Hulsberg. Irgendetwas stimmt da nicht. Es liegt wohl an der Übersetzung am Motor. Die rutscht raus, und dann knattern die Zahnräder. Deshalb dreht sich das Karussell so geräuschvoll. Simon hat das Problem erkannt und bastelt daran, es zu beheben. Lucas und Jacob helfen dabei, bauen Einzelteile zusammen und reichen an. Simon, Lucas und Jacob sind Grundschüler und verbringen die Mittagszeit gern im Forscherraum ihrer Grundschule an der Stader Straße. Für ihr naturwissenschaftlich-mathematisches Profil ist die Grundschule 2017 zum ersten Mal und als einzige Bremer Grundschule als „MINT-freundliche Schule“ ausgezeichnet.
„Wir haben beide Profile“, sagt Rektorin Birgit Helken. Das Musikprofil ist weithin bekannt. Dass die Grundschule schon seit einigen Jahren ein zweites, naturwissenschaftliches, Profil hat, hat sich noch nicht so weit herum gesprochen. „Musik hat halt auch was Mathematisches an sich, etwas Logisches“, sagt Mathelehrerin Gabriele Koch. Deshalb passen die beiden Profile auch gut zusammen. Gabriele Koch animiert die Grundschüler gern dazu, sich bei mathematischen Wettbewerben einzubringen, wie beispielsweise bei der Mathematik-Olympiade und dem Känguru der Mathematik. Rund 120 Kinder aus der Grundschule Stader Straße waren bei der Mathe-Olympiade 2017 dabei.
Die Bewerbung um die Ehrung durch die Initiative „MINT Zukunft schaffen“ unter Schirmherrschaft der Kultusministerkonferenz ging von der Lehrerin Julia Kolsch aus. Sie plauderte mit einer ehemaligen Kollegin darüber, was an der Grundschule so läuft, woraufhin sie den Rat bekam, sich um die Auszeichnung zu bewerben. Julia Kolsch war überrascht. Was die Schule biete, sei doch ganz normal, habe sie gesagt. Dann habe sie sich aber doch hingesetzt und aufgeschrieben, was an der Schule aus naturwissenschaftlicher Sicht alles angeboten wird. „Und dann hab ich festgestellt, dass die Liste doch ganz schön lang ist“, sagt Julia Kolsch. Neben den Mathe-Wettbewerben sei da die Forscherstube, die in der „Dies & Das“-Zeit täglich überaus beliebt ist.
Außerdem bietet die Schule in Kooperation mit Werder Bremen eine Schach-AG an. Das habe schon dazu geführt, dass Kinder in den Sportverein eingetreten sind und dort auch außerhalb der Schulzeit Schach spielen, sagt die Lehrerin. Und die Schule unterhält das Schullandheim am Weißen Berge. „Eltern haben dieses Haus 1925 gebaut“, weiß Rektorin Birgit Helken. Und noch heute pflegen und kümmern sich die Eltern der Schulkinder um das Haus in Cluvenhagen bei Verden. Dort, umgeben von Wald und in der Nähe eines Sees, können die Kinder die Natur erkunden, Höhlen bauen, Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten und den Kreislauf des Lebens kennenlernen.
Schrauber am Werk
Den Kreislauf eines alten Computers will Emil sich genauer anschauen. Er schraubt ein altes Gehäuse auseinander und schaut, aus welchen Komponenten so ein Gerät besteht. „Es hat alles mit zwei alten Telefonen begonnen“, sagt die pädagogische Mitarbeiterin Janny Strauß. Die Kinder nahmen die Telefone auseinander, bis kein Teil mehr an einem anderen fest war. So wurde die Forscherzeit immer weiter ausgebaut. Janny Strauß und Kollegin Saskia Ottersbach betreuen die Kinder während der „Dies & Das“-Zeit in der Forscherstube. Wobei die meisten Kinder nicht wirklich ihre Unterstützung brauchen. Sie befassen sich mit Problemen, die auftauchen, und versuchen, sie eigenständig zu lösen. „Wir bieten auch was an, aber es ist doch so, dass sich die Kinder frei bewegen können“, sagt die pädagogische Mitarbeiterin Saskia Ottersbach.
Neele, Yde und Pia haben schon vor Problemen gestanden. Die drei bauen eine hölzerne Brücke zusammen. Noch am zweiten Bautag sei die Brücke immer wieder zusammengebrochen, erzählt Pia. Dann haben sie selbst herausgefunden, wie die Konstruktion standhaft bleibt. Es komme nämlich auf jeden Zentimeter an, den die Brücke nicht richtig zusammengesetzt ist, sagt Neele. Drei andere Schülerinnen binden mit Gummibändern Korken aneinander. Greta, Lilo und Carlotta bauen Schwimmkörper. Ob sie dann auch schwimmen, das ist die Frage. Mit Korken im Wasser haben sie sich noch nie beschäftigt, aber Greta hat mit Korken schon mal Fallschirme gebaut. Dass sich recht viele Mädchen in der Forscherstube mit Bausteinen, Mechanik und elektrischen Zusammenhängen beschäftigen, sei keine Seltenheit. „Es mischt sich sehr gut“, sagt Saskia Ottersbach.
Insgesamt dürfen sich fünf Bremer Schulen über die Ehrung freuen. Außer der Grundschule sind das zunächst die Gymnasien Horn und der St.-Johannis-Schule im Schnoor sowie das Alte Gymnasium. Sie alle haben 2014 schon einmal die Ehrung bekommen und sich 2017 erneut erfolgreich bewerten lassen. Das Gymnasium an der Hamburger Straße wurde bereits als „MINT-freundliche Schule“ ausgezeichnet und freut sich jetzt über die Ehrung als „MINT-freundliche Schule Digitale Schule“.
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