Dann kam die Order von Oben, die Objekte schnellstens von den Gehwegen zu entfernen. Doch zwischenzeitlich haben die Findorffer „Grünpoller“ sogar bundesweit Aufmerksamkeit erregt. Am Tag der erwarteten Zwangsräumung trafen sich die renitenten Findorffer am Ort des Geschehens wieder – und vernahmen versöhnliche Signale aus der Umweltbehörde.
„Wir stellen uns quer“, stand auf den Plakaten, mit denen die Findorffer Widerstand ankündigten, doch die Konfrontation blieb aus. Stattdessen berichtete Bürgerschaftsmitglied Ralph Saxe, das Thema sei inzwischen „ganz oben im Ressort“ angekommen. Er selbst habe „die Telefone heiß laufen lassen“, versicherte der baupolitische Sprecher der Grünen. Der Zwischenstand: Die Findorffer Aktion gab möglicherweise den Anstoß zum Umdenken, wie die Stadt künftig mit „Urban Gardening“-Projekten umzugehen wünscht. „Wir brauchen verbindliche Regelungen, damit Bürgerinnen und Bürger sichere Rahmenbedingungen haben, um mehr Grün in den öffentlichen Raum zu bringen“, hatte Saxe zuvor offiziell verbreiten lassen. „Vielleicht wird der Findorffer Grünpoller dann auch ein Erfolgsmodell für die ganze Stadt.“
Insgesamt rund 50 Findorfferinnen und Findorffer hatten am 3. Juli darauf aufmerksam machen wollen, dass die neu gestaltete Münchener Straße an Charme und Lebendigkeit deutlich zu wünschen übrig lässt – der Stadtteil-Kurier berichtete. Die Idee zur Aktion „Platz da“ hatte die Initiative „Leben in Findorff“ ausgebrütet. Ihre Forderung nach mehr politischer Unterstützung „für eine grüne und attraktive Stadtgestaltung“ hatten unter anderem Vertreter des BUND Bremen, des ADFC, des Vereins „Bremen im Wandel“ und viele Nachbarn bekräftigt. Unter einem vorbildlichen Klimaprojekt hatten sich die Findorffer nämlich etwas ganz anderes vorgestellt, erklärt Initiator Sven Punke. „Es wurde viel zu viel Fläche versiegelt, es gibt kaum Grün und keine einzige Bank.“
Vor Ort wurde nicht nur diskutiert, sondern auch gepflanzt und gezimmert: Zum Beispiel eine Sitzgruppe aus ausgedienten Paletten, die seither rege genutzt wird, berichtete Punke. Rike Fischer hatte sich heimische Blühpflanzen besorgt und unter anderem Maurerkübel und uralte Klosetts bepflanzt – nicht jedermanns Geschmack, aber mit ökologischem Sinn. Einige davon wurden mittig über die vorhandenen Straßenpfähle gestülpt: Eine spontane Idee, die seither im Internet auf fruchtbaren Boden gestoßen ist. Der standfeste Findorffer „Grünpoller“ sei inzwischen auf diversen Gartenportalen aufgetaucht, berichtete Initiativen-Mitglied Ulf Jacob. Gerade habe auch ein Garten-Fachmagazin angekündigt, dass es darüber berichten wolle, erzählte er. Das originelle Konstrukt wurde einige Tage lang zum „Running Gag“ in der Tageszeitung TAZ. Dort hatte Ralph Saxe auch in einem Interview gestanden, dass er persönlich von der Verschönerungsmaßnahme durchaus angetan sei.

Hübsch anzuschauen, doch die begrünten Poller sind der Behörde ein Dorn im Auge.
Grundsätzlich seien Pflanzkübel im öffentlichen Raum genehmigungsfähig, erklärte Saxe den Findorffern: Unter der Voraussetzung, dass sie weder die Verkehrssicherheit gefährden, noch geh- oder sehbehinderten Menschen im Wege stehen. Außerdem müsse ihre Pflege über Patenschaften gewährleistet werden. „Man kennt das ja: Die Leute ziehen aus, und plötzlich fühlt sich niemand mehr verantwortlich“, so Saxe. Im konkreten Findorffer Fall seien all diese Voraussetzungen gegeben, aus seiner Sicht sei die Zwangsräumung kein Thema mehr. Vielmehr sei im Umweltressort die Erkenntnis angekommen, dass ein verbindlicher Kriterienkatalog für private „Urban Gardening“-Projekte ausgearbeitet werden müsse.
Dafür fehlt es nach Ansicht der Findorffer Aktivisten zunächst an einem zuständigen Ansprechpartner in der Behörde. Sie regen daher in einem gemeinsamen Papier die Ernennung eines städtischen „Urban Gardening“-Beauftragten an. Außerdem fordern sie die Bereitstellung eines „Finanzpools“, aus dem Unterhalt und Pflege privater Gestaltungsmaßnahmen unterstützt werden könnten. Das ehrenamtliche Bürgerengagement müsse künftig in der Stadt „nicht behindert, sondern gefördert“ werden, formulieren sie weiter. Für Klaus Prietzel, dem Vorsitzenden des Bremer BUND-Landesverbands und Chef des Recyclinghofs, ist die Sache eigentlich ganz unkompliziert. Entlang der Gehwege würden so viele Falschparker stillschweigend toleriert, sodass auch für den einen oder anderen Blumenkübel im öffentlichen Raum die Devise gelten müsse: „Einfach mal locker lassen!“