Die Kandidatenauswahl ist vollzogen – Carsten Sieling soll es machen. Eine Woche lang hat es gedauert, bis die Bremer SPD einen Nachfolger für Jens Böhrnsen gefunden hatte. Dem kommenden Bürgermeister bleibt nicht viel Zeit zum Innehalten, denn Stadt und Land haben zahlreiche Probleme, die bewältigt werden wollen. Unsere Redaktion hat prominente Köpfe der Stadt am Montagabend gefragt, was sie von der Wahl der Bremer SPD-Spitze halten und welche Wünsche sie an den künftigen Bürgermeister richten. (fis/ano/fea)
Meinungen von prominenten Bremern Herr Sieling, übernehmen Sie!
Die Kandidatenauswahl ist vollzogen – Carsten Sieling soll es machen. Unsere Redaktion hat prominente Köpfe der Stadt am Montagabend gefragt, was sie von der Wahl der Bremer SPD-Spitze halten. Ihre Meinungen können Sie in einer Fotostrecke sehen.
Der Bürgermeister, Jens Böhrnsen: Der Landesvorstand der Bremer Sozialdemokraten hat mit Carsten Sieling einen sehr guten Kandidaten nominiert. Er ist ein exzellenter Kenner der Bundes- und Landespolitik, der weiß, welche finanziellen Herausforderungen zu meistern sind und der weiter daran arbeiten wird, die Zukunft unseres Bundeslandes zu sichern und gute Rahmenbedingungen für eine starke Wirtschaft, Bildung, sozialen Zusammenhalt und innere Sicherheit zu schaffen.

Jörg Kastendiek, Landesvorsitzender der CDU Bremen: Mit Carsten Sieling hat sich der SPD-Landesvorstand für einen Politiker mit langjähriger Erfahrung als Bürgerschafts- und Bundestagsabgeordneter entschieden. Er steht hier in Bremen vor großen Aufgaben und Herausforderungen. Ob er wirklich für den dringend benötigten Neuanfang steht, muss er unter Beweis stellen. Ein Weiter so wie bisher darf es im Sinne unserer beiden Städte jedenfalls nicht geben.

Lencke Steiner, FDP-Spitzenkandidatin im Bürgerschaftswahlkampf: Eine gute Entscheidung. Da hat sich die SPD den Besten ausgesucht, den sie hat. Carsten Sieling hat gute Verbindungen nach Berlin, und ich hoffe, dass wir mit ihm eine starke Stimme in der Bundespolitik haben. Ich habe ihn bisher als offene und kommunikative Persönlichkeit erlebt. Deswegen freue ich mich auf die politischen Debatten mit ihm.

Ralph Saxe, Vorsitzender der Bremer Grünen: Ich gratuliere Carsten Sieling, den ich als integrative Persönlichkeit schätze. Das ist eine gute Lösung für die SPD. Ich sehe derzeit eine Mehrheit von fünf Stimmen für Rot-Grün. Aber das Weitere wird die SPD intern besprechen. Es ist ja nicht allein Sache des Bürgermeisters. Wir haben auch noch eine interne Aussprache. Dann hoffe ich, dass wir bald in gemeinsame Gespräche gehen. Über das Ob und das Wie.

Kristina Vogt, Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion Die Linke: Wir erwarten von Herrn Sieling, der ja als Parteilinker gilt, dass er Rot-Grün weiterführt und dass er auch mit uns spricht. Rot-Grün ist 2007 mit großer Euphorie gewählt worden und hat dann in der letzten Legislaturperiode nur noch verwaltet und nicht gestaltet. Ich hoffe, dass aus der sozialen Schieflage und der niedrigen Wahlbeteiligung jetzt Konsequenzen gezogen und Weichen anders gestellt werden. Bildung und Qualifikation gehören zu den wichtigen Themen, um etwas zu ändern. Herr Sieling soll sich auch uns gegenüber erklären.

Cornelia Hopp, Vizepräsidentin im Bundesvorstand des Verbands Deutscher Unternehmerinnen und dessen frühere Landesverbandspräsidentin: Ich finde es enttäuschend. Ich glaube, als Unternehmer kann man mit jemandem, der den linken Parteiflügel vertritt, nicht zufrieden sein. Sieling sagt ganz klar, dass er Rot-Grün so weiterführen will. Ich habe den Eindruck, dass die SPD das Signal der Wähler nicht aufgenommen hat, die mit der rot-grünen Politik nicht zufrieden sind. Ich hätte mir einen Überraschungseffekt gewünscht, jemanden, der für Erneuerung und Aufbruch steht.

Hans-Christoph Hoppensack, Sozial-Staatsrat a. D. und Mitbegründer der Bürgerstiftung Bremen: Carsten Sieling ist eine gute Wahl. Er versteht etwas von Wirtschaft und Finanzen und kennt aus langjähriger Erfahrung, was Bremen und seine Menschen brauchen. Auch einen Bürgermeister zum Anfassen.

Christoph Weiss, Präses der Handelskammer: Linke Ideologien kann sich der Bremer Bürgermeister in der heutigen Zeit sicher nicht leisten, aber die Realität hat ja schon so manchen geläutert. Ich wünsche Carsten Sieling im Interesse Bremens viel Erfolg bei den schwierigen Aufgaben. Für eine wirtschaftsfreundliche Politik verdient er die vollste Unterstützung aller Parteifarben.

Volker Redder, Regionalkreisvorsitzender des Verbands „Die Familienunternehmer“: Die Entscheidung der SPD für Carsten Sieling ist richtig. Bei den Verhandlungen zur Neuregelung des Länderfinanzausgleichs brauchen wir jemanden mit einem guten Netzwerk in Berlin. Außerdem hatte Carsten Sieling immer ein gutes Verhältnis zum Bremer Mittelstand. Auch das kann uns doch nur nützen.

Arnold Knigge, Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Bremen: Wir hoffen, dass Carsten Sieling als neuer Bürgermeister im Interesse der Menschen, für die wir als Wohlfahrtsverbände arbeiten, viel Erfolg haben wird. Und dass er als Bürgermeister die gute wirtschaftliche Entwicklung und die sprudelnden Steuereinnahmen dafür nutzt, die bedrückende Armut in Bremen und Bremerhaven aktiv zu bekämpfen.

Christian Schäfer, Spitzenkandidat der AfD, sieht in Sielings Nominierung „eine klare Absage an Reformen und eine Festlegung auf Rot-Grün. Falls nach dem endgültigen Wahlergebnis in Bremerhaven die AfD doch noch ein fünftes Mandat erringt, könnte der Vorsprung von Rot-Grün auf einen Sitz schrumpfen. Mit Sieling könnte so Rot-Rot-Grün zu einer realen Bedrohung werden“.

Peter Kruse, Präsident der Arbeitnehmerkammer: Eine gute Wahl für Bremen, ich bin mit der Entscheidung des SPD-Landesvorstandes sehr zufrieden. Carsten Sieling ist handlungsstark, integrativ und engagiert. Und ich bin davon überzeugt, dass die Interessen der Bremer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei ihm ein offenes Ohr finden.

Uta Kummer, Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Stadt: Wir stellen inhaltliche Anforderungen an jeden sozialdemokratisch geführten Senat. Ein großes Thema, das uns auch an den Wahlständen immer wieder begegnet ist, ist die Bildungspolitik. Bei den Menschen muss ankommen, dass wir für Bildung und Chancengerechtigkeit etwas tun. Da muss sicher eine Schippe mehr drauf. Auch der Wohnungsbau und der soziale Zusammenhalt insgesamt sind Themen für die nächsten Jahre. Mit Carsten Sieling kann das gut gelingen.

Gerd Meyer-Rockstedt, Landesvorsitzender des Sozialverbands in Bremen: Das ist für mich eine echte Freude. Ich hoffe, dass wir nun einen besseren Zugang zum Bürgermeister haben werden als das bei seinem Vorgänger Jens Böhrnsen der Fall war. Carsten Sieling ist den Menschen sehr zugewandt. Und er ist jemand, der sagt, was er denkt, und diese Meinung dann auch glaubwürdig vertritt.

Cornelius Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Land Bremen: Bremen steht vor enormen Herausforderungen, aber es verfügt auch über eine beeindruckende Wirtschaftskraft. Diese gilt es zu nutzen. Wir bieten dem neuen Bürgermeister die Weiterführung der guten Zusammenarbeit an. Fortgesetzte Belastungen durch neue Regulierungen auf Landes- wie Bundesebene würden die Spielräume der Unternehmen hingegen unnötig einengen.