Die Hells Angels sind offenbar wieder in Bremen aktiv. Am Rande eines Parzellengebietes in Bremen-Walle richten sich die Rocker dem Vernehmen nach ein neues Lokal mit dem Namen „Parzelle Eins“ ein.
Die Sicherheitsbehörden sind besorgt: Denn auch die Bremer Polizei registriert wieder mehr Mitglieder des Rockerklubs in der Stadt. „Wir treten ihnen auf die Füße“, sagt Polizeisprecher Nils Matthiesen. Es habe in der jüngsten Zeit mehrere Kontrollen anlässlich des Auftretens von Mitgliedern des Rockerklubs gegeben. Diese hätten Kutten aus Vereinen in Niedersachsen getragen.
2013 hatte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) den Verein „Hells Angels MC Bremen“ verboten. Damit reagierte er unter anderem auf die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hells Angels und den konkurrierenden, ebenfalls verbotenen Mongols. Mitglieder der Bremer Hells Angels dürfen seitdem in der Öffentlichkeit keine Kennzeichen ihres Klubs präsentieren.
Das gilt sowohl für Lederwesten mit dem Schriftzug „Hells Angels“ als auch für Kleidung, die mit dem Slogan „Big Red Maschine“ oder dem geflügelten Totenkopf bedruckt ist – ein Symbol der Bikergang. Das Verbot des Tragens dieser Kennzeichen bezieht sich aber nur auf Bremer Mitglieder der Hells Angels. Auswärtige Rocker dürfen ihre Symbole weiterhin im Stadtgebiet tragen.
Noch ist das neue Lokal eine Baustelle
Neugründungen oder die Bildung von Ersatzorganisationen sind seit 2013 ebenfalls gesetzlich untersagt. „Mit dem Verbot wurden die bestehenden Strukturen damals zerschlagen“, sagt Nicolai Roth, Sprecher der Innenbehörde.
Man beobachte auch die neuen Entwicklungen in der Stadt sehr genau und befände sich im engen Austausch mit der Polizei. „Wir wissen, dass sich Personen mit Rockerkutten wieder im Stadtgebiet bewegen“, sagt Roth.
Noch ist das neue Rocker-Lokal „Parzelle Eins“ eine Baustelle. Der ehemalige Imbiss befindet sich zwischen Bahngleisen und Schrebergärten an der Waller Straße. Der Zaun um das Gelände wurde mit einer weißen Plane verhüllt, innen läuft offenbar der Umbau: Männer hätten Barhocker, einen Kühlschrank und allerlei Werkzeug hineingetragen, berichtet ein Augenzeuge.
Die Polizei bestätigt, dass Beamte in dem Lokal Mitglieder der Hells Angels angetroffen hätten. Ob es sich dabei um Bremer handelte, ließ die Behörde offen.
Weitere polizeiliche Kontrollen angekündigt
Am 24. Juli wurde die Polizei von einem Anrufer alarmiert, der sich über „Lärm, Rufe und Partygeräusche“ im Bereich der „Parzelle Eins“ beschwerte. Vor Ort hätten die Polizisten jedoch keinen Anrufer und keine hilfsbedürftigen Personen angetroffen und den Einsatz daraufhin beendet, berichtet Sprecher Matthiesen.
Die Polizei will das Treiben der Rocker genau beobachten und kündigt weitere Kontrollen an. „Bremen duldet keine territorialen Machtansprüche von Rockergruppierungen", so Matthiesen.
Der Umbau der „Parzelle Eins“ läuft indes weiter. Ein Beiratspolitiker aus Bremen-Nord besuchte die Rocker: Fritjof Balz, Ex-Mitglied der Partei „Bürger in Wut“. Als er Ende vergangenen Jahres ins Lager der AfD wechseln wollte, lehnte diese seinen Mitgliedsantrag ab. Zuvor waren im Internet Fotos aufgetaucht, die Balz zusammen mit Rechtsradikalen und Hooligans vor dem Bremer Hauptbahnhof zeigen sollen. Jetzt sitzt er als parteiloses Mitglied im Beirat Blumenthal.
Balz äußert sich nicht zu Aufenthalt in der Rocker-Kneipe
Fotos, die dem WESER-KURIER vorliegen, zeigen Balz vor dem Lokal „Parzelle Eins“. Auf den Bildern trägt Balz ein T-Shirt mit der Aufschrift „Forever two Wheels – Keep it raw“. Zu seinem Aufenthalt in der neuen Rocker-Kneipe will sich Balz auf Nachfrage des WESER-KURIER nicht äußern, leugnet eine Verbindung zu den Hells Angels aber auch nicht.
„Dazu gibt es von meiner Seite keinen Kommentar“, sagt er knapp am Telefon. Die Rückkehr der Hells Angels hat auch die Politik auf den Plan gerufen: Die Linke in Bremen-Walle will prüfen, was gegen die Rocker unternommen werden kann. Auch der Beirat will das Thema auf die Agenda setzen.
Wolfgang Budde befürwortet „Null-Toleranz-Strategie“
Wolfgang Budde weiß, wie es sich anfühlt, mit Rockern in einer Nachbarschaft zu leben. Jahrelang hat er sich in einer Bürgerinitiative gegen das frühere Hells-Angels-Klubhaus „Angels Place“ am Dobben gewehrt und einen Runden Tisch mit Beiratsmitgliedern, Polizei und Anwohnern organisiert.
Jetzt müssten die Sicherheitsbehörden gegen die Rocker erneut eine „Null-Toleranz-Strategie“ fahren, sagt Budde. Er hofft, dass auch die Bürger in Walle gegen die Rocker mobil machen. „Die Anwohner müssen diesen Leuten zeigen: Ihr seid hier nicht gewünscht.“