Seit den Tagen der Gründung gehört das Einwerben von Spenden zum Selbstverständnis der University in Grohn. Fundraising heißt das auf dem Campus. An der Spitze steht dabei die Spende in Höhe von 200 Millionen Euro des Unternehmers und Mäzens Klaus J. Jacobs. Aber es gibt weitere Beispiele für Unternehmer, die ihre Hoffnung und ihr Geld in junge Menschen investieren, die an der Jacobs University studieren.
Seit drei Jahren unterstützt die Bremer Hansa-Flex-Stiftung bis zu 15 Studenten der Jacobs University (JUB) mit Stipendien. Am Montag überreichte die Stiftung in einem festlichen Akt den dritten von insgesamt drei Schecks über je 150 000 Euro an die Jacobs-University-Präsidentin Katja Windt. Unterstützt werden damit gegenwärtig elf Studenten aus drei Jahrgängen, die die Studiengebühren allein nicht aufbringen können. Darunter sind auch zwei Bremer.
Der Stiftungsgründer Joachim Armerding hat sich 1962 in Bremen mit seiner Firma selbstständig gemacht und auf hydraulische Systeme spezialisiert. Heute hat das Unternehmen knapp 400 Niederlassungen mit mehr als 3000 Mitarbeitern in 37 Ländern. 2012 gründete Joachim Armerding eine Stiftung für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen mit einem Kapitalgrundstock von einer Million Euro aus seinem Privatvermögen.
Dem im April verstorbenen Unternehmer sei es ein Anliegen gewesen, jungen Menschen unter die Arme zu greifen, erklärt Thorsten Armerding vom Vorstand der Stiftung. „Sie sollten es leichter haben als er selbst.“ Sein Onkel habe sich „mit Anfang 20 ins Unternehmertum geworfen“ und Klinken putzen müssen, um seine Ideen zu realisieren. „Jetzt wollte er der Stadt etwas zurückgeben.“
Ziel sei es, den Wissenschafts-, Forschungs- und Ausbildungsstandort zu fördern, erläutert Thorsten Armerding. Die Unterstützung richte sich ausschließlich auf lokale Bildungseinrichtungen. Der „philanthropische Ansatz hat natürlich auch einen werbewirksamen Effekt für das Unternehmen“, räumt Armerding ein. Als nicht praktikabel habe sich allerdings die Idee erwiesen, die Stipendien ausschließlich an Studenten mit der Fachrichtung Logistik und Handel zu vergeben. „Wir haben uns dann nach dem Bedarf gerichtet.“
„Wir freuen sehr über diese weitsichtige Investition in die Bildung“, betonte Uni-Präsidentin Katja Windt während der Spendenübergabe. „Wir sind sehr dankbar für die Förderung“, sagt auch Pedrag Tapavicki, Head of Corporate Relations and Talent Management an der University. Es gehe der Hansa-Flex-Stiftung um eine „Internationalisierung der Bildungsförderung im Land Bremen“. Und die sei „unabhängig vom Fachbereich“, so Tapavicki. „Die Talentrekrutierung stehe nicht im Vordergrund.“ Derzeit unterstütze Hansa-Flex elf Studierende aus Syrien, China, Albanien, Afghanistan, Rumänien, der Ukraine und der Türkei. „Aber es sind auch Bremer dabei.“
Jeder Stipendiat erhalte bis zu seinem Bachelor pro Jahr 10 000 Euro, insgesamt also 30 000 Euro. Tatsächlich müssen diese Studenten aber jährlich zusätzlich 14 500 Euro aus eigener Tasche zahlen, weitere Fördertöpfe bemühen oder den Aufschub der Beiträge beantragen, denn die Studiengebühr an der Jacobs University beträgt pro Jahr 20 000 Euro. „Hinzu kommen jährlich 4500 Euro für die Räume und Verpflegung“, so Pedrag Tapavicki.
Die Stipendiaten würden sorgfältig ausgewählt, seien alle begabt und finanziell teilbedürftig. Ein Gremium der Jacobs University schlage der Hansa-Flex-Stiftung „Studenten unterschiedlicher Nationalitäten vor“, aber die eigentliche Entscheidung treffe der Stiftungsvorstand auf Basis von Motivationsschreiben und Lebensläufen der Aspiranten.
„Diese könnten aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht einmal eine normale Uni besuchen. Wir wollen ja keine Millionäre fördern“, betont Tapavicki. „Aber das Leben ist nicht schwarz-weiß, es gibt Abstufungen“, fügt der Chef für Talentmanagement hinzu. Nicht jeder sei in gleichem Maße bedürftig.
Inwiefern Absolventen der Jacobs University nachfolgende Generationen ihrerseits finanziell unterstützen, kann Pedrag Tapavicki nicht genau sagen. „Es gibt viele Alumni (ehemalige Studenten), die bereit sind, etwas zurückzugeben. Das entsprechende Bewusstsein besteht“, versichert er. „Aber die Universität ist noch jung, die ältesten Alumni sind Anfang 30. Das sind noch keine Milliardäre. Viele studieren sogar noch weiter.“
Bei der Vergabe der Stipendien verlasse sich die Hansa-Flex-Stiftung jedenfalls auf die Jacobs University, betont Vorstandsmitglied Thorsten Armerding. Die Universität garantiere, dass „das Geld eins zu eins bei den Stipendiaten ankommt“. Aktuell suche die Stiftung, gemeinsam mit der JUB zudem einen zielorientierten Ansatz, um Forschung und Lehre mit der Praxis zu verbinden.
Die Spenden-Geschichte der University
Im Jahr 2014 hat die Jacobs University Zuwendungen und Spenden in Höhe von 21,4 Millionen Euro bekommen. Darin enthalten sind 15 Millionen (Vorjahr 19,8 Millionen) als Zahlung der Jacobs Foundation sowie die zweite von fünf Tranchen der Freien Hansestadt Bremen über jeweils drei Millionen Euro.
3,4 Millionen Euro (Vorjahr vier Millionen) stifteten Unternehmen, Privatpersonen und ehemaligen Studenten. Darunter befand sich auch eine Großspende von zwei Millionen Euro. Wer welche Summe gespendet hat, darüber hat die Jacobs University keine Gesamtliste. Bestimmt ist dieses Geld für Stiftungslehrstühle und Stipendien. Eine „positive Tendenz“ verzeichnet die Jacobs University für 2015 und hat nach Angaben des Geschäftsführers schon Zusagen für 2016.
Die Spenderliste der 1999 als International University Bremen gegründeten privaten Hochschule ist lang. Seit Beginn unterstützen das Land Bremen, Unternehmen und Privatpersonen den Uni-Betrieb mit Geld oder materiellen Zuwendungen.
Einige Beispiele: Die erste Spende in Höhe von damals zehn Millionen Mark zahlte der Arbeitgeberverband Metall Unterweser im Jahr 2000 in eine neu gegründete Stiftung zugunsten der IUB (heute Jacobs University).
Im September 2001 stellten die Siemens-Zweigniederlassung Bremen und Metall Unterweser der Elite-Universität 130 hochwertige Notebooks im Gesamtwert von gut 420 000 Mark zur Verfügung, damit die ersten Studenten effiziente Online-Recherchen erledigen konnten. Und die Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung spendete zehn Millionen Mark für den Bau eines Colleges.
2003 konnte das zweite College auf dem Campus eingeweiht werden. 6,5 Millionen Euro hatten die gemeinnützige Stiftung Mercator GmbH in Essen und die Stiftung Mercator Schweiz mit Sitz in Luzern ein Jahr zuvor für den Um- und Ausbau des Gebäudes zur Verfügung gestellt. Gründer beider Stiftungen ist die Familie des Kaufmanns Karl Schmidt, die im Groß- und Einzelhandel aktiv ist. Rund 200 Studierende finden Platz im Mercator College.
Im Jahr 2004 spendete der Energiekonzern Eon fünf Millionen Euro, die direkt in den Kapitalstock der Privathochschule fließen sollten.
Die Jacobs-Foundation rettete die Universität im Jahr 2006 mit einer 200 Millionen Euro-Spende vor dem finanziellen Kollaps. Das Geld sollte für fünf Jahre den laufenden Betrieb sichern, wobei 125 Millionen Euro davon erst im Jahr 2011 ausgezahlt werden sollten. Die Universität erhielt mit dieser Groß-Spende ihren heutigen Namen: Jacobs University Bremen.
Bereits im Jahr 2007 hat Nordmetall, der damals neu formierte Arbeitgeberverband der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie, der University zehn Millionen Euro gespendet. Nach ihrer Fusion wollten die drei Verbände Metall Unterweser, Nord-West-Metall und Nordmetall ein gemeinsames Zeichen für einen starken und international bedeutenden Standort setzen.
Im Jahr 2011 sammelten bremische Unternehmen eine Million Euro für die Einrichtung des Studienganges „Global Economics & Management“, eine innovative Verknüpfung von Ingenieurs- sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Auf Initiative der Handelskammer Bremen beteiligten sich daran Airbus Operations, Astrium, Cordes & Graefe, Ipsen Logistics, Henry Lamotte, die Lürssen Werft, OHB, Röhlig & Co, die Sparkasse sowie die Familien Naber und Schorr.
Diese und etliche weitere Unternehmen wollten und wollen die Universität dabei unterstützen, Bremen als internationalen Wirtschaftsstandort im weltweiten Qualitätswettbewerb zu profilieren.
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