Er hat an der Uhr gedreht: Mal wieder eine Frühschicht am Sonntagmorgen für Henning Paulsen. Der Domuhrmachermeister kletterte um kurz nach acht die 126 Stufen im Nordturm empor, um die Domuhr eine Stunde nach vorne auf Sommerzeit zu stellen. Bis die Änderung, die er am kleinen Uhrwerk im Inneren des Turms einstellt, bei den Zeigern draußen am Zifferblatt ankommt, dauert es rund 20 Minuten. Zeit, die der 67-Jährige nutzt, um seine monatliche Kontrolle gleich mit zu erledigen. Routine für Paulsen, schließlich macht er den Job schon seit 36 Jahren. Zwölf Mal im Jahr, dazu kommt jeweils im Frühjahr und im Herbst die Umstellung.
Ein bisschen Öl hier, ein prüfender Blick dort: Ja, die alte Dame tickt noch richtig. "Die Domuhr ist noch nie wirklich lange kaputt gewesen", sagt Paulsen, "und sie geht höchstens zwei Minuten pro Monat vor oder nach." Das liegt dann am Pendel aus Buchenholz, das im Uhrwerk aus dem Jahr 1962 hin- und herschwingt. Bei Wärme dehnt es sich ein bisschen aus und wird dadurch langsamer; bei Kälte zieht es sich zusammen. Paulsen: "Wenn man sie richtig pflegt, kann die Uhr noch 100 Jahre alt werden." Allerdings wird sie wohl irgendwann auf Funktechnik umgestellt – spätestens dann, wenn er sich zur Ruhe setzt und sich kein Nachfolger findet. "Aber so lange ich noch die Treppen hochkomme, mache ich das", sagt Paulsen und lacht.
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