Ostertor. Seinen ersten Geburtstag feiert das Figurentheater "Mensch, Puppe!" im Theaterkontor an der Schildstraße mit einem Festival. Der Reigen beginnt am Donnerstag, 1. November, mit der Bremer Premiere von "Aschenputtel". Jeannette Luft spielt und wird dabei von dem Musiker Ralf Winkelmann begleitet. Rainer Schicktanz aus Radebeul führt Regie. Er hat das Stück auch ausgestattet.
"Das Puppentheater kombiniert Schauspiel mit der Puppe. Der Darsteller muss Darstellung, Gestik und Sprache auf die Puppe übertragen und hinter der Puppe zurückstehen. Das ist in der Regie für Puppentheater besonders zu berücksichtigen", sagt Rainer Schicktanz, der seit über 30 Jahren mit dem Puppentheaterspiel verbunden ist. Er hat eine Werkstatt für Figuren und eine andere für Bühnenbau.
"Die Bühne ist ein Prinzessinnenthron", sagt er über das "Aschenputtel"-Stück. "Durch Stoffbehänge lässt er sich sehr schnell verwandeln. Jeannette übernimmt neben Tischfiguren als Schauspielerin auch Figuren außerhalb der Puppen." Das Märchen kommt bei heutigen Kindern so gut an wie den jungen Zuschauern aus früheren Generationen, davon ist Rainer Schicktanz überzeugt. "Aschenputtel geht ans Herz."
Das gilt auch für "Anna Karenina". Das Puppentheaterspiel nach dem Roman von Lew Tolstoi steht am Donnerstag, 1. November, um 20 Uhr für Jugendliche und Erwachsene auf dem Spielplan. Antje König vom Hermannhoftheater Wümme wird das Stück spielen. Mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern lebt sie auf einem Biobauernhof und betreibt dort ein Theater mit 33 Plätzen.
"Ende Oktober proben wir unsere Stücke auf Hiddensee", sagt Antje König. Auf der Insel wohnt ihr Studienfreund Karl Huck, der in Berlin das "Homunkulus"-Figurentheater betrieben hat. Dezember ist Hauptspielzeit des Hermannhoftheaters. "Im Januar kommen dann die Kälber", sagt Antje König.
Die Königs sehen ihre Stücke als Gesamtkunstwerke. Jedes Detail, ob Puppe, Regie, Bühne oder Figurenspiel, ist liebevoll erarbeitet. Die russische Künstlerin Nastja Zukanova hat die Bühne bemalt, Christian Werdin hat die Puppen gebaut, und Antje König führt in 80 Minuten durch fast 1000 Seiten Tolstoi. Das scheinbar Unmögliche zu wagen, hat sie zum 100. Todestag des Dichters erwogen. Alles Wesentliche soll sich auf einem Moskauer Bahnhof zutragen, und Mascha, die Piroggen, Wodkafläschchen und Souvenirpüppchen am Kiosk verkauft und durch Hebammendienste allerlei erfährt, erzählt vom Leben vorbeieilender Menschen.
Das gesamte Festivalprogramm bei "Mensch, Puppe" im Theaterkontor, Schildstraße 21: Donnerstag, 1. November, 15 Uhr, Aschenputtel, 20 Uhr Anna Karenina; Freitag, 2. November, Ein Sommernachtstraum, Theater Zitadelle aus Berlin; Sonnabend, 3. November, 15 Uhr, Fiete Anders, Leo Mosler, 20 Uhr Zwischenfälle, 30 Minidramen, Triebwerk Berlin; Sonntag, 4. November, 15 Uhr, Überraschungsvorstellung von Stefan Berthold und Benedikt Vermeer. Preise: In Kindervorstellungen zahlen Erwachsene 7,50 Euro, Kinder fünf Euro, vier Familienmitglieder zusammen 20,50 Euro, Karten für Abendvorstellungen kosten 15, ermäßigt elf Euro. Näheres unter Telefon 79478318 und im Internet auf www.menschpuppe.de.