Ex-Handelskammer-Präses Lutz H. Peper will ein innenstadtnahes Grundstück, fast so groß wie das geplante neue Hulsberg-Viertel, neu beleben. Das Gelände an der Richard-Dunkel-Straße, das er gekauft hat, ist gut elf Hektar groß und wurde zuletzt von einer Siemens-Tochter genutzt. In dem Zentralgebäude hatte einst offenbar der Autobauer Carl Borgward ein Büro. Möglich, dass mit diesem historischen Bezug künftig unter anderem Platz für Oldtimer ausgewiesen wird.
Das ehemalige Siemens-Gelände, das Lutz H. Peper gekauft hat und nun entwickeln will, ist nicht weit von der Innenstadt entfernt: kurz über die Bürgermeister-Smidt-Brücke, geradeaus weiter durch die Langemarckstraße in die Duckwitzstraße, dann bald rechts abbiegen, durch die Unterführung der Bundesstraße 75 – schon ist man am Pförtnerhäuschen an der Richard-Dunkel-Straße 120. Es folgt, beinahe so weit das Auge reicht, das ehemalige Siemens-Gelände von gut elf Hektar. In unmittelbarer Nachbarschaft steht an der Bundesstraße der Supermarkt von Real.
Die schiere Größe und Stadtkernnähe sorgen dafür, das die Politik die Planungen verfolgt. Der Besitzerwechsel war, wie es heißt, bereits ein Thema in der Wirtschaftsförderung Bremen, zudem wird ein Gesprächstermin mit der Spitze des Umweltressorts angestrebt. Unter anderem sorgt dort die Frage für Gesprächsstoff, ob es auf dem Gelände Bäume gibt, die ohne behördliche Prüfung nicht gefällt werden können.
Der gebürtige Bremer Lutz H. Peper, Jahrgang 1953, spielt im öffentlichen Leben seiner Heimatstadt seit langem eine Rolle. In den 1990er-Jahren hatte er für die damalige Wählergemeinschaft AfB einen Sitz in der Bürgerschaft, von 2007 bis 2010 war er Präses der Handelskammer und 2007 gehörte er zum erlauchten Kreis, der die Schaffermahlzeit ausrichtete. Rund zwei Jahre später wurde er beispielsweise auch für die Bundesversammlung nominiert, die den Bundespräsidenten wählt.
Von Beruf ist Peper Kaufmann. Er war zuletzt geschäftsführender Gesellschafter einer großen Bremer Unternehmensgruppe, hatte aber Ende vergangenen Jahres angekündigt, er wolle die Funktion auf eigenen Wunsch abgeben und sich künftig neuen Aufgaben widmen.
Ein besonders großes Kaliber unternehmerischer Aufgaben wartet nun an der Richard-Dunkel-Straße. Dort gibt es nicht nur viel freies Gelände, sondern auch einige Hallen und Gebäude, die schon für sich die Wertung großkalibrig rechtfertigen. Blickfang ist fraglos der lang gestreckte rötliche Baukörper, in dem zuletzt in Werkstätten und Entwicklungsbüros die Techniker und Ingenieure einer Siemens-Tochter arbeiteten.
Die weitläufigen Außenanlagen im Winkel zwischen Bundesstraße 75 und der nahen Autobahn 281 werden derzeit freigeräumt. Große Maschinen sieben Erdreich, und an einem Ausläufer des Areals hat sich laut Standortleiter Thomas Becker bereits ein Unternehmen eingerichtet. Genau dies soll zum Konzept der künftigen Entwicklung gehören: Gebäude werden möglichst erhalten, renoviert und auf den neuesten Stand gebracht, damit sie anschließend von Firmen genutzt werden.
Die Entstehung der Immobilien, die heute insgesamt eine Nutzfläche von rund 37000 Quadratmetern bieten, reicht offenbar bis in die zweite Hälfte der 1930er- Jahre zurück. Später kamen immer neue Gebäude und Hallen hinzu. Eigentümer Lutz H. Peper und Standortleiter Becker haben bei ihren Recherchen zur „Frühgeschichte“ des Areals auch erfahren, dass dort in den 1950er-Jahren der bremische Autohersteller Borgward auch Kleinwagen der Marke „Lloyd“ baute. Carl Friedrich Wilhelm Borgward, gestorben 1963, hatte einen Automobilkonzern aufgebaut und war in den 50er-Jahren zum größten Arbeitgeber Bremens aufgestiegen, bis das Unternehmen dann 1961 am Ende war. Der Namensgeber Borgward, der heute unter Sammlern einen Kultstatus genießt, hatte nach den Erkundungen des neuen Grundstückseigners am Standort Richard-Dunkel-Straße auch ein Chefzimmer – holzgetäfelt. Diesen Borgward-Raum gibt es heute noch, und obwohl jetzt ausgeräumt und ungenutzt, verströmt er ein Flair hansestädtischer Gediegenheit.
Entschieden ist noch nichts, aber es gehört zu den Überlegungen, dass in einer
der umliegenden Hallen künftig Stellplätze ausgewiesen werden, die Autofans beispielsweise zur sicheren Überwinterung ihrer Oldtimer nutzen könnten. Thomas Becker: „Wegen des historischen Hintergrunds wird das Thema Auto bei den Planungen jedenfalls nicht ausgeklammert.“
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