allee, die ursprünglich nur rund 16 Monate dauern sollte, mussten pro Tag mehr als 10.000 Autos und Lastkraftwagen auf andere Routen ausweichen. Die Folge: Staus, die die Nerven der Bewohner zwischen Kirch- und Mittelshuchting monatelang strapazierten.
Besonders die Huchtinger Heerstraße und die Kirchhuchtinger Landstraße waren von der Umleitung stark betroffen. Fußgänger und Radfahrer konnten die Behelfsbrücke über die B 75 nutzen. Die Einweihung der Brücke sorgte indes nicht bei allen für Freude. Mitglieder der Bürgerinitiative Huchting nutzten den Anlass, um mit Pfiffen und Plakaten gegen die Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 zu protestieren.
"Die Brücke war nicht mehr ausreichend tragfähig"
Der Zusammenhang: Eine verlängerte Linie 1 würde über die Brücke führen, der Platz dafür wurde beim Neubau berücksichtigt. Die Kritiker um Martin Danne bezweifeln außerdem, dass die alte Brücke überhaupt weg musste. Danne: „Die Brücke wurde abgerissen, um den Ausbau der Linie 1 voranzutreiben.“
Diesem Vorwurf tritt Martin Stellmann, Sprecher des Amts für Straßen und Verkehr, entschieden entgegen. „Das ist fachlich nicht zu diskutieren. Wir haben von Anfang an, auch in vielen Beiratssitzungen dargelegt, warum wir mit dem Neubau der Brücke nicht warten konnten.
Die Brücke war nicht mehr ausreichend tragfähig.“ Laut Statik-Gutachten von 2010 und 2012 bestand beim 1964 in der Brücke verwendeten sogenannten Spannstahl das Risiko von Riss-Bildungen – ein Problem, das es bundesweit bei Brücken aus den 60er-Jahren gibt.
Geld lieber in Bildung investieren
Kritik kommt auch von FDP und den Linken. FDP-Vize Magnus Buhlert spricht sich für den Erhalt des Ringbusses und gegen die verlängerte Linie 1 aus: „Die Ringbus-Lösung funktioniert. Die geplante Straßenbahnverlängerung von Rot-Grün ist damit obsolet. Das Projekt ist nicht nur viel zu teuer, sondern stellt für die Huchtingerinnen und Huchtinger sogar eine Verschlechterung zum beliebten Ringbus dar.“
Bremen solle das Geld für das Projekt lieber in die Bildung investieren. Beiratsmitglied Michael Horn (Linke) kritisiert erneut die Verzögerungen beim Bau und befürchtet, dass sich ein Verkehrschaos auch beim Straßenbahn-Bau wiederholen würde. Horn: „Die Grünen sollten endlich den Willen der Huchtingerinnen und Huchtinger berücksichtigen und auf die geplante Trassenführung verzichten.“
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