Wer an der Kornstraße 104 regelmäßig vorbeikommt, entdeckt das Gargano recht schnell. Hier ist mächtig Betrieb. Der Blick durch die Fenster zeigt, dass zu den Hauptessenszeiten am Abend kaum ein Tisch frei bleibt. Der Flaneur bemerkt aber auch schnell, dass es sich hier nicht um einen der Italiener handelt, den der Geschäftsführer – wie so oft – recht steril und äußerst mager ausstattete. Im Gargano gibt es robuste Steinwände, indirektes Licht sorgt für eine heimelige Atmosphäre. Die schweren, dunklen Holztische sind nicht eng an eng gestellt, damit also eine gewisse Privatsphäre herrscht und die Ohren der Sitznachbarn nicht jede Unterhaltung mitbekommen.
Nachdem wir einige Zeit saßen, fiel uns auch noch etwas anderes positiv auf. Als sich die Reihen gegen 22/22.30 Uhr lichteten, kamen zwei Gäste, nahmen Platz und erhielten klaglos natürlich noch etwas zu essen. Warum das erwähnenswert ist? Weil das nicht mehr überall normal ist. Solche späten Besuche werden oft mit einem grimmigen Gesichtsausdruck goutiert oder das Küchenpersonal hat ohnehin schon längst geputzt und der Herd bleibt kalt.
Wir fühlten uns also gut aufgehoben. Die überaus nette, junge Kellnerin mit ihrem Lächeln, das eher ein Strahlen auf ganzer Linie war, sorgte sich sehr um uns. Aber auch sonst herrschte im Gargano die Atmosphäre, einer einzigen großen Familie anzugehören, in der die Ansprache auch mal geradeheraus, aber dennoch freundlich ist.
Zum Start wählte meine Begleitung einen Cocktail di Gamberetti. Für 6,80 Euro gab es auf einer Porzellanplatte eine ordentliche Portion Shrimps auf einem Salatbett, komplett bedeckt mit einer – zum Glück – nicht zu pampigen Cocktailsoße. Ich genoss eine leichtere Vorspeise: Carciofi Gratinati (6,80 Euro). Die mit Grana-Padano-Käse überbackenen Artischocken hatten eine angenehme säuerliche Note und waren gut weich. Beides solide, einfache Vorspeisen.
Ein Absacker aufs Haus
Bei der Hauptspeise wollten wir absichtlich nicht auf Pizza oder Pasta setzen. Von den Nachbartischen nahmen wir allerdings wahr, dass die Portionen groß waren und sowohl Pizza als auch Pasta lecker sein mussten. Die Reste ließen sich die Meisten einpacken, um sie mit nach Hause zu nehmen.
Meine Begleitung setzte beim Hauptgang auf ein Rindersteak (16,70 Euro), das der Koch zum idealen Medium-Zeitpunkt aus der Pfanne holte. Dazu gab es Kapern und Zwiebeln in einer Rotweinsoße, die sehr lecker schmeckte, weshalb ich die dazu gereichten Pizzabrötchen immer wieder eintunkte. Meine Fleischmedaillons lagen in einer Weißwein-Sahnesoße (12,80 Euro), in die ich auch einige Pizzabrötchen versenkte. Zu den Hauptgerichten gab es jeweils noch einen gemischten Salat und warmes, überbackenes Gemüse (Brokkoli und Blumenkohl). Dazu tranken wir einen kräftigen Montepulciano d’Abruzzo (0,2 Liter für 4,60 Euro), der die satten Soßen gut unterstützte.
Als Nachspeise mussten wir noch das Tiramisu (3,80 Euro) und die Panna Cotta (3,80 Euro) von der Tageskarte probieren. Beides kam frisch auf den Tisch. Das Tiramisu bestach durch seine locker-leichte Creme. Die Panna Cotta erhielt durch die Amarenakirsche eine perfekte geschmackliche Unterstützung. Und zur Rechnung, die übrigens sehr angenehm ausfiel, gab es noch einen Absacker aufs Haus. Was will man mehr vom Italiener am Eck, den man gerne mal so zwischendurch besucht!
Fazit: Das Gargano ist ein italienisches Restaurant, wie man es sich vorstellt: heimelig, freundlich, mit guten, soliden Speisen. Und das zu Preisen, die sich sehen lassen können.
Gargano, Kornstraße 104, 28201 Bremen, Telefon: 04 21/55 88 38, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 12 bis 14.30 Uhr und von 18 bis 23 Uhr, Sonnabend von 18 bis 23 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet: www.pizzeria-gargano.de